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Vom 15. Juli bis 18. September 2005 zeigt das Kunsthaus Zürich als erstes Museum weltweit Fotografien aus dem Archiv des Los Angeles Police Department. Unter dem Titel «The Art of the Archive» sind rund 100 Fotos aus den 1920er bis 1950er Jahren zu sehen, die Kurator Tobia Bezzola aus dem über eine Million Aufnahmen umfassenden Archiv ausgewählt hat.

VOM BEWEISSTÜCK ZUM WERK Seit dem 19. Jahrhundert ist die Fotografie ein zentrales Hilfsmittel der Strafverfolgungsbehörden in aller Welt. Polizeiarchive bergen einen enormen Schatz fotografischer Bilder. Diese dienen nicht nur der Identifikation und der Beweisaufnahme sondern auch der Überwachung, der gerichtlichen Beweisführung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Ausbildung. Wie alle Fotografien können diese im Lauf der Zeit ihre Bedeutung verändern, in anderen Zusammenhängen betrachtet, gewinnen sie einen neuen Sinn. Weshalb aber findet sich gerade im Archiv des Los Angeles Police Department (LAPD) eine besonders grosse Anzahl von Fotografien, die eines solchen Bedeutungswandels fähig sind – von der Dokumentation zur Komposition, vom Beweisstück zum Werk? Einer der Gründe ist, dass sie eine der am stärksten mediatisierten Städte der Welt zeigen, einen Ort, der fast nur noch durch den Filter zahlloser Mythologisierungen gesehen werden kann. Und in einer derart bildbewussten Stadt wie Los Angeles achteten auch die im Dienst der Polizei tätigen Fotografen stärker auf das professionelle und ästhetische Niveau ihrer Bilder als anderswo. Die für Los Angeles so typische Vermischung von Fiktion und Realität spielte insofern eine Rolle, als dass die Polizei in ihrer Selbstdarstellung vom Bild, das die Film- und Fernsehindustrie von der Stadt schuf, beeinflusst wurde.

KONZEPT DER AUSSTELLUNG Die Ausstellung interessiert sich weniger für die historische, dokumentarische Qualität dieses Archivs, als für den darin verborgenen Bilderschatz. Bei den Exponaten handelt es sich unter anderem um Dutzende geheimnisvoller «Stills» aus nie gedrehten «Films noirs». Ein grosser Teil der in Zürich ausgestellten sozialen Dokumentation kann sich zum anderen an der Arbeit der grössten amerikanischen Dokumentarfotografen des 20. Jahrhunderts messen – von Walker Evans bis Garry Winogrand. Parallelen existieren auch zu der morbiden Bildwelt, welche die Fotografie des Surrealismus (Brassaï, Boiffard, Bellmer) dominiert. Nicht zuletzt findet sich hier – avant la lettre und mit anderer Intention – ein konzeptueller Umgang mit Fotografie erprobt, welcher die künstlerische Fotografie (Ed Ruscha, John Baldessari) seit den 60er Jahren bis in die Gegenwart geprägt hat.

Die Ausstellung im Kunsthaus Zürich mit der begleitenden Publikation ist ein Plädoyer dafür, dass das Pantheon der amerikanischen Fotografie um die noch weitgehend unerforschten Namen Hoewner, Driver oder Munns zu erweitern ist. Das europäische Publikum ist zur vertiefenden Beweisführung eingeladen. Ab Juli können sich Interessierte auf der Website zur Ausstellung unter www.kunsthaus.ch im Detail informieren.

In Zusammenarbeit mit Fototeka, Los Angeles, The City of Los Angeles und dem Los Angeles Police Department

Pressetext

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The Art of the Archive
Fotografien aus dem Archiv des Los Angeles Police Department. Eine Weltpremiere
Kurator: Tobia Bezzola
In Zusammenarbeit mit Fototeka, Los Angeles, The City of Los Angeles und dem Los Angeles Police Department