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Gefördert durch die Stiftung Niedersachsen hat das Edith-Ruß-Haus für Medienkunst in diesem Frühjahr die ersten drei Arbeitsstipendien (je 10.000 Euro) vergeben. In einer Ausstellung präsentieren jetzt Johan Grimonprez (B), Dagmar Keller/Martin Wittwer (D) und Florian Zeyfang (D) die inzwischen realisierten Projekte. Die „Stipendiatenzeit“ ist keine thematisch einheitliche Gesamtschau, vielmehr stehen sich hier drei unabhängige, starke Einzelpositionen gegenüber.

Aus polizeilichen Verhörprotokollen, recherchierten Fakten und eigenen Fiktionen kombinierten Dagmar Keller und Martin Wittwer das Drehbuch für ihre Videoinstallation „Ruhe im Schatten“, in der von einem nicht aufgeklärten Mord an einer Frau erzählt wird. Langsam nähert sich die Kamera einer Bühne mit drei Schauspielern. Das Bemühen um die Aufklärung der Tat korrespondiert mit dem Herantasten der Schauspieler an Text und Figur, und im runden, sich drehenden Bild visualisiert sich der Versuch, das Geschehene unter die Lupe zu nehmen. Letztendlich jedoch scheitert die Wahrheitsfindung, die Kamera schnellt in die Ausgangsposition und wiederholt die Fahrt. Diesmal jedoch präsentiert sie eine gänzlich andere Version der Geschichte. Dagmar Keller und Martin Wittwer haben beide an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert und arbeiten seit 1997 zusammen.

Johan Grimonprez wird sein Projekt in Form seiner neuen „zapomatik“ Website mit Video-Lounge präsentieren. Das „Zappen“ zwischen den Kanälen hat unsere (Fern)Sehgewohnheiten nachhaltig beeinflusst. Durch Werbeblöcke unterbrochen, nehmen wir das Gezeigte nur noch partiell und nicht mehr als Ganzheit wahr, und das hat soziale und ökonomische Veränderungen zur Folge. Anhand von historischem Material sowie einer digitalen Aufbereitung im Netz zeigt Grimonprez wie die Werbeindustrie durch die ‚Zapping’technologie Einfluss auf Medienproduktion und Konsumverhalten nimmt. Der Belgier Johan Grimonprez, dessen Arbeit „Dial History“ 1997 auf der documenta X zu sehen war, ist renommierter, international arbeitender Medienkünstler.

Mit „Fokussy (Fischinger Treffen)“ thematisiert Florian Zeyfang die Arbeiten des deutschen Animations-und Avantgardefilmers Oskar Fischinger, der - frei von Vorgaben filmtypischer Mechanismen – mit Zelluloid experimentierte und gemeinsam mit Kollegen in den 30er Jahren die Filmsprache durch Animationen revolutionierte. Inspiriert vom abstrakten und von geometrischen Formen geprägten Bildverständnis Fischingers untersucht Zeyfang die Produktion von ‚künstlichen‘ Bildern und stellt seine raumgreifende spiralenförmige Installation in den Kontext der Debatte um Natur-Illusion-Realität. Florian Zeyfang studierte an der Hochschule der Künste in Berlin und wurde vor drei Jahren in das renommierte „Whitney Art Studies“ Programm in New York aufgenommen.

Pressetext

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Stipendiatenzeit

mit Johan Grimonprez, Dagmar Keller / Martin Wittwer, Florian Zeyfang