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Die Filme, Wandbilder, Zeichnungen, Hefte und Texte Ulla von Brandenburgs handeln häufig von gesellschaftlichen Gesten mit historischen Bezügen, beispielsweise über einem Tisch schwebende Hände während einer Séance oder in Ohnmacht fallende Frauen, die ikonographisch auf die Psychoanalyse oder Parapsychologie zu Anfang des letzten Jahrhunderts verweisen. Sie bezieht ihre Personenkonstellationen aber auch aus Filmgenres wie dem Western, aus Modedarstellungen oder von Tarotkarten. In ihren collageartigen, wie ein Magazin aufgebauten Hängungen finden sich scharf-konturierte Zeichnungen von Tischlevitationen und italienischen Eselsritualen neben Gefundenem, wie Zeitungsfotos eines Eislaufpaares, Skizzen von Filmrequisiten, flächig-abstrakten Zeichnungen oder ein von einem Viewmaster für Touristen abfotografiertes Portrait des Renaissancemalers Andrea Mantegna. Das bei von Brandenburg ins Mysteriöse gewendete Prinzip der Kombinatorik überträgt sich auf die Betrachtung der einzelnen Elemente: Ist die Spiegelung des Blitzlichts im Mantegna-Foto nicht doch eine Erleuchtung? Hat der Tiger den gesamten Kopf seines Dompteurs im weit geöffneten Rachen, oder ist er einfach perspektivisch davorgestellt? Von Brandenburg greift das Prinzip der optischen Täuschung auch in grossformatigen Zeichnungen auf, die mit schwarzer Farbe auf hauchdünnes Transparentpapier gebracht sind. Stellt tatsächlich das Weiss des Papiers den Hintergrund dar, oder verbergen sich die Figuren eher in diesen ausgesparten Partien der Zeichnung? Wie in einem Vexierbild sucht das Auge nach dem Halt im Figurativen. Erst nach einiger Zeit drängen sich eine angedeutete Hand oder ein Tischbein in den Blick.

Die neueren Filme von Brandenburgs stellen „Tableaux vivants“ dar, in denen Personen in Zweier- oder Dreiergruppen in Posen erstarrt sind, die aus verschiedenen Kontexten stammen und aus diesen herausgelöst nun seltsam unverbunden nebeneinander stehen. Manchmal weht ein leichter Wind durch das Haar und haucht der stummen Szene Leben ein. Die Personen sind zum einen durch ihre typisierte Gestik und die schlichte Kleidung entindividualisiert, zum anderen erkennt man sie als Teil eines Kunstumfelds in Hamburg wieder, dem auch von Brandenburg angehört. Der sichtbare Einbezug des eigenen sozialen Produktionsumfelds steht so in einem Spannungsverhältnis mit den schematischen Darstellungen.

Nina Möntmann

Pressetext

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Ulla von Brandenburg
Zeichnungen, Tuschen