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Susanne Hauser (*1946 in Oberurnen, lebt in Thalwil) ist die letztjährige Preisträgerin des Fokus-Ausstellungspreises des Glarner Kunstvereins. Sie überzeugte die Jury mit zwei Bildern aus einer Serie von Werken, mit der sie innerhalb ihrer Arbeit einen ganz neuen Weg eingeschlagen hat. Im Kunsthaus Glarus zeigt sie nun grossformatige Gemälde, die alle in den letzten Monaten entstanden sind.

Susanne Hauser beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Medium der Malerei. Stetig auf der Suche nach ihrer eigenen Sprache, nach der adäquaten Ausdrucksform, arbeitete sie ursprünglich im Bereich der figurativen Malerei, wandte sich jedoch zugunsten von Farb- und Formexperimenten mehrere Jahre davon ab, um in jüngster Zeit – gestärkt von ihren Recherchen im Bereich der abstrakten Malerei – wieder zur gegenständlichen Darstellung zurückzukehren.

Ende der 1990er Jahre entstand eine Werkserie mit dem Titel „Netzwerke“, in der die Künstlerin auf Gitter- oder Netzstrukturen, auf Muster und Gewebe Bezug nahm, welche an industrielle und technische Strukturen erinnerten. Nicht zuletzt waren auch die Produkte der Glarner Textilindustrie, und somit die Geschichte und Tradition ihres Heimatkantons, Inspirationsquelle für diese Arbeiten. Die teils reliefartigen Oberflächenstrukturen dieser Bilder, entstanden nicht nur durch Auftragen von Farbe mit Pinsel, sondern auch durch Verwendung von seriellen Techniken (Abrollverfahren) und Integrieren von dreidimensionalen Elementen auf dem Bildträger.

Eine weitere Werkserie aus den Jahren 2002/03 ging weiterhin von seriellen Strukturen aus, löste sich aber bereits von den eher geometrischen Mustern der „Netzwerke“ und öffnete sich zu freieren, ornamentalen Motiven hin. Die Künstlerin arbeitete erneut mit dem Pinsel, trug die Farbe flach auf die Leinwand auf und spielte mit dem Spannungsverhältnis zwischen matten und glänzenden Flächen. Die Bilder, deren sinnliche Oberfläche zum Berühren der Malschicht verleitete, entstanden aus dem geduldigen Auf- und Abtragen von Farbschichten. Bei jeder neuen zu bearbeitenden Leinwand ging die Künstlerin von der Vorstellung gewisser Grundformen aus, die sie im Verlauf ihrer Arbeit aus den entstandenen tieferliegenden Malschichten herausschälte. Obwohl die Künstlerin also in klassischer Manier mit dem Pinsel Ölfarben auf Leinwand auftrug, entstanden die einzelnen Formen und somit auch die Gesamtkomposition vorwiegend aus dem Prozess des Entfernens von Farbe.

Diese Technik des kontinuierlichen Auf- und Abtragens von Farbschichten wendet die Künstlerin, welche wieder zur gegenständlichen Darstellung zurückgefunden hat, nun auch für ihre figurativen Werke an. Somit entstehen Susanne Hausers gegenständliche Motive eigentlich aus der Abstraktion: Sie trägt ihre Formen und Inhalte nicht nur auf die Leinwand auf, sondern löst sie auch aus den unzähligen übereinanderliegenden Malschichten heraus. Werden die älteren Schichten einmal von jüngeren, deckenden Schichten überlagert, muss sich die Künstlerin allerdings ganz auf ihre Erinnerungen an die darunter liegenden Schichten und ihr inneres Auge verlassen. Sie spielt dabei bewusst mit dem Vergessen und Erinnern des Untergründigen, lässt sich von den frisch aufgedeckten Schichten überraschen und muss sich je nach Ergebnis formal neu orientieren. Erinnern und Vergessen scheinen auch inhaltlich ein zentraler Aspekt ihrer Arbeit zu sein. So zeigen ihre aktuellen Arbeiten oft leere Innenräume, welche wie Bühnen wirken, auf denen die bedeutende Handlung schon stattgefunden hat. Susanne Hauser wählt irritierende Bildausschnitte – einen Ausschnitt einer Decke oder eine Raumecke – welche uns die architektonische Gesamtkonstruktion eines Raumes bewusst vorenthält. Einige ihrer Bilder zeigen den Raum auf solch elementare Art, dass sie sogar um 180 Grad gewendet noch als Raumdarstellung funktionieren (das eine Mal als Blick auf den Boden, das andere Mal als Blick hinauf zur Decke). Menschen erscheinen auf ihren Bildern nur wenige. Meist sind sie silhouettenartig, flächig und ohne Details gemalt. Was zählt ist ihre Positionierung innerhalb der Komposition, ihre Postur und ihre Haltung. Sie beginnen eine Geschichte zu erzählen – eine Geschichte, die fragmentarisch und enigmatisch bleibt, eine Geschichte ohne Schluss, die uns Betrachtern viel Raum lässt, diese weiterzuspinnen.

Die Einfachheit, Reduktion und Fragilität von Susanne Hausers Motiven, die sich beinahe wieder in pure Farbe aufzulösen scheinen, haben oft etwas melancholisches, nostalgisches an sich. Sie erinnern an Traumbilder, von denen man morgens beim Aufwachen noch weiss, dass es starke, wichtige Bilder waren, an die man sich jedoch nur bruchstückhaft erinnert und die schon von neuen Schichten unseres Bewusstseins überlagert wurden.

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