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Das Amsterdamer Büro „UN Studio – van Berkel & Bos – united net for architecture, urbanism and infrastructure“ ist eines der innovativsten Architekturbüros in Europa. Nicht nur in Architekturkreisen sind ihre Projekte bekannt. Die Erasmus-Brücke (1969) gilt als neue Landmarke von Rotterdam, ebenso entwickelt sich derzeit die Prinz-Claus-Brücke (2003) in Utrecht zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt. Das kleine Wohnprojekt „Möbius Haus“ zwischen 1993 und 1998 in t Gooi entstanden, mit seinen fluchtenden Wänden und vorbeidriftenden Betonsitzen, hat - so Niklas Maak -„dem Bauen eine neue Denkperspektive eröffnet.“ Im Mai 2006 öffnet das Neue Mercedes-Benz Museum in Stuttgart seine Tore für das breite Publikum. Die Fertigstellung dieses ersten großen Bauwerks von UN Studio in Deutschland ist ein willkommener Anlass für das Deutsche Architektur Museum das Werk des Amsterdamer Büros und insbesondere seine Entwurfstheorien für ein neues Bauen im digitalen Zeitalter in einer Ausstellung zu präsentieren.

Die Ausstellung im DAM konzentriert sich dabei auf die Entwicklung des architektonischen Raums oder besser Raumkontinuen in den Projekten von UN Studio in den letzten achtzehn Jahren, unter denen das Neue Mercedes-Benz Museum in Stuttgart von herausragender Bedeutung ist. Dabei geht es im Wesentlichen um das Planen im „digitalen Zeitalter“ mit Hilfe einer neuen Entwurfsstrategie, dem sogenannten „Design Model“. Es handelt sich hierbei um eine Methode, die nicht vordergründig formal ausgerichtet ist, sondern um ein konzeptionelles Gedankengerüst, das sich den unterschiedlichsten Projekte anpasst, variiert und stetig weiter entwickelt wird. Die Notwendigkeit eines solchen Planungswerkzeugs hat mit der Entwicklung digitaler Technologien in der Architektur zu tun, die es nicht mehr erlauben - so UN Studio - eine jeweils individuelle architektonische Skulptur für einen spezifischen Standort zu kreieren. Geschwindigkeit, Effektivität und eine konzeptionelle Struktur, die sich noch unbekannten Einflüssen während der Planung anpassen kann, sind die Vorteile dieses Werkzeuges.

Die Ausstellung – eine spezielle Installation von UN Studio – gruppiert sich um die fünf derzeit wichtigsten Entwurfsmodelle des Büros und veranschaulicht sie exemplarisch an unterschiedlichen Projekten. Zwischen den beiden übergreifenden Entwurfsstrategien - dem „Inklusivitätsprinzip“ und dem „Deep Planing“ - entspannt sich eine bewegte, wellenförmige Topografie im Erdgeschoss des DAM. Ihr liegt eine zweiachsige Struktur zu Grunde. Auf den fünf Wellenbergen für die fünf „Design Models“ werden die für das jeweilige Entwurfsmodell relevanten Projekte mit Diagrammen, Skizzen und Arbeitsmodellen dargestellt. Quer zu den Wellenbergen verdeutlichen farbige Verbindungslinien die Vielschichtigkeit mancher Projekte in Bezug auf die verschiedenen Entwurfsmodelle. So erscheint der Arnheimer Bahnhof (seit 1996) mit seinen schrägen Stützen nicht nur als klare Darstellung innerhalb des Bereichs „V-Modells“, er trägt auch starke Züge des „Mathematischen Modells“ und manche seiner Bauelemente demonstrieren den gestalterischen Wechsel des „Blob-Zu-Box Modells“. So steht das Agora Theater Lelystad (2006) mit seiner Verschmelzung orthogonaler und freier Formen für das „Blob-zu-Box Modell“, der New Yorker CCA Wettbewerb (1996) mit seinem städtebaulichen Grundansatz für das „Deep Planning Modell“, das verschlungene Utrechter NMR Labor (1997) für die Inklusivität und schließlich das Neue Mercedes-Benz Museum mit seiner Doppelhelix für das „Mathematische Modell“. Alle Exponate innerhalb dieser Installation entstammen der Dynamik des Entwurfsprozesses und zeigen Zwischenstufen und nicht das Endprodukt. Die fertiggestellten Bauwerke werden anhand von überdimensionalen Fotografien entlang der Ein- und Ausgangswände zur Ausstellung präsentiert.

Die Ausstellung wird von einer zweisprachigen deutsch/englischen Publikation begleitet, die im Eigenverlag erscheint. Herausgegeben von Peter Cachola Schmal werden in fünf Kapiteln die fünf unterschiedlichen Entwurfsmodelle anhand von exemplarischen Projekten erläutert. Ein Essay der beiden UN Studio Direktoren Ben van Berkel und Caroline Bos beschreibt die Entwicklung der Design Modelle anhand von Diagrammen und FAZ Korrespondent Niklas Maak sieht in den Arbeiten von UN Studio eine gewünschte Nähe zur Hässlichkeit. Der Katalog mit 128 Seiten kostet 15 € und ist nur im Museum erhältlich.

Hauptsponsor der Ausstellung ist die internationale Finanzberatungsfirma Ernst & Young. Ferner wurde die Ausstellung ermöglicht durch die Münchner Autodesk AG, den Niederländischen Architekturfonds (Stimuleringsfonds voor Architectuur) und die Botschaft der Niederlande in Berlin.

Pressetext

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UN Studio – Ben van Berkel & Caroline Bos
Entwicklung des Raums