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Die Galerie Henze & Ketterer, Bern/Wichtrach, zeigt vom 1. Mai bis 4. September 2004 eine Ausstellung thematischer Gegenüberstellungen der Gegenständlichkeit vor und nach der Zäsur der „Grossen Abstraktion“ von 1948 bis 1960. Die prägnanten Unterschiede aber auch die unverkennbaren Übereinstimmungen der Sicht des Gegenstandes und der Erzählung der Dinge vor und nach der Gegenstands- und Sprachlosigkeit werden deutlich und führen zu genauerer Erkenntnis des heutigen Verhältnisses von Realtät und bildender Kunst.

Nouveau Réalisme, Pop-Art, Anderes und Folgendes kehrten 1960, ob nun in Assemblage, Collage oder Malerei, keineswegs zum Gegenstand im hergebrachten Sinne zurück. Die Beziehung zur Realität war eine grundsätzlich andere als vor 1948. der vorgefundene Gegenstand selbst war das Kunstwerk, wurde nunmehr durch Kombination und Position (Drehung) künstlerisch verfremdet, selbst gemalt wurde er auf den Kopf gestellt.

Die Zustandsbeschreibung der Gesamtlandschaft eines Kontinents durch Nakis Panayotidis von 1986 zeigt uns erst, dass auch die Tessiner Landschaften von Karl Hofer keineswegs liebliche Landschaften des Südens sondern von Kirche und Haus fast erdrückte Natur waren.

Daniel Spoerris Fallenbilder und Assemblagen erweisen sich so als die letzte Konsequenz des Stillebens, Nature Mortes par excellence. Neben ihnen erscheinen Stilleben von Kirchner, Kanoldt, Heckel und Peiffer Watenphul als seine unmittelbaren Vorläufer – die wir bisher als Nachfolger von Cézanne sahen.

Die wohl nachhaltigste Veränderung erführ zwischen 1914 und 1945 unser Verhältnis zum menschlichen Körper, dem zentralen Anliegen der Kunst von deren Anfängen an. Der geschundene Mensch verunmöglichte spätestens 1948 jede Darstellung des Menschen vor allem in seiner schönsten Form, dem weiblichen Akt. Verändert und durchaus die jüngste Geschichte seiner Schändung berücksichtigend kehrt aber auch er z. B. in den Figuren Jürgen Brodwolfs zurück, findet durchaus zu neuem Leben und neuer, aber anderer Schönheit.

Dies trifft ebenso für das Portrait zu. Ausser in der Fotografie kann man sich ihm wohl nur mehr in Chiffren nähern, wie dies Alfonso Hüppi in seinem späten "Holzkopf“ versucht. Und siehe da: Kirchner war 1930 in einem späten Holzschnitt bereits eben dort angekommen. Pressetext

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TOTALE I
LANDSCHAFT, STILLEBEN, AKT, PORTRAIT
von Chagall über Heckel und Peiffer Watenphul zu Brodwolf und Spoerri
in thematischen Gegenüberstellungen

mit Karl Hofer, Daniel Spoerri, Ernst Ludwig Kirchner, Alexander Kanoldt, Erich Hecke, Jürgen Brodwolf, Alfonso Hüppi, Marc Chagall ...