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Tacita Dean
Einzelausstellung
09 Juli 2022 – 05 Feb. 2023

Seit den frühen 1990er Jahren arbeitet Tacita Dean (1965, Canterbury) an einem umfangreichen Gesamtwerk, für das sie unterschiedliche Medien wie Film, Fotografie, Ton, aber auch Zeichnung, Grafik und Collage verwendet. Ihre Arbeit, in der sie ein weites Panorama von Themen behandelt, zeichnet sich durch eine genaue Beobachtung der Zeit, eine präzise Betrachtung der Geschichte und die Liebe zu lebensnahen Details aus. Daneben ist Dean offen auch für den Zufall als eines der Grundprinzipien ihrer Arbeit. Als Freundin unfreiwilliger Handlungen erlaubt sie auch manchmal Unvorhergesehenes, den Umständen Geschuldetes oder Verunglücktes das Resultat ihrer Arbeit zu bestimmen. Seit 2011 geht es in ihrer Arbeit auch um die Verdrängung der analogen Fotografie, bzw. des analogen Films durch digitale Bildmedien, ein Thema, zu dem sie ausführlich geschrieben und gesprochen hat und bei dem sie die exponentielle Zunahme von Bildern beschrieb. „Eine Welt, die nicht vergisst, geht unter in ihrer Unfähigkeit zu vergessen.“

In der Ostgalerie sind Werke vereint, die für das Bühnenbild des Ballets The Dante Project angefertigt wurden, welches im Oktober 2021 im Royal Opera House in London uraufgeführt wurde.

Dean fertigte das Design für das Bühnenbild und für die Kostüme eines von Wayne McGregor (1970, Stockton) choreographierten Ballets, zu dem der Komponist Thomas Adès (1971, London) die Musik geschrieben hatte. Das auf der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri (1265, Florenz – 1321, Ravenna) beruhende Dante Project gliedert sich in drei Teile und stellt die Reise Dantes durch das Reich der Toten dar, durch Hölle, Fegefeuer und Paradies. In den drei verschiedenen, für jeden Akt verwendeten Techniken (Zeichnung, Fotografie und Film), entwickelt sich Deans Bühnenbild vom Negativen ins Positive, vom Einfarbigen in die Farbe, von der Darstellung in die Abstraktion, während Dantes Reise in die Unterwelt grafisch dargestellt wird. Inferno(2019) ist Deans bisher größte Zeichnung auf einer Schiefertafel. Sie stellt eine umgekehrte gefrorene Berglandschaft im Negativ dar. Inspiriert von Dantes Beschreibung einer kalten Welt, erschuf Dean eine detailreiche Unterwelt, in der die Seelen unter einer tiefhängenden Decke tanzen. Über ihnen ermöglicht ein kleiner ellipsenförmiger Spiegel mit einem Blick auf den jetzt aufrecht stehenden umgekehrten Berg eine Ahnung der normalen Welt, die den Verdammten unzugänglich bleibt.