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Ein Junge und ein Maedchen, in sommerlicher Kleidung im Palazzo Venier di Leoni in Venedig, sind die Hauptakteure einer Serie von Fotografien, die in der Ausstellung „Bodies in the Backdrop“ gezeigt werden. Neben den beiden Adoleszenten bilden die Fotografien Details der Raeume und andere Besucher/innen ab, festgehalten zwischen bruchstueckhaft abgelichteten Kunstwerken und Interieuransichten der Sammlung von Peggy Guggenheim. Die Passepartous sind versehen mit Exzerpten aus „Confessions of an Art Addict“ (1946), den Memoiren der Galeristin, Sammlerin und Maezenin Peggy Guggenheim. Die Zitate, die keinerlei Daten, Namen oder Orte benennen, werden durch ihre Dekontextualisierung zu kontingenten Satzfragmenten, wobei die erstaunlich zeitgenoessisch anmutende Alltagssprache muehelos die Abstaende zwischen den Dekaden nivelliert.

Die gerahmten Fotografien kontrastieren mit einem zweiten und gleichberechtigten Ausstellungsteil, der sich wie die Satzfragmente renitent zu den Fotografien verhaelt und zugleich im Dialog mit diesen ein Spektrum an Narrativen und Anspielungen eroeffnet: Eine Art exzentrisches und zugleich minimalistisches Display, das sich aus Plexiglaskonstruktionen, einem rotem Teppich und einer temporaeren Ausstellungswand zusammensetzt.

Der Ausstellungstitel „Bodies in the Backdrop“ ist einem gleichnamigen Text von Elisabeth Lebovici ueber den „agent d’art“ Ghislain Mollet-Viéville entlehnt, einem franzoesischen Sammler, mit dessen Lebensstil, Selbstdarstellung und Vermarktungspraxis seiner Sammlung aus Minimal Art und konzeptueller Kunst sich Tobias Kaspar ueber laengere Zeit befasst hat. Wie in seiner Auseinandersetzung in frueheren Projekten, hat die Referenz auf eine Person im „body of work“ in der Halle fuer Kunst keinen Biografismus und keine Hagiografie zur Absicht. Die Referenz wird als abstraktes Modell verwendet, als Material, um soziale, affektive und oekonomische Spannungsverhaeltnisse zwischen Sammler/innen und anderen Akteuren im Kunstfeld zu thematisieren.

Ein Interesse an Formen des Begehrens, Oekonomien der Sichtbarkeit, Repraesentations- und Vermarktungspraxen wird verbunden mit Ueberlegungen zur Opposition von Autonomie, nicht zuletzt gesichert ueber die Bewertung durch Peers, und Heteronomie, wie beispielsweise Marktdominanz und Popularitaet. Mit diesem Interesse an Beziehungsnetzen im Kunstfeld fokussiert Kaspar indessen weniger auf die institutionellen Rahmenbedingungen, sondern richtet den zwischen Intimitaet und kuehler Distanziertheit gehaltenen Blick auf die Akteure selber.

Die Ausstellung „Bodies in the Backdrop“ ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Tobias Kaspar (*1984). Der Kuenstler hat u.a. ausgestellt im Kunsthaus Bregenz, in der Kunsthalle Basel, bei Air de Paris (kuratiert von castillo/coralles), Marcelle Alix, Paris, Alex Zachary, New York (alle 2011), Silberkuppe, Berlin (2010) und im Golden Pudel Club, Hamburg (2008). Tobias Kaspar war 2011 Absolvent an der HFBK, Hochschule fuer bildende Kuenste in Hamburg.