press release only in german

In einer umfassenden Gruppenausstellung mit 47 Künstlerinnen, Künstlern und Künstlergruppen geht das Museum Marta Herford der hoch aktuellen Frage nach, in welcher Form die zeitgenössische Kunst ein anderes Vokabular entwickeln kann, um auf gesellschaftliche, politische und geistige Veränderungen zu reagieren. Fünf historische „Zeitkapseln“ mit Referenzwerken von Octavius Hill & Robert Adamson, Max Klinger, Paul Klee, Robert Gober und Gerhard Richter, bilden Ankerpunkte in den Räumen, um die sich ein Panorama der Reflexe, Spiegelungen und Schattenwürfe von Wirklichkeit entfaltet. Dabei legen die künstlerischen Werke assoziative und bildliche Achsen durch die Räume, die Themen wie „Spiegelungen und Schatten“, „Parallele Welten und Utopien“, „Nebel und Rauschen“ oder „Archive und Erinnerung“ berühren.

In einem Geflecht intensiver Wechselbeziehungen zwischen den Werken der einzelnen Künstlerinnen und Künstlern, verschiedenen Generationen und Zeiten – vornehmlich jedoch jüngeren Zeitgenossen, den unterschiedlichsten Medien, Gestalt gewordenen Gefühlslagen und Ausdrucksweisen bewegen sich die Besucher durch Räume fast spürbarer, elektrisierender Aufladung und Spannung. Das Spektrum der künstlerischen Äußerungen reicht von vermeintlich heiteren, sinnlich-verführerischen Bildwelten mit irritierenden Brüchen oder unterschwelliger Aggression bis zu Momenten komischer oder verblüffender Effekte. Entlang des Parcours durch die Galerien erleben die Schauenden unsprachliche künstlerische Reaktionen auf gegenwärtige Phänomene, deren Entwicklung mit empirischen oder sprachlich argumentativen Mitteln nicht fassbar wird.

So schwebt Sonja Vordermaiers verzerrt-schemenhafter, dunkler „Schatten 2“ als gigantisches Damokles-Schwert im größten Ausstellungsraum bedrohlich nah über den Köpfen der Besucher. Paul Klees weltweit publiziertes und ausgestelltes „Blau Mantel“ aus seinem Todesjahr 1940, eine Leihgabe der Albertina in Wien, wirkt auf den ersten Blick wie ein ungelenkes Kinderbildchen, bei näherem Hinsehen bleckt das vierbeinige, verhüllte Wesen die Zähne, reißt die raubtierartigen Augen weit auf – als Abwehrhaltung oder Drohgebärde? Das fiebernde Einhorn von Olaf Nicolai mit dem Titel „La Lotta“ („Der Kampf“) irritiert bei näherem Herantreten durch kaum wahrnehmbare Bewegungen und Körpertemperatur. Mark Wallingers Aufnahmen aus den Serien „The Unconscious“ („Die Bewusstlosen“) lassen anonyme Schlafende, deren Fotos aus öffentlichen Verkehrsmitteln er im Internet zusammengetragen hat, wie weltentrückt erscheinen. Auch Alicja Kwades Porzellan-Tänzerinnen mit nach innen gewandten Blick scheinen sich in „Weißes Gold (animal metaphysicum)“ in eine wirbelnde Trance hineinzusteigern.

only in german

Unsichtbare Schatten - Bilder der Verunsicherung
Kuratoren: Friederike Fast, Michael Kröger, Thomas Niemeyer

Künstler: Mona Ardeleanu, Matthias Bitzer, Michael Borremans, Mark Bradford, Baldur Burwitz, Nina Canell, Mircea Cantor, Martin Creed, Ronny Delrue, Michael Elmgreen & Ingar Dragset, Andreas Exner, Andrea Fogli, Robert Gober, Mihai Grecu, Sabine Groß, Hill & Adamson, Teresa Hubbard & Alexander Birchler, Katharina Jahnke, Tom Jooris, Paul Klee, Max Klinger, Alicja Kwade, DeAnna Maganias, Kris Martin, Pia Maria Martin, Alois Mosbacher, Wilhelm Mundt, Oscar Muñoz, Olaf Nicolai, Navid Nuur, Olaf Quantius, Alexandra Ranner, Gerhard Richter, Michael Sailstorfer, Christian Schwarzwald, Norbert Schwontkowski, Tianhong Sheng, Jörn Stahlschmidt, Simon Starling & Superflex , Maiko Sugano, Susanne Tunn, Gavin Turk, Hannes van Severen, Sandra Vasquez de la Horra, Sonja Vordermaier, Mark Wallinger, Weizenfeld