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Seit Menschen in der Lage sind, über sich und ihre Umwelt zu reflektieren, setzten sie sich nicht nur mit dem Leben, sondern ebenso auch mit dem Tod auseinander. Da dieser nicht darstellbar ist, sind es immer übertragene Bilder, also Metaphern, die zugleich über das Weltbild des Künstlers in seiner Zeit berichten. In den einzelnen Jahrhunderten hat sich dieses und mit ihm die Auseinandersetzung mit dem Tod stark verändert.

Besonders eindrucksvoll wird die jeweilige Sicht- und Denkweise in den Darstellungen der bildenden Kunst nachvollziehbar. In unserer Ausstellung, die über 200 Arbeiten von 37 Künstlern vorstellt, sind neben Druckgrafiken, Assemblagen und Zeichnungen auch Skulpturen und Plastiken, Gemälde und Installationen zu sehen. Geschaffen wurden diese Arbeiten in der Zeitspanne von 1493 bis 2008, wobei es sich bei den Autoren vor allem um Künstler handelt, die in Europa und insbesondere in Deutschland beheimatet sind. Aber auch in Österreich, Spanien und Russland, in Italien, Frankreich und  Schweden wie auch in den USA und Vietnam arbeiten und lebten bzw. leben sie, so dass sich in dieser Ausstellung ein breites Spektrum von Sichten erschließt.


Die eigenwillige Sicht ergibt sich dabei nicht zuletzt daraus, dass Richard H. Mayer nicht nach einem kunsttheoretischen System ankaufte, sondern dass sein Interesse an diesem existentiellen Thema ausschlaggebend für das Zusammengetragene war. Da bei ihm das Sammeln eine Symbiose von Kenntnisreichtum und spontaner Sammellust bildet, das sich mit Eigenwilligkeit und Sensibilität in der Auswahl paart, ist eine Ausstellung entstanden, die spannend und anregend ist und zugleich unkonventionell, da sie eine unvoreingenommene Sicht zum Thema bietet.


Doch ob es nun vollständige Totentanzzyklen sind oder ob es sich um Einzeldarstellungen handelt, in denen sich die Künstler mit geschichtlichen Prozessen und ihren  politischen Verführern oder der Gesellschaft in der sie leben auseinandersetzen, ob es das Thema Mensch und Tier  ist  oder ob Fragen von  Mythos, Religion oder Kult sowie der Unsterblichkeit angeschlagen werden - wie ein roter Faden zieht sich das Motiv der Gleichheit vor dem Tod durch die Blätter.

Besonders nachdrücklich wird es in den mittelalterlichen Totentänzen heraufbeschworen. Entstanden unter dem Eindruck des Massensterbens durch die Pest ist bei diesen eine Figurenreihe in Reigenform zu sehen, bei der ein noch Lebender und der Tod miteinander abwechseln. Vertreter der verschiedensten weltlichen und geistlichen Stände, vom Bettler bis zum König oder Papst sind so dem Gleichmacher Tod ausgeliefert, was im Mittelalter als tröstliche Botschaft, im Einzelblatt des 20. Jahrhundert dagegen meist als Schreckensszenarium gedeutet werden kann.

Dass diese Ausstellung im Jahre des 200. Todestages von Heinrich von Kleist gezeigt wird, ist aber durchaus kein Zufall. So hat nicht nur Hans Bellmer einem Essay des Dichters 11 Blätter gewidmet. Vielmehr finden wir in den ausgestellten Arbeiten aus  500 Jahren Kunstgeschichte eine Vielfalt von Formulierungsweisen, die Schmerz und Angst aber auch Lust und Kraft erkennbar werden lassen, nicht zuletzt eine Todesnähe und -sehnsucht, die sowohl eine Affinität zur Persönlichkeit Kleists haben als auch mit dem Thema dieser Ausstellung in eigenwilliger Weise korrespondieren. Zum Vergrößern der Bildansicht und anschließendem Schließen des geöffneten Fensters auf das Bild klicken Text / Kuratorin: Prof. Dr. Brigitte Rieger-Jähner

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TOTENTANZ
Bilder & Objekte
aus der Sammlung Richard H. Mayer, Bamberg
Kurator: Brigitte Rieger-Jähner

Künstler: Ernst Barlach, Hans Bellmer, Joseph Beuys, Marc Chagall, Sandro Chia, Christo & Jeanne-Claude, Lovis Corinth, Salvador Dalí, Otto Dix, Dao Droste, Albrecht Dürer, Max Ernst, Ernst Fuchs, Francisco de Goya, HAP Grieshaber, Günter Grass, George Grosz, Matthias Hintz, Josef Hirthammer, William Hogarth, Horst Janssen, Rudolf Jettmar, Albert von Keller, Max Klinger, Alfred Kubin, Hartmut Lincke, Johann Jakob von Mechel, Johann Conrad von Mechel, Carl Olof Petersen, Pablo Picasso, Alfred Rethel, Karl Rössing, Theophile-Alexandre Steinlen, Woldemar Winkler, Michael Wohlgemut, Paul Wunderlich