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Auf den ersten Blick ist es Tokyo-Pop vom Feinsten. Aber die Ausstellung Takashi Murakami in der Ausstellungsreihe moving energies – Aspekte der Sammlung Olbricht zeigt weit mehr als die geglückte Klonung gemorphter Mangamotive mit flächiger, die Zweidimensionalität betonender Malerei. Mit Takashi Murakami und seiner KaikaiKiki Co Ltd. wird eine „ground-breaking position“ nicht nur japanischer Gegenwartskunst vorgestellt und durch die gezielte Inszenierung der Werke im Ausstellungsraum deren vielschichtiges Bildvokabular unterstrichen. In den gezeigten Gemälden, Graphiken, Objekten und Multiples fallen dabei die Bezugnahmen auf die japanische und die westliche Kunsttradition ebenso auf, wie die Anverwandlungen von Motiven aus der Massenkultur, etwa aus den Bereichen Manga (Comics) oder Animé (Zeichentrickfilme). Neu und überraschend ist aber nicht nur Murakamis breit entwickeltes Bildrepertoire, das sich als heterogene Mischung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen „high and low“ präsentiert, sondern auch die künstlerischen Methoden und Strategien, die er und seine „Factory“ zur Eroberung medialer Bildwelten und einer bisher von der Gegenwartskunst weitgehend unberührten Öffentlichkeit nutzen. Schon im Nebeneinander des mit knapp drei mal sechs Metern raumfüllenden Hauptwerks “Magic Ball – positive“ und den beiden großen Figuren Kaikai und Kiki als Protagonisten und Botschafter der wuchernden Fantasien der Hiropon-Bilderwelt wird deutlich, dass die Deterritorialisierung der Bilder gerade auch im Hinblick auf die Differenzen zwischen Europa, Amerika und Japan längst eine neue Qualität erreicht hat.

Die Kunst bedient sich weltweit im Internet verfügbarer “Images”, adaptiert das Triviale, modifiziert es und generiert so überraschende, neue Bildmotive, wie Murakamis inzwischen als Klassiker des Superflat gefeierter Highflyer: Mr. DOB. Sein unverwechselbarer (Logo-) Charakter zieht die Aufmerksamkeit der Betrachter am Bildschirm ebenso auf sich wie im Kino und heute erst recht im traditionellen Kunstmuseum. Zu fragen ist nicht länger nur nach dem “Woher”, also den Vorbildern, derer sich die „Stratego“-Künstler bedienen, sondern zugleich nach dem “Wohin”, also nach den Orten, an denen diese Kunst agiert, agieren soll und wahrgenommen wird. Die Halfpipe der Trabantenstädte ist inzwischen genauso Ort der Präsentation von “Kunst” wie das HighTech Museum in der überfüllten Innenstadt. Das T-Shirt mit Flockdruck hat längst der traditionellen Druckgraphik in ihrer möglichen Verbreitungsqualität den Rang abgelaufen.

moving energies # 5 – Aspekte der Sammlung Olbricht rückt mit Takashi Murakami einen der meist diskutierten Künstler der Gegenwart ins Zentrum der Beobachtung. Seine erste Einzelpräsentation in einem deutschen Museum führt exemplarisch zwischen fünf Wänden in gemorphter Doppelschleife vor, wie die manifestierende Verteilung globalisierter Bilderzeugnisse einer zweiten und dritten Moderne, verbunden mit einer regionalen Disposition und eines von persönlicher, nomadenhafter Erfahrung geprägten Lebensstils nicht nur eine eigene Rezeptionsperspektive entwickeln kann sondern eine Startposition ermöglicht, in der das für uns „typisch Japanische“ – in Verbindung mit dem von Murakami destillierten Programm der „Superflatness“ – nicht nur als das exotisch „Andere“ sondern auch zumindest für die aktuelle Kunstdiskussion als unausweichlich erscheint.
fluid.

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Takashi Murakami
moving energies #5 - Aspekte der Sammlung Olbricht