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Ulrich Erben, geboren 1940 in Düsseldorf, ist einer der Großen der deutschen Nachkriegsmalerei. Aufgewachsen am Niederrhein und in Rom, wird die Weite der Landschaft zum Ausgangspunkt seiner Kunst. Dennoch malt Erben nicht nach der Natur. Seine Bilder reihen sich ein in die Tradition Konkreter Kunst, geometrischer Abstraktion und Farbfeldmalerei.

Nach seinem Kunststudium in Italien und Deutschland kehrt Erben mit 26 Jahren ins Rheinland zurück und bezieht ein Atelier abseits der Kunstszene bei Goch nahe Düsseldorf. Ein Jahr später reist er zum ersten Mal in die USA, wo seine Auseinandersetzung mit Landschaft und Minimalismus an Fahrt aufnimmt. 1968 entstehen seine ersten Weißen Bilder, die er 1971 in der wegweisenden Galerie m bochum und 1977 auf der documenta 6 präsentiert. Anders als Robert Rymans durchgemalte weiße Flächen haben Erbens Arbeiten Ränder. Sie wirken wie pastose Scheiben, getaucht in gleißendes Sonnenlicht: ein Eindruck, der sich bald in seinen Lichtobjekten – Halogenprojektionen im Raum – fortsetzt und der seiner Malerei bis heute innewohnt. Ob kühl und clean, als hätte sie nie eine Menschenhand berührt, oder mit kräftigen Farben und gestisch-losem Duktus: Erbens Bilder sind stets lichtdurchflutet, wie Fenster, die sich in die Weite öffnen. Immer wieder setzt er Bildrand und Bildmitte, Streifen und Flächen, Vertikale und Horizontale, Form- und Farbbeziehungen miteinander in Dialog. Das Ergebnis sind stille, schwebende, von innen leuchtende Energiefelder, die mehr sind als analytische Statements zur Abstraktion. Sie pulsieren und flüstern auf spielerische Weise, leichtfüßig und wohl temperiert. Es ist diese meditativ-poetische Kraft seiner Bilder, die Erben von seinen Zeitgenossen unterscheidet. Auch wenn Reduktion und optische Prozesse die Themen seiner Epoche sind: Vor seinem inneren Auge schweben Erben die stillen Kompositionen von Giorgio Morandi und Edward Hopper – also nicht unbedingt das, was seine Zeitgenossen umtreibt. Doch Erben, der nun auch in Düsseldorf wohnt, ist kein Szenegänger. Statt in das intensive, aufrührerische Umfeld der Kunstakademie einzutauchen, arbeitet er von Beginn an lieber allein an seinen Farblandschaften. Die Art und Weise, wie darin für ihn Erzählungen, Erinnerungen und Gedanken eingeschrieben sind, oft verbunden mit Orten, an die er gereist ist, mag zwar formal anonym und durchdacht wirken. Doch Erben transzendiert die Farbe, so dass sie etwas Geistiges bekommt. Ihr Klang ist hell und sanft, heiter und lebendig. Damit wird Erben zu einem der wichtigsten Vertreter der Konkreten Kunst.

In seinen neuen Arbeiten, die er nun in seiner ersten Ausstellung in der Sies + Höke Galerie präsentiert, zeigt sich die paradoxe Verbindung aus Gefühl und Kalkül ganz besonders. Das Bild wird hier zum schwebenden Dialogfeld der Farben und Formen – zu dem, was Josef Albers mit „Independence and Interdependence“ umschrieb: Monochromie und Mehrfarbigkeit, Rahmung und Endlosigkeit, Präzision und Geheimnis werden eins. Aus Erbens Kunst spricht etwas, das wohl seinem Bezug zu Italien geschuldet ist: Schönheit und Harmonie. So ungegenständlich sie auch sein mögen, und so klar komponiert: Am Ende ist es immer die Landschaft, die durch seine Fenster hindurchschimmert. Erbens Bilder sind Kompositionen aus Natur und Licht – und damit nichts Geringeres als die Essenz der Malerei.