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Vom 21.09. bis zum 11.11.2012 präsentiert die lothringer13_halle die Ausstellung The Undercurrent of Boredom.

Sören Kierkegaards Diktum, die Götter hätten die Welt aus bloßer Langeweile erschaffen, enthält ein schöpferisches Moment, das aus der Langeweile, aus der motivationslosen Erlebnisarmut, Bedeutung entstehen lässt. Auch wenn Kierkegaard diese produktive Ebene der Langeweile nicht zu thematisieren beabsichtigte, so verdeutlicht der schöpferische Aspekt dieses Gefühls eine Ebene, die, wohl vermittelt über Nietzsche, von Heidegger später zu einem zentralen Aspekt seiner Philosophie der Gestimmtheiten erklärt wird. Die Langeweile erscheint, und dies wird auch durch aktuelle Diskussionen sichtbar, als ambivalentes Moment, das einen Nullpunkt des Interesses an der Welt verdeutlicht und zugleich als Ausgangspunkt für ein neues, sensibles Wahrnehmen erfahren werden kann. Neben dem Nichts, das die Langeweile zunächst ausstrahlt, scheint diese immer auch von einer Unterströmung gespeist, die eine welteröffnende Stimmung ermöglicht.

Das Projekt The Undercurrent of Boredom versucht, Langeweile nicht als zentralen Begriff zu thematisieren, sondern das reflexive, sich wandelnde Potential der Langeweile als künstlerische Vermittlungsstrategie zu illustrieren. Die ambivalenten Zugänge zur Langeweile, als Erlebnisarmut und als neu sich konstituierende Sensibilität für die Welt, sollen als Aspekte vorgestellt werden, die in der aktuellen künstlerischen Produktion immer wieder zum Einsatz kommen. Langeweile, die hier als visuelle oder narrative Unterforderung und Enttäuschung unserer alltäglichen Wahrnehmungsmuster verstanden wird, soll als Instanz vorgestellt werden, den Betrachter durch die Evokation von Ereignisarmut zu sensibilisieren und durch die Betonung einer spezifischen Eigenzeitlichkeit des Kunstwerks das ästhetische Wahrnehmen selbst zu thematisieren. Im Gegensatz zu unseren zu Automatismen verkrusteten Wahrnehmungsmustern, mit denen wir heute zumeist medial vermittelte Inhalte erfahren, wird innerhalb der ästhetischen Erfahrung die visuelle und narrative Erlebnisarmut, die wir mit dem Begriff der Langeweile assoziieren, als Destabilisierung unserer auf schnelle Lesbarkeit hin ausgerichteten, alltäglichen Wahrnehmungsweise erfahren. Auf vielfältige Art und Weise illustrieren die hier vorgestellten Arbeiten das reflexive Potential der Langeweile im Kontext der Eigenzeitlichkeit der Werkerfahrung und einer der Werkproduktion selbst eingeschriebenen Temporalität.