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The Holding Environment

The Holding Environment ist eine Ausstellung in zwei Kapiteln. Eine kurze Pause zwischen den Kapiteln gibt Möglichkeit zur Reflexion, Rekonfiguration und Reaktion auf die sich verändernden Bedingungen, in denen die Ausstellung stattfindet.

Kapitel I
Eröffnung am Freitag, 9. April, 12-21 Uhr
10. April – 9. Mai 2021

Kapitel II
Eröffnung am Freitag, 28. Mai, 12-21 Uhr
29. Mai – 01. August 2021

Mit Tolia Astakhishvili, Morgan Bassichis, Gregg Bordowitz, Sarah Davachi, Sara Deraedt, Jason Dodge, Martin Erhard, Annika Eriksson, Ada Frände, Michael Fullerton, Michael Kleine, John Knight, Marc Kokopeli, Pope.L, Carolyn Lazard, Rachel Reubke, James Richards, Marianna Simnett, Niklas Taleb, Co Westerik und Jiannan Wu.

Kuratiert von Fatima Hellberg

Der Begriff des „holding environment“ (haltende Umwelt) – dieser Grenzbereich zwischen Fürsorge, Abhängigkeit und Halt sowie dem, was keinen angemessenen Halt bietet – wird in der Ausstellung in neu konzipierten wie existierenden Arbeiten immer wieder aufgegriffen.

Die Ausstellung und die Begleitveranstaltungen betrachten Fürsorge auf eine Weise, die sowohl Zärtlichkeit zulässt wie auch den Umschlagpunkt markieren kann, an dem Fürsorge sich in etwas weitaus Infantilisierendes, Unheimlicheres oder Perverseres auflöst – der Punkt also, an dem die Authentizität der Fürsorge fraglich wird. Realisiert und entwickelt während der Pandemie, durch die sich die Spannungen zwischenmenschlicher Abhängigkeit und struktureller Fragilität noch verschärft haben, bringt die Ausstellung sowohl die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Fürsorge zur Sprache wie auch die Zweideutigkeit guter Absichten in Zeiten des Massenindividualismus.

Formal sind in dieser Ausstellung Überlegungen zu Behältnissen und Schwellen – im tatsächlichen wie metaphorischen Sinne – integraler Bestandteil der Art und Weise, wie der Raum strukturiert ist, wie er hält und sich verhält. Die Ausstellung wird also als ein Ort verstanden, der die Widersprüche verkörpern und vermitteln kann, die den psychologischen und institutionellen Raum strukturieren. Die Vorstellung der haltenden Umwelt, die zwischen physischem Raum und Metapher oszilliert, wurde erstmals von dem Psychoanalytiker und Kinderarzt Donald Winnicott in Werken wie Holding and Interpretation (1986) vorgeschlagen. In seinen Texten geht er von der Figur des Kindes aus, das er nicht nur als kleine Person unter der Vormundschaft von Erwachsenen versteht, sondern auch als subalternes Wesen ohne Selbstbestimmung und Macht, das notwendigerweise Zustände der Abhängigkeit verhandeln muss. Das Kind und der Akt des Haltens werden in Winnicotts Arbeit zu einer Möglichkeit des Verständnisses einer „Politik des Kleinen“ – eine Beziehung, die alle Dimensionen überspannt, vom intimen Raum bis zu strukturellen und institutionellen Überlegungen zur Abhängigkeit. Eine solche Bewegung und Verschiebung zwischen dem Alltäglichen und dem Strukturellen birgt stets das Risiko, die Unterschiede, die Nuancen und die Achtsamkeit aus den Augen zu verlieren – einer der Gründe, weshalb Zweifel und Ambivalenz, gepaart mit Hingabe und Empathie, für den Begriff der haltenden Umwelt umso wichtiger sind. Diese Ausstellung zielt darauf ab, in jenem Raum zu verbleiben und sich mit den Fallstricken eines korrumpierten Begriffs der Fürsorge auseinanderzusetzen, aber auch mit Möglichkeiten der Rehabilitation, der Wiederherstellung und Wiedergutmachung durch einen selbstlosen Geist des Haltens.

The Holding Environment wird durch eine Reihe von Veranstaltungen begleitet, darunter eine eigens konzipierte Performance und Komposition der Musikerin Sarah Davachi; die Publikation Divine Drudgery, herausgegeben mit James Richards und Leslie Thornton mit Beiträgen und Arbeiten von Horst Ademeit, Rae Armantrout, Tolia Astakhishvili, Ed Atkins, Kirsty Bell, Adelhyd van Bender, Bruce Conner, Fatima Hellberg, Mason Leaver-Yap, Veit Loers, Terence McCormack, James Richards und Leslie Thornton; sowie Gespräche und Veranstaltungen mit der Autorin und Dichterin Fanny Howe, dem Filmemacher, Künstler und Aktivisten Gregg Bordowitz u.a.

Mit freundlicher Unterstützung der Kunststiftung NRW, der Sparkasse KölnBonn, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, des Generalkonsulats der Niederlande, der Stiftung Kunstfonds und Knauber, Bonn.