Kunststiftung K52, Berlin

Galerie der Kunststiftung K52 | Joachimstraße 17 / Ecke Auguststraße
10117 Berlin

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Topografie und Mythos
Tuguldur Yondonjamts, Zeichnungen: Dracaena cinnabari
Nicolaus Schmidt, Fotografien: Populus euramericana
Ausstellung: 03.12.2016 - 07.01.2017
Öffnungszeiten: MI- SA 14 - 18:00

Diese Ausstellung ist die zweite in einer langfristig angelegten Ausstellungsreihe, in der befreundete Künstlerinnen und Künstler zu Ausstellungen mit Christoph Radke und Nicolaus Schmidt eingeladen werden. Im Januar 2016 waren Drew Shiflett aus New York und Christoph Radke aus Berlin aufeinander getroffen.

Tuguldur Yondonjamts beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Mythen seiner Heimat Mongolei, aber auch mit der Migration von Mythen zwischen Europa und Asien. Ein neues Projekt greift Sagen und Erkenntnisse auf, nach denen das eurasische Reitervolk der Skythen bei der Goldsuche im Altaigebirge, an der Grenze zur Mongolei, Reste von Vogelsauriern gefunden hat, und die Skythen daraus die mythologische Figur des Greifs entwickelt haben sollen, der ja auch in der griechischen Mythologie eine wichtige Rolle spielt.

Als Teil dieses Projektes sind Zeichnungen entstanden, die Tuguldur Yondonjamts mit Drachenblut zeichnet, einem Pigment aus dem Harz des Drachenbaums (Dracaena cinnabari), der auf der jemenitischen Insel Sokotra wächst. Nach einer griechischen Sage soll dieser Baum aus Blutstropfen des Drachens Ladon gewachsen sein. Ladon sollte die goldenen Äpfel der Hesperiden bewachen, wurde aber von Herakles erschlagen.

Neben den im Atelier in Ulan Bator entstandenen Zeichnungen agiert Tuguldur Yondonjamts im Hochgebirge des Altai, schläft dort in einem Drachengewand, das er in der Struktur einer Schlangenhaut bemalt hat und das in griechischen Buchstaben den Namen „Ladon“ trägt. Die Träume, die er im Gebirge in seiner Drachenhaut schlafend erfährt, dienen ihm als Inspiration zu Video-Arbeiten, von denen in dieser Ausstellung ebenfalls eine zu sehen ist.

Nicolaus Schmidt arbeitet bei seinem Fotografien dokumentarisch, sachlich. Als ersten Teil seines langfristig angelegten Projektes NATURA VIVA hat er die Borke von fast 100 Jahre alten Pappeln fotografiert, die in einer Reihe an den sumpfigen „Noorwiesen“ in Deutschlands kleinster Stadt Arnis stehen. Die Schwarzpappeln wurden um das Jahr 1920 von einem damaligen Lehrer zusammen mit Schülern rund um die idyllische Stadt an der Schlei gepflanzt. Die Außengrenze des Ortes sollte visuell markiert werden. Heute existieren nur noch wenige dieser Bäume.

Die sehr großen Prints, die Nicolaus Schmidt selbst anfertigt, zeigen, dass jeder dieser Bäume einen ganz individuellen Charakter besitzt, obwohl sie direkt nebeneinander stehen und alle zur Art der Populus euramericana zählen. Trotz der sachlichen Vorgehensweise des Fotografen lassen die Fotografien Assoziationen an eine mythologische Welt der Riesen Fasolt und Fafner (Fafnir) aufkommen. Fafnir ist eine Drachen- oder Greifenfigur aus der nordischen Mythologie, die Richard Wagner in seinem „Ring“ beim Bau der Burg Walhall als Riese Fafner zitierte. Jede der annähernd schwarz-weiß wirkenden Fotografien von Nicolaus Schmidt zieht ein ganz eigenes Assoziationsbild nach sich, einige Pappelborken wirken wie aus Stein oder wie aus der Luft aufgenommene Gebirgszüge, andere beschwören die Welt Tolkiens herauf.

Tuguldur Yondonjamts, geb. in Ulan Bator, Mongolei, hat in Ulan Bator, Berlin und New York studiert. Er hat eine große Zahl von Stipendien und Artists‘ Residencies überall auf der Welt erhalten, so das Arts Council of Mongolia/ Open Society Foundation grant, Mongolia oder das LeRoy Neiman Fellowship, Columbia University, New York, NY. Seine Ausstellungen waren in zahlreichen Städten in Asien, Europa und Nordamerika zu sehen. Er lebt in Ulan Bator und in New York.

Nicolaus Schmidt, geb. in Arnis, hat in Hamburg an der HfbK studiert und in New York, New Delhi, Berlin, Basel und anderen Städten ausgestellt. Nach Aktionen im öffentlichen Raum und malerischen Arbeiten bildet seit gut 10 Jahren die Fotografie den Mittelpunkt seiner Arbeit. Nicolaus Schmidt hat bislang vier Bücher veröffentlicht und wird im Mai 2017 beim Wachholtz Verlag das Buch „Arnis 1667 – 2017“ herausbringen. Er lebt und arbeitet in Berlin. Zusammen mit Christoph Radke hat er die Kunststiftung K52 initiiert.

Nicolaus Schmidt und Tuguldur Yondonjamts kennen sich seit 1999, als dieser nach Abschluss seines Studiums der klassischen mongolischen Malerei nach Berlin kam, um an der UdK zu studieren.