press release only in german

Thomas Reinholds Bilder, hier einmal fugenlos aneinandergehängt, zeigen, daß durch seine Malerei sich eine Konfrontation hindurchzieht, die nicht innerhalb jedes Bildes stattfindet, aber in ganzen Zyklen gegeneinander ausgespielt wird, und insgesamt den großen Zusammenhang herstellt. Bei den hier abgebildeten Werken handelt es sich um Bilder aus einem Zeitraum von zehn Jahren. Sie umkreisen oder formulieren die Dialektik zweier Gestaltungsprinzipien, der Konstruktion einerseits, des freien gestischen oder fließenden Farbauftrags andererseits. Aber es sind nicht wirklich Gegenpole, die hier besetzt erscheinen und von denen aus nun aufeinanderzugemalt wird, sondern es sind verwandte Aspekte, die bestenfalls das eine aus dem anderen hevorbrechen lassen oder das eine im anderen disziplinieren. Wir haben es mit der Metamorphose fester und flüssiger Formen zu tun; der Künstler arbeitet in malerischen Aggregatzuständen, aber das Bild akzeptiert selten einen davon ganz, vielmehr scheint die Farbe auch in den diszipliniertesten Kompositionen jederzeit austreten und überfließen zu können. Andererseits nimmt dieser Überfluß dort wo er stattgefunden hat, scheinbar geregelte Bahnen. Die Farbströme ziehen ruhig über die Bildflächen wie Gewässer ihren Weg suchen, jedes auf seine Weise immer denselben. Früher hat Reinhold manchmal umwirsch eingegriffen und einige schnelle Gesten gesetzt, die das Bild in größte - atemlose - Spannung versetzten. Jetzt genügt der Wechsel fester und flüssiger Formen. Es ist nich mehr das Sentiment des Künstlers, das aufgerufen ist, uns das Bild zu kommentieren, vielmehr geht es um dieses Ein- und Austreten von Farbe, um deren Möglichkeit, sich in feste Formen zu ergießen und diese wieder zu verlassen.

Otmar Rychlik