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Trinh T. Minh-ha
The Ocean In A Drop
22. Oktober 2022 - 22. Januar 2023

Mit The Ocean In A Drop zeigt der Württembergische Kunstverein Stuttgart vom 22. Oktober 2022 bis zum 22. Januar 2023 die erste umfassende Einzelausstellung der 1952 in Hanoi geborenen und in San Francisco lebenden Filmemacherin, Musikkomponistin und Autorin Trinh T. Minh-ha in Deutschland.

Trinh arbeitet in den Zwischenbereichen von Dokumentation und Fiktion, Theorie und Kunst, des zu Sehenden und zu Hörenden sowie des Politischen und Poetischen. Ihre vielfach prämierten Filme wurden in verschiedenen Teilen Afrikas und Asiens gedreht und zeichnen ein mehrdimensionales vielstimmiges Bild von deren Menschen, Kulturen, Lebensräumen und politischen Kontexten. Trinhs Werke, die auch zahlreiche Publikationen umfassen, greifen dabei nicht nur auf feministische und postkoloniale Ansätze in Theorie und Kunst zurück, sondern haben diese wesentlich mitgeprägt. Der Titel der Ausstellung verweist auf die politischen und poetischen Kräfte, die in Trinhs Filmen vor allem im Alltäglichen, Ungesehenen und Nicht-Heroischen zu finden sind.

Trinh T. Minh-ha. The Ocean In A Drop zeigt sechs Langfilme der Künstlerin aus den 1980er Jahren bis heute, die in sechs farblich gestalteten Einzelräumen, deren Farben Bezug auf die jeweiligen Filme nehmen, zu sehen sind. Zu den Werken zählt unter anderem Trinhs jüngster Film What About China? von 2021, der auf Filmaufnahmen aus den frühen 1990er Jahren basiert.

Im zentralen Ausstellungsraum, der von den Filmkojen gerahmt wird, spiegeln Miniprojektionen, eine Reihe von Zitaten sowie Collagen aus Filmstills die verschiedenen Werke in abstrahierter Form wider. Zudem werden an Tischen eine Auswahl von Büchern und Referenzmaterialien der Künstlerin präsentiert. Die Ausstellung findet so auf zwei Ebenen statt, die dem Kinosaal und dem White Cube entsprechen und zugleich über diese hinaus gehen.
Neben der Präsentation des herausragenden Werks von Trinh T. Minh-ha, deren differenzierte Auseinandersetzung mit Identitätspolitiken nicht aktueller sein könnte, erprobt die Ausstellung neue Formen der Erfahrung von Kino. Die parallele dauerhafte Präsenz von sechs Langfilmen erlaubt statt einer linearen eine eher fragmentarische Rezeption der einzelnen Werke und – im Hin- und Herbewegen der Besucher*innen zwischen den sechs Kojen – eine beständige, sowohl individuell gesteuerte als auch zufällige Rekombination dieser Fragmente. So erschließen sich immer neue Beziehungen zwischen den Werken der Künstlerin.

Trinh T. Minh-ha. The Ocean In A Drop wurde von Hans D. Christ und Iris Dressler kuratiert. Sie basiert auf der von Ute Meta Bauer konzipierten Schau Trinh T. Minh-ha. Films, die 2020/21 im NTU Centre for Contemporary Art in Singapur zu sehen war. Zur Ausstellung, die ein dichtes Veranstaltungsprogramm umfasst, erscheint ein Reader. Sie ist Teil einer Serie von Einzelpräsentationen, die verschiedenen Künstlerinnen mit feministischen und diversen intersektionalen [1] Ansätzen gewidmet ist: Carrie Mae Weems, Trinh T. Minh-ha (2022), Delphine Seyrig, Adina Pintilie (2023).

[1] Intersektionalität ist ein Begriff, der das Zusammenwirken verschiedener Diskriminierungskontexte – Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft, Befähigung, Sexualität, Alter etc. – betrifft.