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Im Frühjahr 2012 zeigt der Hartware MedienKunstVerein auf der 3. Etage des Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität zwei Einzelausstellungen von Suzanne Treister (1958 London) und Francis Hunger (1976 Dessau), die in einen Dialog miteinander treten.

HEXEN 2.0 ist die Fortsetzung des Projekts HEXEN 2039, das sich künstlerisch mit möglichen neuen Technologien für die psychologische Kriegsführung beschäftigte. Suzanne Treister erforschte darin die Verknüpfungen zwischen Okkultismus und dem militärischen Sektor und deren Beziehung zu Hexerei, der US-amerikanischen Filmindustrie, britischen Geheimdiensten, sowjetischen Techniken der Gehirnwäsche und Experimenten zur Verhaltenskontrolle der US-Armee.

Besondere Aufmerksamkeit gilt in HEXEN 2.0 der historisch verbürgten Forschungsarbeit hinter Regierungsprogrammen zur Massenkontrolle und deren Verhältnis zur Geschichte der sich parallel dazu entwickelnden Gegenkultur und Graswurzelbewegungen. HEXEN 2.0 kartografiert – im Kontext des US-amerikanischen Regierungs- und militärischen Sektors nach dem Zweiten Weltkrieg – das Aufeinandertreffen diverser Natur- und Geisteswissenschaften durch die Entwicklung der Kybernetik, die Geschichte des Internets, den Siegeszug von Web 2.0 und kollektiver Intelligenz sowie deren Auswirkungen auf zukünftige Systeme der sozialen Manipulation, die zu einer Kontrollgesellschaft führen könnten.

Die Recherchen von Suzanne Treister führen uns zurück zu den Teilnehmern der wegweisenden Macy-Konferenzen (1946–1953), deren primäres Ziel es war, die Grundlagen einer neuen, allgemeinen Wissenschaft über die Funktionsweisen des menschlichen Geistes zu entwickeln. Gleichzeitig wirft das Projekt einen Blick auf bekannte Kritiker unserer technologisierten Gesellschaft wie z.B. Theodore Kaczynski, den als "Unabomber" bekannt gewordenen Terroristen. Ebenfalls beleuchtet werden die Programmatiken von Anarcho-Primitivismus und postmodernen linken Bewegungen, Theorien, die Technologie und Gaia-Hypothese zusammendenken, und Konzepte des Transhumanismus. Außerdem wird den visionären Ideen von z.B. Thoreau, Heidegger, Adorno und anderen sowie deren Verarbeitung in der utopischen/dystopischen Science-Fiction-Literatur oder in Filmen der Populärkultur nachgespürt.

Die künstlerische Erzählung von HEXEN 2.0 basiert auf historisch belegten Ereignissen, historischen Persönlichkeiten und wissenschaftlichen Vorstellungen von der Zukunft. Die Arbeit setzt sich aus alchemistischen Diagrammen, Tarot-Karten, Fotos und Texten, einem Video sowie einer Website zusammen. Sie nimmt uns mit in die faszinierende und hypnotisierende Welt der ersten technologischen Utopien und konfrontiert uns mit ihren längst vergangenen Halluzinationen, die uns dazu einladen, uns eine mögliche, alternative Zukunft vorzustellen.

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Suzanne Treister
HEXEN 2.0
Kuratorin: Inke Arns