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Stuart Croft – Hit Stuart Crofts Filme sind dunkle Spiele aus Rätseln und Intrigen, in denen der Betrachter in verschiedene Erzählungen hineingezogen wird, die nur zu Beginn zusammen zu hängen und sich chronologisch zu entwickeln scheinen.

Croft über sein Video Hit: “Es gibt zwei Dialog-Rollen: A und B. Es gibt drei Akteure für die beiden Rollen. Dasselbe Skript wurde dreimal gedreht, mit drei verschiedenen Kombinationen der Akteure. In jeder neuen Sequenz übernimmt der Spieler, der vorher die Person B gespielt hat, die Rolle der Person A. Es gibt also drei unterschiedliche Versionen desselben Skripts.

Während Hit in erster Linie diese rätselhafte Geschichte über Macht und Sex erzählen und die Komplexität von Charakter und die Schwierigkeiten in Beziehungen zeigen möchte, stellt es auch eine weitere, eine formale Erzählung über Filme-Machen, Vorurteile, Illusion und Wahrheit in der Kunst dar.

Geissler/Sann – Two Tales of Love, Music and Peace ain’t no fun Untertiteltes Playback-Video zu Teilen eines 1989 erschienen Titels von Rap-Star Snoop Doggy Dog.

Soldiers of the Federal Republic of Germany, ranks increasing Dieses Video ist mit Kooperation des Oberheeresführungskommandos in Koblenz entstanden und dort auch gefilmt. Die Sequenz der Soldaten der Bundeswehr, in Dienstgraden aufsteigend, ist eine lineare Anordnung der authentischen Ranghierarchie und deren Projektion in der Zeit.

Beide Sequenzen verbinden Bild und Musik im gleichen dramaturgischen Schema. Ob Playback oder Karaoke, Superstar oder Fernsehzuschauer, medialer User oder freiwillig kasernierte Existenz. Auf der Basis der Technik und der Medien lässt sich jede Nuance der Selbstillusion inszenieren, im privaten wie im öffentlichen Raum. In der Musik verbinden sich Wünsche und Vorstellungen von Liebe und Frieden. Beide unter uneindeutigen, verwahrlosten Umständen – erneut im privaten wie im öffentlichen Raum.

Dionisio González – Visôes do Perímetro Dieses Video zeigt in einer einzigen Einstellung die Favelas der Stadt Sao Paulo, der Stadt, die nie still steht. Und eben diese Dynamik und diese ständige Bewegung stellt eines ihrer größten Probleme dar: Die Verlorenheit der Parias, der Ausgeschlossenen angesichts einer Wirtschaftspolitik, die den Geboten der Geschwindigkeit folgt, der Dromologie, wie sie Virilio sieht. Diese ultraliberalistische Politik führt zu einer optischen Erweiterung des vertikal erschließbaren städtischen Raums im Gegensatz zum Stillstand und der Unbeweglichkeit der herunter gekommenen Bezirke, der Behausungen, die im Gegensatz dazu wie eine Collage, wie etwas Zusammengewürfeltes, wie ein Gemisch anmuten – ein Gemisch, das dem Übermaß an Zierrat oder Überflüssigem entstammt. Die größte Kontroverse bei diesen prekären und keiner Ordnung unterworfenen Behausungen ist die, dass eine permanente Bewegung herrscht:

- Ethnokulturelle Bewegungen, hervorgerufen durch die Kontingente inländischer Emigranten. - Strukturelle Bewegungen, hervorgerufen durch eine Flickenteppicharchitektur, die Stück um Stück entsteht.

Ein weiteres Paradoxon liegt in der Lichtästhetik und in dem Identitären und Zigeunerhaften dieser Behausungen gegenüber sozialen Strukturen und Gewohnheiten, die das Licht auflösen, das heißt, sie könnten als Gegenpanoptika definiert werden.

Sigalit Landau – Three man hula Drei Männer, die versuchen, als einer zu handeln. Miteinander. Wie ein Körper. Ein Körper mit drei Köpfen. Gefangen in der Geschwindigkeit einer zentrifugalen Bewegung. Ein Tanz innerhalb eines Algorithmus. Eine geschlossene Welt. Zentriert aber schwankend. Ein Zentrum ohne Anziehung. Ein sinnlicher und aufregend aussichtsloser Versuch.

Sigalit Landau baute einen riesigen Hula-Hoop-Reifen mit drei Metern Durchmesser und drehte das Video mit drei Schauspielern aus Cambridge, die sich seit ihrer Kindheit kannten. Der Loop wurde 1999 in der Chisenhale Gallerie in London aufgenommen.

Javier Peñafiel – Trust wished to penetrate In seinen unbequemen Videofilmen versucht Javier Peñafiel, dem Betrachter eine Welt jenseits der alltäglichen Schilderung der Wirklichkeit zu eröffnen. Er deckt die durch den Verstand fiktionalisierte, versteckte Obszönität dieser Wirklichkeit auf und bietet uns gleichzeitig minimalistische Atempausen einer „unsichtbaren“ Realität an, die nichts ausdrückt und erklärt. Eben dies führt zu einer Aufdeckung dieser ominösen inneren Welt der Realität, die wir vermeiden zu betreten, und damit zu einer unangenehmen Regungslosigkeit.

Den Höhepunkt dieser beunruhigenden Unterwerfung der Einzelnen unter ihre innere Welt (von der ihre Häuser die ersten Widerspiegelungen sind) stellt das Video „Trust wished to penetrate“ dar. Hier beschwört der Künstler eine besonders hemmungslose Szenerie herauf, untermalt durch den anhaltenden, spektralen Ton des immer wiederkehrenden Mantras. Während die Hand weiche Berührungen an der Tür vollführt, scheint die Kamera ihre eigenen Entscheidungen über die Grenzen der Szene zu treffen. In diesem derben Streifen vermischen sich Handlung und Vision zwar, sind jedoch gleichzeitig auch voneinander getrennt. Dies intensiviert das Gefühl von Unbehagen beim Betrachter und erhöht sich der Grad der Spannung und der von Häuslichkeit und allen anderen Formen der Beschränkung verschleierten Beklemmung. So gesehen ist das Haus im Besitz der bedeutendsten Schlüssel zu heutiger Trostlosigkeit.

Jaime Pitarch – Me myself and I Me myself and I ist nichts anderes als mein Selbstporträt. Ein Selbstporträt von mir und gleichzeitig ein von mir gemachtes Selbstporträt von Dir. Es ist ein von mir geschaffenes Selbstporträt vom Rest der Welt.

Mein Gesicht scheint sich wie von einem unerklärlichen und autonomen Willen gesteuert zu bewegen, losgelöst von meinem eigenen Willen. Die Welt auf der anderen Seite der Glasscheibe wird ebenfalls von einem autarken Willens gelenkt. Es gibt keine Unterscheidung zwischen dem, was den Rest der Welt bewegt und dem, was mich bewegt.

Jaime Pitarch, 2005 Pressetext

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VideoRemix

mit Stuart Croft, Geissler / Sann, Dionisio González, Sigalit Landau,
Javier Penafiel, Jaime Pitarch