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Nachdem Verena Landau eine Zeitlang die Bedingungen und Mechanismen von Kunst im wirtschaftlichen Kontext hinterfragt hat, kehrt sie nun anlässlich der Jubiläumsschau des Kunsthauses Erfurt wieder zu den Anfängen ihres Diskurses zurück, nämlich Bilder aus Spielfilmen anderer Autoren in das Medium der Malerei zu übersetzen. Allerdings sind es nun nicht mehr die vom Neorealismus beeinflussten Schwarz-Weiß-Filme der 60er Jahre, die sie in ihrer Serie „foreign-I-movement“ inspirierten, das utopische Potential neurotischer Frauenfiguren und ihre Position in der Gesellschaft zu beleuchten, sondern Filme, die innerhalb der letzten 15 Jahre entstanden sind. Filme u.a. von Tom Tykwer, in denen es um Frauen geht, die an einem besonderen Punkt ihrer Entwicklung, an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen.

„Realistisch malen heißt eben nicht abzubilden, was man sieht, sondern zwischen Abbildung und Abgebildetem zu unterscheiden" (Bazon Brock). Verena Landau tut dies, indem sie die Vorlage verändert, indem sie die im Film dargestellten Szenen teilweise reduziert, Detailformen zu größeren homogenen Flächen zusammenzieht, Umrissformen nur andeutet, perspektivische Bezüge weitgehend auflöst und Kontraste verschleift. Die anscheinend zufällige Unschärfe wird zum malerischen Prinzip erhoben. Gerade weil das filmische Bild die Wirklichkeit wenigstens in ihrer Oberfläche wiederzugeben scheint, versucht die Künstlerin durch transparente Schichtung, durch Übermalen oder mit methodisch eingesetzter Unschärfe dem Eindruck fotografischer Treue entgegenzuwirken. Hier wird das Medium selbst zum befragten Gegenstand. Dabei scheint das jeweilige Standbild bewusst als Ausschnitt aus einem größeren Zusammenhang herausgenommen. Die Grenzen zwischen unserem realen Raum und dem fiktiven Bildraum werden fließend. Durch den Filter eines fremden Mediums mit all seinen Brechungen ermöglicht Verena Landau uns einen neuen Zugriff auf die Realität. Es geht um Bewegung, um den Übergang von einem Ort oder einem Zustand zum anderen, um Transitorisches. Um Wechselwirkungen zwischen den Medien und unserer Wahrnehmung, zwischen Bild und Vorlage, zwischen Bild und Raum, aber auch zwischen Bild und Betrachter. Nach wie vor spielt der die Protagonistinnen umgebende Raum als Gradmesser ihres Verhältnisses zur Gesellschaft eine wichtige Rolle, aber während sie in den früheren Arbeiten oftmals eher verloren, an den Rand gedrängt oder durch die Architektur bedroht wirkten, ergreifen sie in den neueren Bildern Besitz von den Räumen, brechen aus oder treten hinaus. Das Frauenbild scheint sich – vor allem bei den jüngeren Filmemachern – allmählich zu verändern...

Dr. Bärbel Schulte

Pressetext

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Verena Landau
permanent transition