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Die Sammlung enthält Gemälde und Grafiken so bedeutender Künstler wie Camille Corot, Gustave Courbet, Charles-Francois Daubigny, Narcisse Diaz, Charles Jacque, Jean-Francois Millet, Theodore Rousseau, Constant Troyon und Felix Ziem. Um 1830 wagten diese Künstler einen revolutionären Schritt. Sie beschlossen, ihre Landschaftsbilder entgegen der akademischen Tradition nicht mehr im Atelier, sondern in unmittelbarer Auseinandersetzung mit der Natur, direkt vor Ort zu malen. Die idealen Bedingungen dafür fanden sie unweit von Paris im Wald von Fontainebleau und dem Dorf Barbizon.

In der Arbeit unter freiem Himmel formten diese Künstler in der realistischen Wiedergabe schlichter Naturausschnitte und einem speziellen Sensorium für Licht- und Stimmungswerte einen neuen Typus der Landschaftsmalerei, das "paysage intime". Die Werke der "Schule von Barbizon" etablierten die Freilicht- respektive Pleinairmalerei und waren richtungsweisend für die Entwicklung des Realismus in der Kunst des 19. Jahrhunderts. Ihre Arbeitsweise in der freien Natur war von wesentlicher Bedeutung für die nachfolgende Generation der Impressionisten. Die Wirkung, die von Barbizon ausging, hat über die Grenzen Frankreichs hinaus ihren Niederschlag in allen größeren europäischen Zentren der Landschaftsmalerei gefunden. Um die Jahrhundertmitte gelangten die Einflüsse des Pleinair auch nach Österreich und bildeten einen vorerst kaum beachteten Gegenpol zum konservativen Klima der akademischen Tradition. Das Werk August von Pettenkofens markierte diesbezüglich einen Anfang und öffnete den Weg für eine neue Generation von Landschaftsmalern, die Künstler des österreichischen Stimmungsrealismus. Durch die "Schule von Barbizon" fühlten sich Emil Jakob Schindler, Eugen Jettel, Rudolf Ribarz, Robert Russ und Tina Blau in ihrer Hinwendung zur Freilichtmalerei bestätigt, für Theodor von Hörmann war es die einzig akzeptable Form einer künstlerischen Auseinandersetzung mit der Natur. Auch wenn die Werke der Österreicher in den Reihen der (akademischen) Kollegen und Kritiker vorerst auf harte Ablehnung stießen, erfreuten sie sich beim Publikum zunehmender Beliebtheit. Auf den Errungenschaften der "Schule von Barbizon" aufbauend, wurde der Stimmungsrealismus über mehrere Generationen selbst vorbildhaft für die Landschaftsmalerei in Österreich. In Wien und Niederösterreich war es der Schindler-Kreis mit Carl Moll, Olga Wisinger-Florian und Marie Egner, sowie Hugo Darnaut, die das Erbe des Stimmungsrealismus bis ins 20. Jahrhundert weiterführten und eine Reihe von jüngeren Künstlern prägten. Ganz in dieser Tradition stehen beispielsweise die malerischen Wachaulandschaften von Max Suppantschitsch und Eduard Zetsche. Und auch in der "Provinz" setzten sich allmählich reformerische Ideen durch. Relativ spät, erst um die Jahrhundertwende, öffnete sich die Steiermark den realistischen Tendenzen, dann allerdings mit solcher Vehemenz, dass diese die bestimmenden Kräfte über Jahrzehnte hin wurden. Zu den herausragenden Künstlern, die das bis dahin so unbewegliche und konservative Klima aufgelockert haben, zählten Alfred Zoff und Constantin Damianos. Ihre protoimpressionistische Naturauffassung hat gerade in der Steiermark eine starke und langanhaltende Nachfolge erfahren, wie in den Werken von Marie Baselli, Rudolf Zelenka und Ferdinand Pamberger.

Von der Entwicklung eines homogenen Stils kann jedoch in der österreichischen Landschaftsmalerei des Realismus nicht die Rede sein. Verbindend war vielmehr das kollektive Bemühen, die antiquierte Auffassung akademischer Traditionen mit Hilfe des Pleinair zu überwinden, um zu einer "wahrhaftigen", der Wirklichkeit verpflichteten Naturschilderung zu gelangen. Und obwohl sich bei vielen österreichischen Künstlern im Lauf der Zeit bereits formale Annäherungen an den Impressionismus erkennen lassen, blieben sie der mittlerweile bewährten Sphäre des Realismus verhaftet und verweigerten sich den zeitgenössischen internationalen Strömungen. So waren ein Jahrhundert nach den bahnbrechenden Entwicklungen im Wald von Fontainebleau die Ideen von Barbizon in der Schilderung der österreichischen Landschaft noch immer gegenwärtig. Diese Ausstellung zeigt ergänzend zu den Werken der Maler von Barbizon eine breitgefächerte Auswahl von ca. 200 österreichischen Landschaftsbildern aus der Sammlung der Neuen Galerie, darunter Schindler, Jettel, Hörmann, Egner, Zoff und Damianos, und bietet die Möglichkeit, die Wirkung des französischen Pleinairismus auf das heimische Kunstgeschehen im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert anhand konkreter Beispiele nachzuvollziehen. Ein umfangreicher Katalog begleitet die Ausstellung.