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Big City Escape. In dieser neuen, 2005 entstandenen Werkgruppe verblüfft uns Tobias Hantmann (*1976) mit einer fulminanten Kombination von Malerei und Aquarell, Fotografie und Collage.

Ein Textil-Print, Fantasy, sophisticated: eine Wolkenkratzer-Skyline von Nirgendwo wird von dschungelhaft wuchernden und hängenden Pflanzen-Kaskaden bedrängt, daneben ein Wasserfall, Wasser-Fontänen. Horizontalen sind Streifen aus Wolken-Himmel und einem Fluss. Konstruierte Künstlichkeit in blauen und grauen Farbtönen, in Mehrfach-Streifen aneinander gedruckte Meterware.

Diese Phantasie-Landschaft hat Tobias Hantmann auf großformatigen Keilrahmen aufgespannt. Darauf hat er ein kleineres Papier-Format "integriert": in gestischem Pinselschwung entstandene Aquarell-"Pfützen", abstrakt und in traumhaft schönen Valeurs in Blaugrau. Ein Aquarell par excellence. Es fügt sich farblich dem Bildgrund ein und sprengt ihn zugleich auf: die Aquarell-Wolken-Blasen scheinen aus der Skyline herauszublubbern, fließen aus dem Wolken-Himmel... doch drosselt Tobias Hantmann den impact des Aquarells und montiert sparsam, ganz akzentuiert kleine Foto-Schnipsel von Architektur-Details aus der Wolkenkratzer-Skyline auf das Aquarell: die second-hand-Architektur-Details "funktionieren" nun dokumentarisch, tun so als existiere die Skyline wirklich irgendwo. Alles ist wie es ist, eines reagiert aufs andere...

Laut Nachdenken über Camille Corot nennt Tobias Hantmann die 2005 fast gleichzeitig neben den Big City Escape-Bildern entstandene Werkgruppe. Sein Ausgangspunkt sind jetzt die Landschaftsmalereien des vor-impressionistischen Malers Camille Corot (1796 - 1875), sie sind Impuls für diese ganz aus dem Hell-Dunkel-Kolorit gedachte Aquarell-Serie auf Papier. Auf diese Aquarell-Landschaften legt er auf Klarsichtfolien ausgedruckte Ausschnitte aus Landschaftszeichnungen Corots. Die vorher festgelegten und immer rechtwinkligen Formate werden kantenparallel aufgelegt. Beide "Ebenen" werden nun noch einmal komplett gescannt und ausgedruckt und die doppelt "belegten" Partien werden ausgeschnitten und ersetzen die Folienstücke auf exakt ihren Positionen auf dem Aquarell: das Aquarell nach Corot und die Folien mit Corot verschmelzen hier in einer neuen Wahrnehmungsebene... tun so als gäbs die Zeichnung auf dem Aquarell wirklich so.

Das phantasisch-genialisch-kreativ anmutende Spielen mit changierenden Wahrnehmungsebenen ist in Wahrheit eine Untersuchung der Konstituenten der Malerei, ein Hinterfragen konventioneller Bildvorstellungen. Tobias Hantmanns Landschaften sind mehr als alles andere konzeptuelle Arbeiten. Kalkuliert, kontrolliert, raffiniert. You is a very fluid concept right now. Je nach Intention wechselt er Bildträger, Farbauftrag. Immer wieder verwendet er diesselben Foto-Details und ausgeschnittenen Figuren-Silhouetten, mal definieren sie die Größenverhaltnisse in einer Landschaft, mal scheinen sie anekdotisch zu funktionieren.

Alles ist notwendig und sinnvoll so wie es ist. Es sei denn es wäre anders. (Max Imdahl)

Tobias Hantmann (*1976) hat von 1997 bis 2003 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Jan Dibbets als Meisterschüler und an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Georg Baselitz studiert. 2001 war er Stipendiat an der Cité des Arts in Paris. Für 2006 wurde er als Stipendiat auf Schloß Ringenberg ausgewählt.

Einzelausstellungen (Auswahl): 2002 For Fans, Kunstraum Capri Berlin 2003 My dear observers, Galerie Klinkhammer und Metzner Düsseldorf 2005 Chinese Solitude, Galerie Horst Schuler Düsseldorf 2006 You is a very fluid concept right now, Galerie Horst Schuler Düsseldorf

Gruppenausstellungen (Auswahl): 2000 ...und die Nachbarn gaffen, Bittweg, Düsseldorf 2001 Berlin Republic - New Art from Germany, Galerie Mehdi Chouakri Berlin 2004 Frans Hals Maul, präsentiert von Hot Bike Düsseldorf 2005 Chosen View, Überbau Düsseldorf

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