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trusted surfaces. mutter&genth
09.03.2019 - 09.04.2019

Oberflächen kommunizieren permanent wie selbstverständlich mit uns und organisieren die sinnliche Erfahrbarkeit von Dingen. Dabei geben sie uns einen Eindruck von möglichen Funktionen eines Gegenstands und statten diesen mit weiteren narrativen Strukturen aus.

In ihrer aktuellen Installation Trusted Surfaces, bestehend aus objekthaften und skulpturalen Elementen, zeigen Heike Mutter und Ulrich Genth Arbeiten, die technologische Oberflächen als psychologische und ideologische Rahmung verstehen. Als Gebrauchsoberflächen auf Bauwerken oder Möbeln versprechen sie „Ärger zu sparen und Arbeit zu erleichtern“, widerstandsfähig, hygienisch und unversehrbar zu sein. In hochglänzend oder edel samtig luxuriös werben sie mit ausschließlich „positiven Eigenschaften“.

Oberflächen dieser Art programmieren ihre NutzerInnen gleich mit. Sie schlagen eine schmutzvermeidende Nutzung vor oder erzwingen eine umgehende Beseitigung von Schmutz, Staub oder Schweiß. Sie sind von einer signifikanten Sinnlichkeitsreduktion gekennzeichnet. Eine mögliche Einschreibung von Gebrauchsspuren ist nicht vorgesehen. In diesem Sinne sind diese Oberflächen geschichts- und zeitlos. NutzerInnen können ihre Funktionalität nur als Kongruenzprinzip erfahren, der suggestive Funktionsrahmen ist nicht zu hintergehen.

Die ideologische Dimension solcher Materialkonfigurationen, ihre Funktionssteuerung, ihre Geschichtslosigkeit, das Vergessen der Gemachtheit der Dinge, ist eine zentrale Überlegung in der Arbeit von Heike Mutter und Ulrich Genth. Die dystopisch fragmentierten Objekte der Installation werden von dem modifizierten Kurvenlicht eines BMW X5 SUVs illuminiert. Als performative und szenografische Erweiterung folgt diese Lichtfunktion den BesucherInnen der Ausstellung. Heike Mutter und Ulrich Genth greifen das zeichenhafte „Gesicht“ der BMW-Doppelleuchten als weitere Möglichkeit auf, dominante und hierarchische Kommunikationsstrukturen zu dekonstruieren.

Kuratiert von Kilian Schellbach