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20./21. Februar - 6./7. März. - 20./21. März - 10./11. April jeweils von 12.00 Uhr bis 18.00 Uhr im Veranstaltungsraum der Galerie der Gegenwart

Videokunst ist seit den ersten Manipulationen des TV-Bildes durch Nam June Paik und Wolf Vostell (1963) zu einem komplexen Aktionsfeld der audio-visuellen Künste geworden. Inzwischen spricht man übergreifend von Medienkunst, um den vielfältigen Erscheinungsweisen gerecht zu werden. In Zusammenhang mit den kürzlich eingerichteten Videoinstallationen „dial H-I-S-T-O-R-Y" (1997) von Johan Grimonprez und „Stasi City" (1996) von Jane und Louise Wilson präsentiert die Hamburger Kunsthalle eine Auswahl aus ihrer umfangreichen Sammlung zur Videokunst. Sehenswerte Bänder aus den frühen Tagen aber auch aktuelle Produktionen sollen einen Eindruck von den Themen, den spezifischen Formen und der Entwicklung dieses komplexen Mediums geben.

An zwei Wochenenden im Februar und März werden jeweils von 12:00 -18:00 Uhr Videos von Künstlern vorgeführt und an zwei weiteren Wochenenden im März und April Videos über Künstler: Dokumentationen, die das Programm der Künstlervideos mit konkreten Hintergrundinformationen ergänzen, die kunstgeschichtliche Entwicklungslinien nachzeichnen, Gattungen beschreiben und Künstler bei ihrer Arbeit im Atelier vorstellen.

Abschließend werden historische Raritäten aus den Fernseharchiven zu folgenden Schwerpunkten gezeigt: Geschichte der Videokunst, ihre Gattungen und Protagonisten, aber auch Raritäten aus den Fernseharchiven.

Das Programm mit Videos von Künstlern wird von Frank Barth, Kathrin Busch, Ulrike Heidelbach und Dirck Möllmann vorgestellt.

Dr. Viktoria von Flemming präsentiert die von ihr ausgewählten Beiträge mit Videos über Künstler.

Bis in die 80er Jahre hinein sind die Aspekte Massenmedien und Fernsehen, Performance und Körpererfahrungen, Form- und Prozeßuntersuchungen die maßgeblichen Themen der Videokunst. Die Zusammenstellung der ersten drei Tagesprogramme mit Künstlervideos folgt diesen Gesichtspunkten.

Der kulturelle Faktor des Mediums Fernsehen wird in Künstlervideos sehr unterschiedlich thematisiert: als Kommunikationsforum oder Machtinstitution, als Objekt künstlerischer Aneignung, in seiner apparativen Form oder als allgegenwärtiges Möbelstück. Die kulturkritische Auseinandersetzung folgt z. B. der engen Verbindung zwischen Videotechnik, Fernsehen und Kriegsbildern, die in Arbeiten zum Vietnamkrieg (Vostell, Sun in your Head, 1963) und dem ersten Golfkrieg (Paper Tiger TV, 1991) angesprochen wird. Einen affirmativen Gebrauch des Mediums zeigen die audio-visuellen Syntheziserexperimente in Nam June Paiks Global Groove (1973).

Das Medium Video steht, bei aller technischen Ähnlichkeit, generell für Eigenproduktionen und nicht für öffentlich-rechtliche Sendungen. Das kostengünstige Material und seine einfache Handhabung ermöglicht längere Live-Aufnahmen bzw. Mitschnitte von Aktionen. Das Closed-Circuit-Verfahren (gleichzeitige Aufnahme und Wiedergabe) gestattet eine spezifische Überwachung, sich selbst mittels der Technik live im Bild zu sehen, die einen Handlungsraum zwischen Wirklichkeit und ihrem Abbild eröffnet. Diese neuartige Bildwirklichkeit wird in der frühen Phase der Videokunst eingehend auf ihre technischen, materialen und formalen Qualitäten hin untersucht. Die künstlerische Handlung zielt nicht auf ein Endprodukt, sondern ihr zeitlicher Vollzug ist das „Werk" und Video ist das Medium seiner Übermittlung.

Die Körperaktionen einzelner Künstler betonen somit auch die Ebene bildlich vermittelter Wirklichkeit in den Mediengesellschaften. Sie wird explizit zum Thema in den Aktionen und Performances, welche die Geschlechterdifferenz zum Ausgang ihrer Arbeiten nehmen. So u.a. bei Valie Exports frühen Körperaktionen (70er Jahre), Gina Panes Selbstverletzungen (1975), Hannah Wilkes gestischer Performance (1974), oder Orlans „kosmetischen" Operationen. Die Gegenüberstellung von Videobändern zur Mediengesellschaft und als Performance veranschaulicht solche Querverbindungen.

Der Tag zu Video und Form/Prozeßuntersuchungen nimmt einige der oben genannten Aspekte auf und veranschaulicht sie mit Beispielen zu technischen Bildexperimenten und formalistischen Lösungen.

Einen eigenen Akzent setzt der Schwerpunkt zu Video und Lebensart mit einem Großteil an Beiträgen junger Hamburger Videokünstler, die zugleich die gewandelten Formen und Inhalte dieses Mediums zum Ende der 90er Jahre präsentieren.

Mit den Dokumentationen zur Geschichte der Videokunst und den nachfolgenden Künstlerportraits werden Fernsehfeatures durch Viktoria von Flemming vorgestellt, die eine andere Perspektive im Blick auf Videokunst einnehmen. Teilweise in derselben Zeit produziert, sind sie selbst Bestandteil der Geschichte des Fernsehens geworden. Die Raritäten aus ihrem Fernseharchiv bilden im April einen eindrucksvollen Abschluß der Veranstaltungsreihe.

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VIDEO CLUB 99
Videos von Künstlern, vorgestellt von Frank Barth, Kathrin Busch, Ulrike Heidelbach, Dirck Möllmann
Videos über Künstler, vorgestellt von Viktoria von Flemming

mit Johan Grimonprez, Michael Kress, Jane & Louise Wilson, Wolf Vostell, Paper Tiger Television , Nam June Paik, VALIE EXPORT, Gina Pane, Hannah Wilke, Orlan , ...