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30.05.2020 – 12.07.2020

The Kalpana. In desert times
(28.03.2020 – 10.05.2020)

Into the middle of things, right away, not only in terms of time, but also of space, there is the glistening brown horizon of the future, spread out thin, no more than the width of a grain of rice, but full of promise, visible even in the white ghostly fog and the inexhaustible sterile saline whiteness of the present. However, the truth is that this horizon, which we call the future, is also beneath it all, folded into the planetary archives.
Bodhisattva Chattopadhyay, Speculation: Desert (forthcoming)

Im Zentrum der Arbeit von The Kalpana (Sanskrit: bilden, Vorstellung) steht, was das 2016 gegründete Kollektiv die „spekulative Wüste“ nennt. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der fortschreitenden Desertifikation in weiten Teilen der Welt untersucht The Kalpana die Wüste als einen Bereich von Zukunftsimaginationen und Science-Fiction-Welten. Die spekulative Wüste wird von drei sich überschneidenden Ansätzen kartiert: geo-kulturell, künstlerisch-biologisch und über Science-Fiction, womit zugleich die jeweiligen künstlerischen und kulturwissenschaftlichen Forschungsfelder der drei Mitglieder des Kollektivs, Goutam Ghosh, Susanne M. Winterling und Bodhisattva Chattopadhyay, zusammengeführt werden.

Die erste institutionelle Ausstellung von The Kalpana In desert times im Kunstverein Freiburg besteht aus zwei Hauptelementen: einer Karte des spekulativen Wüstenplaneten und einem darauf Bezug nehmenden Glossar. Die interaktive und dreidimensionale Wüstenkarte präsentiert die Recherchen des Kollektivs zu künftigen Arten, künftigen Artefakten und künftigen Codes und verwandelt die Ausstellungshalle des Kunstvereins Freiburg in ein Labor, das dazu einlädt, den Wüstenplaneten spekulativ zu erkunden. Quellen der Inspiration für diese raumgreifende Installation sind erstens die Recherchereisen des Kollektivs zu der Salzwüste Rann von Kachchh an der Grenze zwischen Indien und Pakistan sowie zu der dortigen archäologischen Stätte Dholavira, die der Induskultur zugeschrieben wird; und zweitens der Wüstenplanet in der Science-Fiction, beispielsweise in fiktionalen Beschreibungen des Mars. Im Vordergrund stehen dabei die Entwicklungen möglicher Überlebensstrategien in einer Wüstenlandschaft durch das Lernen von und das Sein mit anderen Lebens- und Nicht-Lebensformen wie Gebirgsgruppen, Sandformationen, Kakteen und Kamelen.

Solche Szenarien des Überlebens auf Wüstenplaneten sind allerdings nicht mehr nur Science-Fiction. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen warnt, dass mindestens drei Viertel der Landflächen der Erde von Wüstenbildung bedroht sind. Dieser von Menschen verursachte Prozess wird mit dem Klimawandel noch beschleunigt. So ist auf dem indischen Subkontinent die weitläufige Zerstörung von Land und Leben längst die Norm für eine von Desertifikation betroffene Landschaft. Während die Erde verwüstet, träumen Staaten und Unternehmen von einer Kolonialisierung des Mars. Hier setzen die disziplinenübergreifenden Recherchen von The Kalpana mit einer einfachen Frage an: Warum richten sich unsere Zukunftsphantasien auf andere Wüstenplaneten als Fluchtorte, wenn wir auf unsere eigene Wüste zurasen? Das Kollektiv möchte dazu anregen, die Vorstellungskraft zu dehnen und über lähmende Untergangsszenarien hinaus in einem adaptiven und transformativen Modus lebenswerte Zukünfte zu denken.

Eröffnung

Fr, 27.03.2020, 19 Uhr
Einführung: Heinrich Dietz und Antonia Lotz, Kurator*innen

Programm

Sa, 28.03., 15 Uhr
Gespräch mit The Kalpana

Sa, 28.03., 19:30
Film zur Ausstellung
The Dune (David Lynch, 1984)
Filmscreening, Einführung: The Kalpana
Ort: Kommunales Kino

Do, 16.04., 19 Uhr
Kuratorenführung mit
Heinrich Dietz

So, 26.04., 14–16 Uhr
Kinderworkshop
(mit Anmeldung)

Do, 30.04., 19 Uhr
Öffentliche Führung mit
Nelly Kuch

Sa, 09.05., 14–21 Uhr
In desert times
Symposium mit The Kalpana und Wissenschaftler*innen
vom Institut für Geographie der Universität Freiburg