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Vor knapp hundert Jahren, im Juni 1905, gründeten vier junge Männer in Dresden die Künstlervereinigung „Brücke“. Die Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff schrieben sich die subjektive und spontane Gestaltung von Kunstwerken auf die Fahnen: „unmittelbar und unverfälscht“ sollte ihr Schaffen sein. So steht es im 1906 in Holz geschnittenen Aufruf der Brücke-Künstler an „alle Jugend“, sich gegen die herrschenden Konventionen in Kunst und Gesellschaft zu wenden. Auf der Suche nach einer möglichst unverbrauchten, direkten Form, die Wirklichkeit bildlich darzustellen, entwickelten die Künstler durch gemeinschaftliches Arbeiten einen kollektiven Stil, mit dem sie unorthodoxe Wege beschritten und den deutschen Expressionismus einläuteten.

In keinen anderen Werken ist die rasche, unmittelbar aus der Empfindung geschaffene Form so deutlich wie in den Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken. Was in dem Programm der Künstlergruppe als gemeinsames Band zwischen den Künstlern galt, gilt für die Arbeiten auf Papier im Besonderen: In ihrer Spontaneität und Ausdruckskraft stehen diese Zeichnungen, Aquarelle und Holzschnitte für einen der wichtigsten Beiträge der deutschen Kunst zur Moderne. In den in der Ausstellung gezeigten Blättern erheben die Künstler die Unmittelbarkeit und Direktheit der Zeichnung zum Kult. In dem flotten, fast gestischen Strich des Bleistifts, der Kohle oder des Tuschpinsels sowie in dem sperrigen, kantigen Material des Holzschnitts und der Kaltnadelradierung finden die „Brücke“-Künstler adäquate Ausdrucksmittel für das, was sie „zum Schaffen drängt“. Hier wird das subjektive Erlebnis direkt festgehalten, die Empfindung sofort zu Papier gebracht. Insbesondere der Holzschnitt mit seiner formvereinfachenden Ausdrucksweise ist Symbol expressionistischer Kunst. Die Intensität des Ausdrucks und die Schärfe des Stils finden in dieser Technik ihren Höhepunkt.

Die Ausstellung präsentiert einen Querschnitt aus der graphischen Sammlung des Berliner Brücke-Museums von der Zeit der Gründung der Künstlergruppe bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914, und konzentriert sich somit auf die Dresdener und Berliner Jahre der „Brücke“. Hauptwerke aus dem Schaffen von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl, Max Pechstein, Emil Nolde und Otto Mueller dokumentieren den radikal neuen Stil von seinen Anfängen bis zur reifen Ausprägung.

Zur Ausstellung liegt im Hirmer-Verlag ein Katalog vor, mit 303 Seiten und 153 Abb.

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unmittelbar und unverfälscht
Meisterwerke auf Papier aus dem Brücke-Museum Berlin

Künstler:
Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl, Max Pechstein, Emil Nolde, Otto Mueller

Ort:
Paula Modersohn–Becker Museum, Bremen