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Am 31. Mai wird die Ausstellung True Romance in der Kunsthalle zu Kiel eröffnet und kehrt so nach zwei Gaststationen an Ihren Ursprung zurück. Neue Akzente werden in den spezifisch gestalteten Kieler Räumen gesetzt und die Zusammenschau der Liebesbilder in variierten Zusammenhängen präsentiert. Spektakuläre Leihgaben ergänzen die Ausstellung in Kiel: Werke von François Boucher, René Magritte, Anton van van Dyck, Carl van Loo, Philipp Otto Runge, Edvard Munch, Ludwig Schnorr von Carolsfeld, Chris Cunningham und Jürgen Ovens konnten für die Präsentation in der Kunsthalle gewonnen werden. True Romance schreibt eine Geschichte der Darstellung der Liebe in der bildenden Kunst. Ausgehend von der Antikenrezeption der Renaissance illustrieren rund 160 Werke von über 80 Künstlern in verschiedensten Medien und durch alle Epochen die bildhafte Entwicklung des ‚großen Gefühls’. Mit Liebesbildern zwischen Barock und Moderne, Inszenierungen und Abgesängen der Liebe in Pop Art, Aktions- und Konzeptkunst bis zu Allegorien der Liebe im aktuellen Kunstgeschehen spiegelt True Romance die Vielfalt der Gesichter der Liebe. Ausstellung und Katalog beschreiben diese einzelnen Facetten - von idealer Liebe bis zu hin zu deren Abgründen.

Ausgangspunkt der Ausstellung sind die Sonette des Dichters Francesco Petrarca (1304- 1374) an die ferne Laura, die zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert eine Lawine der Liebesdichtung in Europa auslösten. In seinem Canzoniere erhebt der Poet die Liebe erstmals in den Rang künstlerischer Inspiration und Diktion. Seither wird die kulturstiftende Kraft von Liebesgefühlen in der Kunst immer neu zum Ausdruck gebracht - sei es in Form sittlich-reglementierten Geschlechterlebens bei Pieter de Hooch, in Gestalt erotischer Raffinesse und heiterer Frivolität bei François Boucher, in den romantischen Idealisierungen Dante Gabriel Rossettis, oder in den expressiv-surrealen Phantasmagorien von Barnaby Furnas und weiteren heutigen Ausdifferenzierungen von Liebeswollen und Intimität. Verwandtschaften und Referenzen zwischen historischen Werken und der gegenwärtigen Kunstpraxis sind in der Ausstellung allgegenwärtig. So verdichten sich die zentralen mythologischen Gestalten der Liebe, Amor und Venus, zu ikonografischen Bilderreihen, von Franz von Stucks Amor Imperator über Dora Maars hintergründiger Pfeilträgerin bis zu Luis Camnitzers bizarrer Eisenskulptur als aktueller Liebes-Allegorie.

Venus wird als Verkörperung von himmlischer und profaner Liebe in Adriaen van der Werffs Gemälde Venus und Amor, in Carl Andres minimalistischer Bodenarbeit Venus Ellipse, Erwin Blumenfelds Venus Nu oder den Darstellungen des mythologischen Liebespaars Venus und Adonis bei Joseph Heintz d.Ä. und Cy Twombly thematisiert. Weitere zeitgenössische Revisionen des Venus-Mythos unternehmen Mark Boyle/Joan Hills, Valie Export, Michelangelo Pistoletto oder Peter Weibel.

Liebesreflexionen der aktuellen Kunst handeln oft von unerfüllter Sehnsucht, massenmedialer Streuung und Kommerzialisierung der Liebe, wie in den Werken von Katharina Fritsch, Richard Prince oder Jean-Jacques Lebel zur Anschauung kommt. Der Verlust des Ideals rückt hier ins Zentrum – und doch lebt das Liebeslob in alten und neuen Formen fort. Entweder in direkt dem Alltag entnommenen Bildern wie bei Cecilia Edefalk und Hans-Peter Feldmann, in den Intimsphären der Fotografien Nan Goldins oder auch in Felix Gonzalez-Torres’ Untitled (Loverboys), wo der Körper des Geliebten in Bonbons aufgewogen wird. Let’s get physical/digital von Christian Jankowski schlägt in seiner Behandlung des virtuellen Liebesverlangens eine zeitgemäße Brücke zu Petrarca, doch fern vom unerfüllten Ideal der Liebe wie sie in den Sonetten des Dichters anklingt. Was bleibt, ist die Endlosigkeit der Liebe, die über die ganze sinnliche Welt triumphiert. Als Quelle individuellen Glücks schreibt sich diese dauerhaft in das Leben und zugleich offen, verhüllend und auch idealisierend in die Kunst ein.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Dumont Verlag, Köln, mit einem Vorwort von Michael Buhrs, Dirk Luckow und Gerald Matt sowie Essays von Belinda Grace Gardner, Michael Glasmeier, Eva Illouz, Hanne Loreck, Angela Stief, Ingeborg Walter und Dörte Zbikowski.

Ein Projekt der Kunsthalle zu Kiel in Kooperation mit der Kunsthalle Wien und dem Museum Villa Stuck, München. Kuratiert von Belinda Grace Gardner.