Thomas Steffl: Baumfrau

Thomas Steffl (*1970) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Die Pinakothek der Moderne in München zeigte Thomas Steffl 2004 in der Einzelausstellung Modell Homburg. In Kooperation mit Jens Kabisch nahm Thomas Steffl an Utopiastation 2 (2005), im Haus der Kunst München teil. Darauf folgten weitere Soloshows: Wir in Minsk (2005), im Institut für Moderne Kunst in Nürnberg und Wer hat Bambi getötet - Video, Film und andere Medien (2006) im Kunstmuseum Bonn.

Die Thematik des Individuums innerhalb der modernen Gesellschaft steht im Zentrum von Thomas Steffls Werk, so auch in seiner Installation „Baumfrau“, die aus einer 2-Kanal Videoprojektion und Lampen, die mit Motiven von nackten Körpern bedruckt sind, besteht. Das Phänomen, dass sich das Individuum Mensch jenseits des Alltags auf die Suche nach Freiheit und Identität begibt, ist aktueller denn je, denkt man an den Cyberspace. Der User hat hier die Möglichkeit in einer Parallelwelt, wie z.B. bei „Second Life“, außerhalb des eigentlichen Lebens, seine Bedürfnisse auszuleben. Exemplarisch für diese gesellschaftlichen Phänomene untersucht Steffl in seiner raumgreifenden Arbeit „Baumfrau“ die Nudisten-Bewegung, die ihren Anfang in den Lebensreformideen des ausgehenden 20. Jahrhunderts hat. Provokativ steht das Thema des nackten menschlichen Körpers im Mittelpunkt der Installation. Neben den „Nudes“ auf den Lampen, dreht sich auch der Film um dieses Thema. Auf der ersten von zwei Videoprojektionen ist ein umfallender Baum zu sehen. Daneben, auf dem zweiten Kanal, zeigt Steffl eine unbekleidete, liegende Frau, die sich langsam erhebt. Da jeder das Gefühl des Unbekleidetseins kennt, spricht Steffl den Betrachter auf höchst emotionale und unmittelbare Weise an. Dieses Moment benutzt er, um auf subtile Weise Grundfragen des menschlichen Daseins nach Freiheit, Glück und Identität zu stellen. Er wirft dabei auf, welch kritische Ausprägungen bestimmte gesellschaftliche Gruppen fern der Realität entwickeln können. Es ist beispielsweise so, dass Mitglieder der Nudisten-Bewegung skurriler Weise ihre Kinder nur nackt unterrichten, unbekleidet Winterwanderungen unternehmen oder Fussball spielen. Die Frage, ob dies wirkliche Freiheit oder nur neue Zwänge bedeutet, drängt sich dabei auf.

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Baumfrau