Brandenburgischer Kunstverein Potsdam

BKV - Ausstellungspavillon auf der Freundschaftsinsel Potsdam
14467 Potsdam

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The Eleventh Letter ist der zweite Teil des deutsch-französischen Kooperationsprojekts TRUST!, das der Brandenburgische Kunstverein Potsdam e.V. gemeinsam mit dem centre d’art contemporain la synagogue de Delme im Rahmen von Thermostat, Zusammenarbeit zwischen 24 centres d‘art und Kunstvereinen entwickelt hat. Thermostat ist eine Initiative der d.c.a. und des Institut français in Deutschland, bei der sich jeweils zwei Institutionen aus Deutschland und Frankreich zu Projekten zusammenfinden. Mit unserem Partner, der synagogue de Delme, haben wir gemeinsam beschlossen, die Idee hinter dem Konzept von Thermostat zur Struktur unserer Ausstellungen zu machen.

TRUST! thematisiert demzufolge die Auswirkungen von Autoritätsverzicht. Nicht nur künstlerisch sondern auch strukturell dringt das jeweils „Andere“ in den eigenen Bereich ein. Wir haben uns gemeinsam darauf eingelassen, uns für die Dauer jeweils einer Ausstellung einer externen Perspektive zu öffnen und dem Partner Carte Blanche zu geben.

The Eleventh Letter

Die Ausstellung The Barranquilla Principle (03.10.2010 – 09.01.2011), die von Astrid Mania und Silke Albrecht für die synagogue de Delme konzipiert wurde, konzentriert sich auf die Frage, wie kollektive Projekte aussehen, bei denen es den einen Entscheider nicht gibt.

Dagegen stellt Marie Cozette als Leiterin der synagoge de Delme bei uns in Potsdam die Frage, wie das Andere, sein Begehren, sein Blick, sein Vertrauen oder auch seine Ängste unweigerlich Einfluss auf uns ausübt. Im Vordergrund steht die Frage, wie Identität konstruiert bzw. dekonstruiert wird. Die Ausstellung zeigt, auf welche Weise ein Körper oder eine Stimme von vielfältigen Identitäten durchdrungen sein können, wodurch sich, positiv gewendet, die Möglichkeit einer durchlässigen, beweglichen und offenen Gemeinschaftlichkeit ergibt. Für The Eleventh Letter hat Marie Cozette die Künstler Patrick Bernier & Olive Martin sowie Elise Florenty & Marcel Türkowsky eingeladen, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.

Manmuswak (2005, 16‘), der Film von Patrick Bernier & Olive Martin, zeigt einen Tag aus dem Leben von K., einem afrikanischen Immigranten, der in Frankreich lebt und als Wachmann arbeitet. Die Kamera folgt ihm zu seinen verschiedenen Jobs und zu privaten Treffen und zeichnet seine dabei ständig wechselnden Identitäten nach.

Elise Florenty & Marcel Türkowsky schaffen eigens für die Ausstellung eine neue Werkgruppe, in deren Zentrum das fiktive Leben eines gewissen Mr. Young steht. Anhand der Video- und Klanginstallation King Young (2010, 10‘10‘‘) sowie verschiedener Artefakte, Objekte, Editionen, Bilder und Texte lassen uns die Künstler fragmentarisch an seinem Leben teilhaben. Der Monolog des Protagonisten, der im Mittelpunkt der Installation steht, schwankt zwischen Erzählung, Mythologie und realistischer Zeugenaussage und schildert ein Leben, das gleichermaßen über eine komplexe Genealogie wie über eine tausendjährige Geschichte verfügt. Die Worte des Mr. Young schreiben sich in ein szenisches Dispositiv ein, in dem Spiegelfechtereien und Verkehrungen – der Sinne, der Wertvorstellungen und Rollenschemata – den Betrachter in einen Irrgarten der Zeichen und Symbole versetzen, den er sich nach und nach erschließen muss.

Die Ausstellung The Eleventh Letter findet im Rahmen von Thermostat, Zusammenarbeit zwischen 24 centres d'art und Kunstvereinen statt. Thermostat beruht auf einer Initiative des Verbandes der französischen centres d’art - d.c.a (association française de développement des centres d’art) und des Bureau de la création artistique - Arts plastiques des Institut français in Deutschland; das Projekt wird unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes, dem französischen Kulturministerium und Culturesfrance, dem Bevollmächtigten für die deutschfranzösische kulturelle Zusammenarbeit sowie von der Französischen Botschaft in Berlin.

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The Eleventh Letter is the second segment of TRUST!, a two-part project designed by BKV Potsdam e.V. and the synagogue de Delme as part of the Thermostat-series of exchanges between 24 art centres and Kunstvereine. Here Delme and Potsdam have opted for challenges to the actual working context. The notion of an external point of view in the context of a carte blanche exhibition means that both proposals are marked not only by the figure of the Other, but also by the possibility of abandoning the usual structures of authority and thus shaping new forms of collective responsibility.

For Delme, The Barranquilla Principle (3 October 2010 – 9 January 2011) has been curated by Astrid Mania and Silke Albrecht, while in Potsdam synagogue de Delme director Marie Cozette will be looking into the irremediable influence on us of the Other, in terms of his desires, gaze, confidence or fears. The exhibition points up the way a body and a voice can be permeated by multiple identities, thus raising the possibility of a porous, shifting, receptive community. Patrick Bernier & Olive Martin and Elise Florenty & Marcel Türkowsky have been invited to provide their perspective on these issues.

Patrick Bernier & Olive Martin's film Manmuswak (2005) looks at a day in the life of an immigrant worker in a city somewhere in France. A day made up of varying jobs and periods of waiting, but also of endless walking: for "Manmuswak" is "Man must walk" – he must keep on the move if he is to avoid the ID checks that would mean expulsion.

Elise Florenty & Marcel Türkowsky have come up with a video and sound installation as well as a group of new works: objects, publications, images and texts that are traces left by a central character, Mr Young, whose fragmented narrative is passed on by the artists. The monologue at the core of the installation oscillates between fable, myth and realistic account, all shot through with complex genealogy and an age- old story. Mr Young's words are part of a theatrical mechanism in which mirrorings and reversals – of meanings, values, roles – take the viewer into a forest of signs and symbols he must decipher step by step.

The Eleventh Letter is an opportunity to gain a hearing for voices, acts, ways of speaking and stories: to create, between the lines of its different narratives, the possibility of an "us" made up of an infinity of entries and points of contact we ourselves must seize on.

The exhibition The Eleventh Letter is part of Thermostat, cooperations between 24 French and German art centres. Thermostat is based on an initiative between the Association of French centres d’art, d.c.a (association française de développement des centres d’art), and the Institut français in Germany; the project is funded by the German Federal Cultural Foundation (Kulturstiftung des Bundes), Culturesfrance, the French ministry of culture and communication as well as by the Plenipotentiary for the Franco- German Cultural Relations. www.project-thermostat.eu