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25.07.2021 – 05.09.2021

Systhema. Positionen des Konkreten
Malerei, Graphik, kinetisches Objekt
Eine Kooperation mit der Sammlung Grauwinkel, Kleinmachnow

Frank Badur, Andreas Brandt, Stefanos Gazis, Johannes Geccelli, Kristin Gerber, Thomas Kaminsky, Jan Kotik, George Rickey, Christian Roeckenschuss, Klaus J. Schoen, Peter Sedgley, Rudolf Valenta

25.07.2021, 15 bis 19 Uhr Eröffnung
Ab 17 Uhr sprechen:
Martin Gorholt, Vorsitzender Kunstverein KunstHaus Potsdam
Siegfried Grauwinkel, Leihgeber
Nicola Kuhn, Kunst-Redakteurin des Tagesspiegels

05.09.2021, 15 Uhr Ausstellungsrundgang zur Finissage
mit dem Leihgeber Siegfried Grauwinkel und der Kuratorin Rahel Schrohe

Was einst als konkrete Utopie begann, ist heute Kunstgeschichte. 1974 gründete sich unter dem vorläufigen Namen System eine internationale Künstlergruppe, die sich dem zur damaligen Zeit in Berlin dominierenden Neo-Realismus der Nachkriegszeit künstlerisch entgegenstellte. Umgetauft in Systhema gaben die in der Stadt lebenden und arbeitenden zwölf Künstler und eine Künstlerin eine „Antwort auf einen Mangel“ (Karl Ruhrberg) inmitten realistischer Tendenzen. Mit ihren Werken forderten sie den Anschluss an einen internationalen Kunstbegriff. Im begleitenden Katalog zur Ausstellung der Künstlergruppe 1978 in Bern schreibt Ruhrberg weiter: „Abstrakte Kunst, vor allem die tendenziell systematisch-konstruktive bis technoid-kinetische, hat es schwer in Berlin ...“.

Der Kunstverein KunstHaus Potsdam freut sich, mit der aufgrund der Corona-Pandemie in den Sommer verschobenen Ausstellung Systhema. Positionen des Konkreten eine Retrospektive dieser einstigen „kulturelle(n) Kampfposition“ (Richard Paul Lohse) zu zeigen und diese neu zu verhandeln. Mit Malereien, Objekten und einer Grafikmappe von 1978 ist die Ausstellung eine Hommage und eine Erinnerung an das Wirken der Künstlergruppe. Dank der Leihgaben der in Kleinmachnow beheimateten und international beachteten Sammlung Grauwinkel sind deren konstruktive künstlerische Positionen ab dem 25. Juli 2021 im KunstHaus zu sehen.

Die entliehenen Werke aus den 1960er und 70er Jahren stammen aus der Zeit der gemeinsamen Ausstellungen der Künstlergruppe u.a. 1977 in Helsinki im Kunstmuseum Amos Anderson und 1978 in Bern in der Galerie Loeb. Im KunstHaus Potsdam werden sie durch eine Auswahl weiterer Arbeiten der Künstler*innen ergänzt, was Einblicke in künstlerische Entwicklungen gibt und Bezüge zu kunstaktuellen Diskursen herstellen lässt. Ein großer Dank geht zudem an die Berlinische Galerie, die mit der Leihgabe der Skulptur von George Rickey Peristyl IV von 1973 die Ausstellung eindrucksvoll und historisch komplettiert. Sechs einzelne, vertikal ausgerichtete filigrane Stabkonstruktionen aus Stahl entwickeln eine gemeinsame Bewegung und Dramaturgie, indem der Künstler jedem Einzelobjekt einen Stab mehr hinzufügte und deren Positionen variierte. Luftzug bewegt die einzelnen Stäbe, was deren Ausrichtung verändert, ohne dass sie sich jemals berühren.

Die Künstlergruppe Systhema fand in Bern mit dem international anerkannten Kurator und Leiter der documenta Harald Szeemann einen prominenten Unterstützer, der die dortige Ausstellung kuratierte. Der bekannte Konstruktivist Richard Paul Lohse wurde zu einem engagierten Wegbereiter und Freund der Gruppe. Im Katalog zur Ausstellung 1978 schreibt er: „Immanent ist dem Konstruktiven dieser Epoche wie dem Konstruktivismus der 20er Jahre ein Sozialgerichtetsein, nicht im Sinne eines Weltanschaulich-Dargestellten, sondern des zeitgerechten Verhaltens einer Kunst, die meint, was sie zeigt und aus der Notwendigkeit zur Humanität kommt. Ist dies weniger realistisch als die illustrative Darstellung des Realen?“

Die Werke von Frank Badur, Andreas Brandt, Stefanos Gazis, Johannes Geccelli, Kristin Gerber, Thomas Kaminsky, Jan Kotík, George Rickey, Christian Roeckenschuss, Klaus J. Schoen, Peter Sedgley und Rudolf Valenta können durch diese Ausstellung wiederentdeckt und neugelesen werden.

Constanze Musterer M.A.