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Wilhelm Schürmann, studierter Chemiker, Fotograf, Exgalerist und bis eben Professor für Fotografie an der FH Aachen, sammelt seit 1981 gemeinsam mit Gabriele Schürmann Gegenwartskunst. „Schürmann vertieft bis heute sein Verständnis von Welt mittels seines individuellen visuellen Zugriffs auf die Wirklichkeit,“ ist in einem Porträt des Goethe-Instituts über ihn zu lesen.

Für PHOTOGRAPHY CALLING! richtet er mit ca. 50 Werken einen Raum ein, in dem Skulptur, Malerei, Zeichnung und Fotografie aus der privaten Sammlung hierarchielos in einen Dialog geführt werden: Ob es sich um einen privaten Schnappschuss, ein Meisterwerk der Fotografiegeschichte, die beschriftete Rückseite einer anonymen Amateuraufnahme oder eine hoch artifizielle Zeichnung handelt, spielt keine tragende Rolle. Wichtig ist, welche Art gedanklichen Impuls das jeweilige Bild auszulösen, welches „Widerspruchspotenzial“ es im Zusammenspiel mit den benachbarten Bildern zu entwickeln vermag.

Die visuellen Zeugnisse, die für den dritten und letzten Projektraum innerhalb der Ausstellung PHOTOGRAPHY CALLING! zusammengestellt wurden, sind für die Sammler auch mit persönlichen Assoziationen aufgeladen. Doch Strukturen, Formen und Bildzeichen spielen sich gegenseitig zu und entwickeln – über den privaten Zugang hinaus – eine offene, vielschichtige Erzählung, die die Konstruktion unserer Wahrnehmung als einen gespinstartigen, vielfach verknüpften Denkraum beschreibt.

Wilhelm Schürmann schreibt:

Sammlung

„Evangelisch beginnen katholisch aufhören“ als Titel einer Arbeit von Roseline Rannoch, verkörpert das Lustprinzip beim Schauen. Jetzt. Hier, für mich.

Als Fotograf lustvoll das Leben und die Welt der Bilder beobachtend, sammle ich mich schließlich selbst, während ich die Konstruktion unsrer Wahrnehmung und die der Bilder zusammensetze. Ein Gespinst von Einflüssen, die sich gegenseitig beflügeln. Ente auf der Mosel. Falsch belichtet. Richtig. Gut. Stockenten auf Holzente geprägt. Wer folgt wem, im Gleichschritt seiner Vorbilder. „Im Schatten unserer Blödheit“, hinreißende Selbsterkenntnis beim Betrachten des eigenen Schattens. Produktive Missverständnisse bereichern die Kunst. „Der Modernismus fängt zu Hause an“, Joe Pesci ist Weegee und Dali versteht das Rhinoceros. Die Straße ist leer, es regnet aufs Wasser, Kodak wird gesprengt, ein Stein ist im Schuh.

Was ist hier eigentlich los? Die Guerrilla Girls rufen die Geburt des Feminismus aus, in der Hauptrolle Pamela Anderson, wer denn sonst. Annette Ruenzler sieht die Schönheit einer unakzeptablen Entscheidung. Das Aufstellen einer Behauptung beinhaltet gleichzeitig die Richtigkeit ihres Gegenteils sagt Ad Reinhardt. Ein Streichholz heißt Seele, ist abgebrannt, geschnitzt von Peter Sauerer und beleuchtet meine Einsicht: Es ist immer das Andere was mich antreibt. The sound of downloading makes me want to upload. (Nov. 2011)

Mit Werken von Francesco Barocco, Hubert Becker, Valérie Belin, Gwenneth Boelens, Center for Land Use Interpretation, Rob Churm, Cieslik und Schenk, Raphael Danke, Jan Paul Evers, Robert Frank, Boris Gaberšcik, Guerrilla Girls, Fletcher Gould, Joanne Greenbaum, Gerhard Gronefeld, Philippe Halsman, Benedikt Hipp, Ane Mette Hol, The Institute of Social Hypocris, Matthias Lahme, Ulrich Lamsfuss, Jochen Lempert, Zoe Leonard, Simon Lewis, Lone Haugaard Madsen, Kris Martin, Soshi Matsunobe, Rodney McMillian, Michaela Melián, Stephan Melzl, Klaus Merkel, Sofie Bird Møller, Brian O'Connell, Willem Oorebeek, Raymond Pettibon, Peter Piller, Matthias Reinhold, Annette Ruenzler, Achim Sakic, Pentti Sammallahti, Peter Sauerer, Albrecht Schäfer, Wilhelm Schürmann, Daniela Steinfeld, Sue Tompkins, Hiroki Tsukuda, Joëlle Tuerlinckx, Aaron Twa, Jens Ullrich, Universal Pictures, Jochen Weber, Christopher Williams und Martin Zellerhoff