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wir freuen uns sehr, im September 2009 die erste große Einzelausstellung der Arbeiten des jungen polnischen Malers und Bildhauers Tomasz Kowalski in Berlin präsentieren zu können. Ab Mittwoch, den 9. September, ab 18 Uhr präsentiert carlier | gebauer einen umfassenden Einblick in seine neuen Arbeiten. Wir würden uns freuen, Sie bei dieser Eröffnung begrüßen zu könne. Im Rahmen der Ausstellung werden außerdem ein Filmscreening sowie ein Gespräch mit dem Künstler stattfinden, zu der wir Sie beizeiten mit einer getrennten Ankündigung einladen werden.

In Tomasz Kowalskis neuen Arbeiten finden sich die zentralen Momente seiner zurückliegenden Werke zu neuen Gruppen zusammen. Immer noch setzt Kowalski eine Welt aus über sich selbst hinauswachsenden Miniaturen ins Leben, immer noch öffnet er Blicke auf ein paralleles Universum, ein Innenleben der Dinge, eine organische Welt, gebaut aus hölzernen, tiefen, matten und ineinander verschlungenen Farben, hinter deren Oberflächen sich eine „Nacht der Vernunft“ (G.W.F. Hegel) zu verbergen scheint. Im Gegensatz zu seinen älteren Arbeiten setzt Kowalski nun die Zerlegung seiner Gegenstände fort, indem er sie ineinander verschränkt. War zuletzt die Skulptur eine Art Übersetzung der Malereien, hat sie sich nun zu einer Gegenmacht ausgebildet, in der unter hölzernen Leinwänden ein Haarrest oder sogar ein Bein zu sehen ist. Kowalskis immer wieder an Motive des Danse-Macabre erinnernde Figuren, reihen sich damit in die Geschichte der westeuropäischen Malerei seit Pieter Brueghel ein, in der Totentänze und Scharaden immer wieder Ausgangspunkt für die Entdeckung neuer, a-realer Welten wurden, die sich schließlich im 20. Jahrhundert zu surrealistischen Körpern verdichteten, zu Pierre Klossowskis lustvollen Gewaltszenarien und Hans Bellmers zerrissenen und verqueren Gliedmaßen.

In Kowalskis Arbeiten verliert sich die Gewalt der surrealistischen Rekonstruktionen des letzten Jahrhunderts in verdichteten Texturen, Materialen, Staffagen; in denen Oberflächen zu Untiefen werden. Wo sich in den neuen Malereien, Zeichnungen und Scherenschnitten immer wieder fliegende, körperlose, hängende, gespenstisch langgliedrige Uniformen und Hüte mit Masken versammeln, denen die Körper abhanden gekommen zu sein scheinen, tauchen diese Körper als zerlegte, lebensgroße, hölzerne Wiedergänger in den neuen Skulpturen wieder auf. Kowalskis Protagonist erscheint stetig wieder, eine überlange, gesichtslose Gestalt, grenzenlos biegbar und gleichzeitig stets immer ungreifbar. Seine Arbeiten scheinen eigenen Naturgesetzen zu folgen; vor allem aber einem eigenen Verständnis der Schwerkraft, die einem spielerisch konsequenten, aber dem Betrachter verborgenen Gesetz zu gehorchen scheinen. Kowalskis Welten existieren scheinbar lediglich ‚an einem Faden’, und diese Abgründigkeit setzt sie ins direkte Verhältnis zu einer anderen für ihn zentralen Vorgeschichte, zur polnischen Nachkriegsavantgarde und deren zentraler Theater-Figur, Tadeusz Kantor, dessen Inszenierungen, Malereien, und Performances eine Welt als Absurdes Theater erschufen. In ihre Nähe bewegen sich Kowalskis neue Arbeiten. Sie scheinen die Bühne einer noch abwesenden Performance zu eröffnen, einer Welt, sie sich langsam aus ihren eigenen Gesetzen erhebt, in Scherenschnitten, Malereien, Skulpturen und Zeichnungen umschreiben sie eine monadologische Erfahrungswelt aus einer tänzerischen Armee phantastischer Elemente.

Zeitgleich mit der Ausstellung bei carlier | gebauer werden Arbeiten von Tomasz Kowalski im Künstlerhaus Bethanien zu sehen sein, wo er derzeit als artist in residence arbeitet. Kowalski hatte die erste Präsentation seiner Arbeiten im Projektraum von carlier | gebauer zum Gallery Weekend 2008. Für weitere Informationen und Bildmaterial wenden Sie sich gerne an die Galerie.

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Tomasz Kowalski