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In VOIDS werden alle Ausstellungen zusammengeführt, die rigoros nichts präsentierten – ohne weiteren Inhalt – und den Raum, der für sie bestimmt war, kompromisslos leer beliessen. Alle grossen, historischen leeren Ausstellungen von den 1950er Jahren bis heute erfahren in den Räumlichkeiten der Kunsthalle Bern eine Neubelebung.

Das Prinzip leerer Ausstellungen bildet ein wiederkehrendes Muster der Kunstgeschichte in den vergangenen 50 Jahren, welches eine solche Verbreitung erreichte, dass es für die Gegenwartskunst beinahe zum Klischee geworden ist. Seit Yves Kleins Ausstellung The Specialization of Sensibility in Raw Material State into Stabilized Pictorial Sensibility von 1958 in der Iris Clert Gallerie haben nahezu leere Ausstellungen verschiedene Arten von Leere definiert. Einmal mit der Bedeutung, Sensibilität zu signalisieren wie bei Klein, einmal als direkte Übereinstimmung zwischen der Kunst und ihren niedergeschriebenen Grundsätzen wie bei Art & Language (1966), manchmal erschien die Leere als Gipfelpunkt einer konzeptuellen oder minimalistischen Praxis wie bei Robert Barrys Ausstellung Some places to which we can come, and for a while be free to think about what we are going to do (1971) oder auch als die Sehnsucht, eine Institution zu leeren und sich auf eine Erfahrung zu konzentrieren von walking through the cosmic rays („durch die kosmischen Strahlen wandeln“), wie bei Stanley Brouwn (1970 & 2001), oder dann, wie bei Michael Asher (1974), um den Beginn einer Institutionskritik anzuregen. Manchmal geht es auch darum, das Wesen der Leere zu manifestieren, als Bekräftigung, dass ein leerer Raum niemals leer ist, wie bei der Berkley Ausstellung von Maria Nordman vom 21. Juni 1977. Gelegentlich besteht die Absicht darin, das Publikum zu täuschen, indem es glauben gemacht wird, dass mehr vorhanden ist, wenn tatsächlich nichts vorhanden ist, wie 2006 bei Roman Ondaks Ausstellung More Silent Than Ever (room fitted with eavesdropping devices). Manchmal verweist die Leere auf den Wunsch, durch die Hinzufügung von nichts mit dem Raum in Verbindung zu gelangen statt mit den Objekten, wie bei Bethan Huws’ Ausstellung im Haus Esters (1993), oder sie steht für ein unerfülltes Versprechen, wie bei Piero Manzoni in The artists’ spirit resides here (1962). Dann gibt es noch das Festival of Nothing von Ben, oder stattdessen eine Geste, die das Gegenteil von Leere behauptet, wie bei Laurie Parsons’ complete withdrawal (1996) oder bei Maria Eichhorn (Kunsthalle Bern, 2001) und die Absicht verfolgt, nichts auszustellen, jedoch alles zu zeigen.

Ein Team von Kunstvermitterinnen und Kunstvermittlern wird die Besucher durch die Ausstellung in der Kunsthalle Bern begleiten und als dynamische Präsentation die leeren Ausstellungen in all ihrer Vielfältigkeit wiederbeleben.

Es wurde eine umfangreiche und erschöpfende Publikation zur Ausstellung herausgegeben mit mehr als 35 Originaltexten von (u.a.) Jon Hendricks, Lucy Lippard, Sadie Plant, Saul Anton, Bernard Blistene, Reiko Tomii, Peter Weibel, Claude Parent, Jon Savage, Guy de Bievre, Anne Moeglin Delcroix, Jacque Villeglé, Ben Vautier, Stuart Comer, Morgan Fisher, Laurent Le Bon, Philippe Alain Michaud, Christophe Cherix, Simon Ford... Der Band, koproduziert von JRP/Ringier – Centre Pompidou – Kunsthalle Bern, Reproduziert einen eindrucksvollen Umfang an historischen Dokumenten und Bildern im Zusammenhang mit allen in VOIDS vertretenen leeren Ausstellungen sowie einer grossen Zahl an Ausstellungen, in denen die Leere das zentrale Element war.

Während der Ausstellung finden Symposien, Gesprächsrunden, Konzerte sowie Filmpräsentationen rund um das Thema von leeren Ausstellungen, Unsichtbarkeit und das Nichts statt.

Das internationale Beratungskomitee besteht, unter anderem, aus Jon Hendricks (NY), Tom Marioni (San Francisco), Ben Kinmont (NY), Kristine Stiles (Durham, NC, USA), Adrian Glew (Tate Britain, London), Kasper Koenig (Köln), David Toop (London), Stuart Comer (Filmkurator Tate Modern, London), Philippe Pirotte (Direktor Kunsthalle Bern), Laurent Le Bon (Senior Kurator Centre Pompidou Centre).

Die Ausstellung wurde produziert durch das Centre Pompidou in Paris und die Kunsthalle Bern. Die Kuratoren sind John Armleder, Mathieu Copeland, Gustav Metzger, Mai-Thu Perret und Clive Phillpot.

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VOIDS- eine Retrospektive über leere Ausstellungen
Kuratoren: John Armleder, Mathieu Copeland, Mai-Thu Perret, Clive Phillpot, Gustav Metzger, Philippe Pirotte.

Künstler: Yves Klein, Art & Language, Robert Barry, Robert Irwin, Stanley Brouwn, Bethan Huws, Maria Eichhorn, Roman Ondák