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Eröffnungstag: 23. September 2021.
Pressekonferenz: 23. September 2021, 11 Uhr
Laufzeit: 24. September 2021 – 09. Januar 2022

The Cool and the Cold. Malerei aus den USA und der UdSSR 1960–1990
Sammlung Ludwig
Peter und Irene Ludwig Stiftung, Aachen

Das Jahr 1991 markiert sowohl die Auflösung der Sowjetunion als auch das Ende der Ära des "Kalten Krieges". Mit The Cool and the Cold. Malerei aus den USA und der UdSSR 1960–1990. Sammlung Ludwig präsentieren der Gropius Bau und die Peter und Irene Ludwig Stiftung 30 Jahre später eineumfangreiche Gruppenausstellung, die zur Zeit des Kalten Kriegesentstandene Arbeiten aus beiden weltpolitischen Machtzentren vereint und sich so dem Verhältnis von Ost und West aus kunsthistorischer Perspektive annähert.

Peter und Irene Ludwig gehörten weltweit zu den ersten Sammlerinnen, die US- amerikanische und sowjetische Kunst parallel sammelten. Ihre umfangreicheSammlung ermöglicht die kritische Gegenüberstellung von Werken aus beiden Lagern des Ost-West-Konflikts. Die Ausstellung zeigt Werke aus den Beständen der Sammlung Ludwig aus sechs internationalen Museen. – Nachdem sie zuerst für das Frühjahr 2020 – passend zum 30-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung – geplant war, dann aber wegen der Corona-Entwicklung verschoben werden musste, kann die umfangreiche Ausstellung nun im Herbst 2021 stattfinden.

Unter dem Titel The Cool and the Cold. Malerei aus den USA und der UdSSR 1960– 1990. Sammlung Ludwig werden rund 125 Arbeiten von 80 Künstlerinnen, unter anderem von Andy Warhol, Jasper Johns, Ilja Kabakov, Erik Bulatov, Jo Baer, Lee Lozano, Jackson Pollock, Helen Frankenthaler, Viktor Pivovarov, Natalja Nesterova und IvanČujkov, miteinander in Beziehung gesetzt. Im gesamten Erdgeschoss des Gropius Bau – mit Blick auf die Mauerreste und die Gedenkstätte Topographie des Terrors – findet eine Gegenüberstellung statt, die Kontinuitäten und Gegensätze künstlerischen Denkens und Arbeitens offenbart. Die Ausstellung untersucht, wie Künstler*innen zur Zeit des Kalten Krieges auf politische wie ästhetische Fragen ihrer Epoche reagierten und Vorstellungen individueller und gesellschaftlicherFreiheit verhandelten. Im Spannungsfeld der verschiedenen Stile, Ismen und Denkrichtungen aus drei Jahrzehnten wird Kunst auch als Ausdruck von und Kommentar zu Ideologien lesbar.

Brigitte Franzen, Co-Kuratorin der Ausstellung und bis Ende 2020 Vorständin der Peter und Irene Ludwig Stiftung, über die Ausstellung, die sie noch in ihrer Funktion in der Stiftung konzipiert hatte: „Die russische Avantgarde in ihrer langen Tradition und der bahnbrechende Auftritt der amerikanischen Pop Art sind zwei Schwerpunkte der Sammlung. Weniger bekannt ist jedoch, dass auch die Kunst der Sowjetunion und der USA nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1990er Jahre von den Ludwigs intensiv gesammelt wurde. Dies macht eine Gegenüberstellung möglich, die Kontinuitäten, Widersprüche, vermeintliche Gegensätze und historische Bezugspunkte der beiden Systeme im Feld der Malerei aufzeigt. Es wird aufscheinen, welche Ideologien sich hier gegenüberstanden, ja aufeinanderprallten, welche Kräfte am Werk waren und wie auch in der Kunst der Eiserne Vorhang wirkte. Ich freue mich sehr, dass die Ludwig Stiftung es mir ermöglicht, dieses Projekt, auf das ich während meiner Amtszeit lange hingearbeitet habe und das zwischendurch von der Corona-Entwicklung bedroht schien, nun gemeinsam mit dem Aachener Stiftungsteam um Carla Cugini wie mit dem Team des Gropius-Baus um Stephanie Rosenthal doch zu realisieren.“

Carla Cugini, ab 1. September 2021 als Nachfolgerin von Brigitte Franzen neue Vorständin der Ludwig Stiftung, freut sich: „Peter und Irene Ludwig gehörten zu den ersten Sammlerinnen weltweit, deren Sammlungstätigkeit wirklich global ausgerichtet war. Sie waren immer auf der Höhe ihrer Zeit. Dies hat uns als Stiftung einen großen Schatz hinterlassen – und ein einzigartiges und komplexes Sammlungskonvolut, aus dem sich heute globale Zeitgeschichte lesen und verstehen lässt. Es ist ein wahrer Glücksfall, dass die Ludwigs aus beiden Hemisphären der damaligen Weltordnung, der USA und der Sowjetunion, Kunst gesammelt haben und damit diese Gegenüberstellung überhaupt nun möglich machen. Für mich persönlich ein Auftakt meiner neuen Tätigkeit wie er spannender nicht sein könnte.“

Stephanie Rosenthal, Direktorin Gropius Bau: „Die spezifische Lage des Gropius Baus direkt am ehemaligen Grenzverlauf spielt eine zentrale Rolle in unserem Ausstellungsprogramm. Die Reststücke der Berliner Mauer sind heute noch vom Haupteingang und den Ausstellungsräumen aus zu sehen. Die Auseinandersetzung mit Grenzen und Grenzziehungen, aber auch die Frage nach nationaler Zugehörigkeit und Besitztum zieht sichdeshalb mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen immer wieder durch unser Programm. Wir freuen uns besonders, nun eine Ausstellung zu präsentieren, die eine in diesem Umfang bisher einzigartige Gegenüberstellung von Arbeiten aus beiden machtpolitischen Zentren des Kalten Krieges bietet. The Cool and the Cold bringt dabei nicht nur künstlerische Perspektiven aus Ost und West zusammen, sondern zeigt neben berühmtenMeisterwerken von Erik Bulatov, Helen Frankenthaler, Roy Lichtenstein, Jackson Pollock oder Andy Warhol auch bisher unbekannte Werke.“

Die Ausstellung wird kuratiert von Benjamin Dodenhoff, Peter und Irene Ludwig Stiftung, sowie Brigitte Franzen, heute Direktorin Senckenberg Museum Frankfurt, ehemals Peter und Irene Ludwig Stiftung. Organisiert in Zusammenarbeit mit der Peter und Irene Ludwig Stiftung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Walther König mit Beiträgen von Boris Groys, Brigitte Franzen, Susan E. Reid und Kurztexten von Benjamin Dodenhoff und Victoria Haas.