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100 Jahre alt ist sie, Georg Kolbes berühmteste Plastik die „Tänzerin“. Auf der Frühjahrsausstellung der Berliner Secession 1912 wurde sie erstmals öffentlich präsentiert und entzückte alle Welt. Noch im gleichen Jahr kaufte die Nationalgalerie Kolbes Werk, was zur enormen Bekanntheit der Figur beitrug. Zu ihrem Jubiläum steht die „Tänzerin“ im Mittelpunkt der Ausstellung „TanzPlastik“. Wie kaum ein anderes Kunstwerk verkörpert sie den Geist des Tanzes. Mit verträumtem Gesichtsausdruck und ausgestreckten Armen gibt sich die dargestellte junge Frau ganz der tänzerischen Bewegung hin. Die leicht angebeugten Beine, die vorgeschobene Hüfte und der geneigte Kopf suggerieren eine Drehbewegung um die eigene Körperachse − ein Moment der Bewegung festgehalten in einer ewig ruhenden Bronze.

Auf den ersten Blick erscheinen Skulptur und Tanz allerdings wie zwei Gegensätze: Erstere ist statisch, fest und dauerhaft, letzterer hingegen bewegt, schwerelos und flüchtig. Dennoch beschäftigen sich die Bildhauer seit Jahrhunderten mit dem Motiv des Tanzes. Gezeigt werden soll, wie sich – inspiriert durch den Tanz – die bildhauerischen Ausdrucksformen erweitern und verfeinern. Indem der Augenblick, das so schnell vergängliche Bewegungsmoment, in eine bleibende plastische Komposition übertragen wird, entstehen Haltungen und Gesten, wie man sie zuvor in der Plastik nicht kannte.

Die Auswahl der Skulpturen konzentriert sich auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, in der sich Tanz und Bildhauerei besonders inspirierend begegnen. Die Schau beginnt mit dem Jugendstil, dessen vielmals stark erotisch konnotierte Skulpturen vom Varietétanz und von den damals in Mode kommenden Schleiertänzen beeinflusst waren. In dieser Zeit traten die ersten Tanzrevolutionärinnen hervor, wie Isadora Duncan oder Loïe Fuller, die die Zeitgenossen als lebende Skulpturen wahrnahmen und die einen starken Eindruck bei den bildenden Künstlern hinterließen. Durch die Lebensreformbewegung entwickelte sich ein neues Körperbewusstsein; Gymnastik und rhythmische Bewegung führten zu neuartigen Tanzdarbietungen. Der daraus hervorgehende Ausdruckstanz zog das Interesse der Künstler in besonderem Maße auf sich. Die Ausstellung wird dies verdeutlichen, indem Figuren der 1910er und 1920er Jahre ihren Schwerpunkt bilden. Anhand der Skulptur der folgenden drei Jahrzehnte soll die Beziehung zwischen figürlicher Bildhauerei und Tanz in der Moderne weiterverfolgt werden.

Georg Kolbe, der sich ausgiebig mit der Thematik befasst hat, wird mit mehreren Werken vertreten sein. Daneben werden Skulpturen gezeigt unter anderem von Alexander Archipenko, Rudolf Belling, Camille Claudel, Edgar Degas, Ernesto de Fiori, Hermann Haller, Bernhard Heiliger, Katharina Heise, Bernhard Hoetger, Fritz Klimsch, Max Klinger, Georg Kolbe, Will Lammert, Gerhard Marcks Marino Marini, Auguste Rodin, Gustav Seitz Renée Sintenis, Milly Steger, Franz von Stuck und William Wauer.

Als Ergänzung werden in der Ausstellung historische Fotos berühmter Tänzerinnen und Tänzer präsentiert.

Mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises des Georg-Kolbe-Museums und der Ernst von Siemens Kunststiftung

Katalog Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch mit Beiträgen von Janet Alvarado, Ursel Berger, Claudia Jeschke, Juliane Kobelius, Marc Wellmann und Anna Wenzel-Lent 144 Seiten, Format: 16,5 x 24 cm, Hardcover

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TanzPlastik
Die tänzerische Bewegung in der Skulptur der Moderne

Künstler:
Alexander Archipenko, Rudolf Belling, Camille Claudel, Edgar Degas, Ernesto de Fiori, Hermann Haller, Bernhard Heiliger, Katharina Heise, Bernhard Hoetger, Fritz Klimsch, Max Klinger, Georg Kolbe, Will Lammert, Gerhard Marcks Marino Marini, Auguste Rodin, Gustav Seitz Renée Sintenis, Milly Steger, Franz von Stuck, William Wauer