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Die Ausstellung ist retrospektiv angelegt. Mit einer konzentrierten Auswahl von 90 Gemälden zeichnet sie die Entwicklung einer bedeutenden Position der Malerei der zweiten Moderne in Deutschland nach, die auf Farbe als Konzept gründet. Ulrich Erben nutzt Farbe nicht zur Illustration, sondern erhebt sie selbst zum Thema, man könnte auch sagen, er arbeitet aus dem Geist der Farbe heraus. Seherfahrung ist für Ulrich Erben Farberfahrung, ist Grundlage für die Erprobung immer neuer Sichtweisen der Malerei. Im Spannungsfeld zwischen Gegenstandsbezug und Abstraktion hat er so ein Gesamtwerk geschaffen, dessen Farbklänge und Farbakkorde sich wie zu einer symphonischen Komposition mit abgewandelt wiederkehrenden Motiven fügen.

Ulrich Erben hat abseits der Moden das Eigenleben der Farbe untersucht, ihre Gesetzlichkeiten respektiert und ihre Wirkungsfelder ergründet. Er ist ein Maler, der über alle Wandlungen des Werkes hinweg die Wirkkräfte der Farbe auf raumbezogene und raumerschließende Möglichkeiten hin ausgelotet hat. Im Fortschreiten seines Werkes hat er sein Bildkonzept erweitert. Am Anfang stehen Landschaften, deren Gegenstandsbezug Ende der sechziger Jahre in der Serie der Weißen Bilder zunächst radikal aufgegeben wird. Räumlichkeit entsteht durch die gegenseitige Absetzung von gemalten und ungemalten Flächen. Der Farbe wird ihre Stofflichkeit und Präsenz entzogen und bis zum Grad ihres Verschwindens getrieben, sodass nicht mehr erkennbar bleibt, wie dieses visuelle Ergebnis entstanden ist. Vielleicht eine malerische Voraussetzung dafür, dass die gesamte Farbpalette sich auf Ulrich Erbens späteren Bildern in ihrer ganzen Bandbreite, in ihrer Schönheit, aber auch in ihrer Widersprüchlichkeit, in der Balance zwischen Akzeptanz und Widerspruch, zwischen Harmonie und Dissonanz entfalten kann. Diese Entfaltung beginnt Ende der siebziger Jahre in den Prima Vista-Arbeiten - Bilder, auf denen die Farbe alla prima, also in einem Zug, aufgetragen wird. Bedingt durch die Intensität der Farben, scheint der Malprozess spontan, basiert aber in Wirklichkeit auf präzisen Konzepten und Vorbereitungen, da nachträgliche Korrekturen nicht mehr möglich sind. Die sich anschließenden Birten-Bilder markieren eine Art Türspalt, durch den hindurch Bildbezüge zu Dingen, die einmal wahrgenommen wurden, wieder möglich werden. Einen Schwerpunkt setzt die Ausstellung mit Gemälden aus dem Zyklus Farben der Erinnerung, der Ende der achtziger Jahre einsetzt. Erben verarbeitet darin Seherfahrungen des Farbklimas italienischer Landschaften in der Gegend um Rom, wo er mehrere Monate im Jahr verbringt, aber auch die eher schweren Farbklänge des Nordens. Den Abschluss der Ausstellung bilden Lackbilder aus den vergangenen drei Jahren - mehrteilige, monochrome und aus mehreren Lack-Schichten erzeugte Bilder, die die Oberfläche abschließen und gleichwohl die Materialität der Farbe betonen. Bilder, die die Farbflächen wie auf die Wand gemalt erscheinen lassen und Assoziationen zur Fresko-Malerei wecken. In diesen Bildern verweist Ulrich Erben nach eigener Aussage auf Details einer ursprünglichen Landschaft, in die sich seit Jahrtausenden die Kultur eingemischt hat, ohne das Ursprüngliche löschen zu können. Das Fragmentarische dieser Landschaft korrespondiert mit dem neuen Farbmaterial (Lack) und mit den kleinen, zusammengesetzten Formen. Diese Bilder machen das Bruchstückhafte unserer Existenz bewusst, bieten aber auch Ansätze zu einem Dialog über unser Sein, über die Natur und über die Kunst. Pressetext

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Ulrich Erben - Retrospektive
Träger des Otto Ritschl Preises 2003
Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren