press release only in german

Vertigo. Op Art und die Geschichte des Schwindels 1520-1970
23.11.2019 - 19.04.2020

»Op Art: Bilder, die das Auge attackieren« – so beschrieb der Kunstkritiker Jon Borgzinner 1964 im Time Magazine die neue Kunstrichtung, die sich seit Mitte der 1950er-Jahre als europäische Bewegung in verschiedenen Ländern entwickelt hatte.

Die Op Art unterscheidet sich von den traditionellen Herangehensweisen der Kunst, indem sie nicht mehr Inhalte transportiert, sondern sich auf extreme Wirkungen fokussiert. Geometrische, vibrierende Muster, insbesondere Spiralen, optische Kippeffekte und verzerrte oder zu Moirés überlagerte Raster sind nur einige der Mittel und Strategien, welche diese Kunst in Bildern, Objekten, Erfahrungsräumen und Filmen zur Anwendung bringt. Als raumerweiterndes Medium tritt das Licht in unterschiedlichsten Formen auf. Die Kunstwerke der Op Art zielen auf eine gesamtkörperliche Erfahrung, die bis zu einer sensorischen, Schwindel erregenden Überforderung reichen kann. Auf diesen Aspekt verweist der Titel Vertigo, der Alfred Hitchcocks berühmten Film von 1958 entlehnt ist.

Die Ausstellung setzt erstmals Op Art mit Kunstwerken des 16. bis 18. Jahrhunderts in Beziehung, in denen vergleichbare Verfahren der Sinnesmanipulation eine Rolle spielen. Die von der Op Art vollzogene Abkehr von Harmonie und Ausgewogenheit zugunsten von Irritation, heftiger Effekte und Täuschung entspricht einem Wandel vom Klassischen zum Antiklassischen – wofür der Manierismus als epochenübergreifender Begriff steht. »Vertigo« begreift entsprechend die Op Art als einen Manierismus der konkreten Kunst des 20. Jahrhunderts.

Kurator_innen der Ausstellung:
Eva Badura-Triska (mumok)
Eva-Marina Froitzheim (Kunstmuseum Stuttgart)
Markus Wörgötter (freier Kurator)

In Kooperation mit dem mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien