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In dem grafischen Geflecht aus Nietenreihen, Schweißnähten und scharfen Kanten der Stahlbleche auf den Bildern von Timo Nasseris Jetskin-Serie fallen bei genauer Betrachtung kryptische Schriftzeichen und Symbole auf: Warnungen, Drohungen, Hinweise auf Gefahren oder Anweisungen für Notsituationen. Der technischen Perfektion der „chirurgischen Präzisionsinstrumente“ steht eine merkwürdig archaisch und improvisiert wirkende Oberfläche entgegen. Wie Flickenteppiche scheinen die Jets aus Restmaterialien notdürftig zusammengefügt zu sein - eine raue Haut, die eher an die Oberfläche einer Dampflok erinnert.

Nasseri fotografiert mit forschendem Blick, der nah an die Objekte herangeht, die abweisenden, kalten Ungetüme dokumentarisch genau unter die Lupe nimmt und dabei Erstaunliches an die Oberfläche holt: Eine Spannung zwischen reizvoller Oberflächenstruktur und brutalstem Innenleben, auf welches nur die „Tätowierungen“ an der Flugzeughaut hinweisen. Die Bilder sind sauber nach klassischen Regeln komponiert - volle Tiefenschärfe, sachlicher Blick bei neutralem Licht. Angeregt wurde Nasseri durch die patriotisch gefärbten TV-Dokumentationen über die neueste Waffentechnik der USA zu Beginn des Golfkriegs. Die ungezügelte Technikbegeisterung, die in den Beiträgen zu spüren war, ließ den Zweck dieser Tötungsmaschinerie leicht vergessen.

Die Serie der Jet-Skins steht in einer langen Tradition der Militärfotografie und der Militärmalerei. Allerdings hat sie weder deren Heroismus noch die schreiende Anklage drastischer Darstellung apokalyptischer Vernichtung wie bei George Grosz oder Robert Cappa.

Nasseri zeigt nicht die Einsätze dieser Waffen oder ihre verheerende Wirkung, sondern vermag allein durch das Exponieren der fremdartigen Details auf die Folgen ihrer Verwendung hinzuweisen. Der Betrachter beginnt zu ahnen wie die Bilder aussähen, wenn der Hinweis auf einem Flugzeug: “Cut here for emergency rescue“ zur Anwendung kommt.

Martin Mertens

Timo Nasseri wurde 1972 in Berlin als Sohn eines Iraners und einer Deutschen geboren. 1997 schloß er seine Ausbildung als Fotograf am Berliner Lette-Verein ab. Anschließend assistierte er u.a. den Fotografen Frank Thiel, Albert Watson und David Berry. Zwischen 1997 und 2004 realisierte er Projekte im Iran, den USA, China, Pakistan, Bolivien und Kirgisien. Von 1999 bis 2001 war er Redakteur des Londoner Kunstmagazins THEMEPARK. 2000 zeigte er seine Serie OP-Felder in der Galerie „derart“, Basel (CH) und die erweiterte Serie OP-Felder 2002 bei ABEL Raum für Neue Kunst, Berlin. Zu seinen wichtigsten Ausstellungsbeteiligungen gehörten 1999 Nachlese, Rotes Rathaus Berlin, 2001 INTER-TRANSFER, ABEL Raum für Neue Kunst, Berlin, 2001 In God We Trust, ABEL Raum für Neue Kunst & Galerie Paula Böttcher, Berlin. In 2002 Corporate Identity, Kunst Zürich 02, Projectspace, Art Frankfurt 02 und Golab, Berlin. 2003 waren seine Arbeiten in der Ausstellung Der Rest der Welt, Palais Neuffer, Pirmasens, (Katalog) und im Rahmen der Ausstellung Aenne Biermann Preis, Museum für Angewandte Kunst, Gera, (Katalog), als auch in der Ausstellung Synthetic Forces, ABEL Raum für Neue Kunst, Berlin (Katalog) zu sehen. Zur Zeit ist Timo Nasseri Stipendiat des Else-Heiliger Fonds und lebt und arbeitet in Berlin.

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Timo Nasseri - Jet Skin