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Nachdem STEPHEN KALTENBACH (geb. 1940 in Battle Creek, Michigan) sein Studium an der University of California in Davis abgeschlossen hatte, siedelte er 1967 nach New York über. Dort entwickelte er im Kontext der Conceptual Art künstlerische Strategien, die den institutionellen Rahmen von Kunst umgingen und sich auf unkonventionelle, meist anonyme Weise an die Öffentlichkeit wandten. Von November 1968 bis Dezember 1969 arbeitete Kaltenbach an den sogenannten Artforum Ads, einer zwölfteiligen Serie anonym geschalteter Anzeigen in der amerikanischen Kunstzeitschrift Artforum.

Diese Anzeigen bestanden aus einzelnen Wörtern bzw. kurzen Sätzen wie ‚Art Works’ oder ‚Johnny Appleseed’, wobei sich der Kunstbezug der anonymen Mitteilungen zunehmend verflüssigte, als Kaltenbach dazu überging, knappe Handlungs-anweisungen wie ‚Build A Reputation’ oder suggestive Botschaften wie ‚You Are Me’ zu inserieren. Zur gleichen Zeit begann Kaltenbach im Rahmen einer bis heute andauernden Aktion an Bekannte und an Künstlerkollegen seine Time Capsules zu verschicken – verschweißte Metallröhren, in die er Anweisungen an den jeweiligen Empfänger eingravieren ließ. So findet sich auf der Time Capsule for Bruce Nauman die Aufschrift „Retain Possesion of this Capsule. Do not open it until notified“, während die Kapsel an die Kunstkritikerin Barbara Rose mit der Aufschrift „Please open this capsule when, in your opinion, I have attained (national) prominence as an artist“ versehen war. In der Sammlung des Museum of Modern Art befindet sich eine Kapsel mit der Anweisung, sie nach seinem Tod zu öffnen. Das Projekt der Time Capsules offenbart Charakteristika, die für die gesamte Kunstproduktion Kaltenbachs der späten sechziger Jahre bezeichnend sind. Zum einen entziehen sich die mysteriösen Objekte bereits konzeptuell einer Verwertung durch den Kunstmarkt und zum anderen beinhalten sie zumindest virtuell die Negation ihres Status’ als Kunstwerk, den sie im Moment ihrer Öffnung und der damit einhergehenden Zerstörung ihrer Funktion (des Verbergens) verlieren. In vergleichbarer Weise operieren nahezu alle Projekte Kaltenbachs in einer Grauzone zwischen Kunst und Alltäglichkeit. Mit seiner Sidewalk Plaques Series trug Kaltenbach seine Kunst 1968 buchstäblich auf die Straße, indem er Plaketten aus Bronze anfertigen ließ, die in den Beton der New Yorker Gehsteige eingelassen wurden. Die Plaketten mit den Aufschriften ‚Art Works’, ‚Air’, ‚Blood’, ‚Bone’, ‚Fire’, ‚Water’ u.a. belegen Kaltenbachs radikales Kunstverständnis, das auf eine eindeutige Festlegung von Autorschaft und Werkstatus verzichtete, um die Funktionsweisen von Kunst in veränderten Kontexten zu überprüfen. Kaltenbachs Wegzug aus New York im Jahre 1970 markierte zugleich seinen Rückzug aus dem offiziellen Kunstbetrieb, den er ganz bewusst als künstlerische Strategie, als Art Action, deklarierte. Stephen Kaltenbach lebt heute in Sacramento, California.

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Gregor Schneider (geb. 1969), der seit 1993 regelmäßig in der Konrad Fischer Galerie in Düsseldorf ausstellt, ist einem internationalen Publikum vertraut nicht zuletzt durch seine Einzelausstellung im deutschen Pavillon der 49. Venedig-Biennale, mit der er den Goldenen Löwen gewann, die höchste Auszeichnung der ältesten Kunstbiennalen der Welt. Auf seine Einladung zur diesjährigen Venedig-Biennale entwickelte der Künstler ein monumentales und einzigartiges Projekt, das aufgrund seiner politischen Implikationen (gegen den Willen der zuständigen Kuratorin Rosa Martinez) abgelehnt wurde. Da es dem Künstler sogar verwehrt wurde, seine Projektidee im Biennale-Katalog zu dokumentieren, macht die Konrad Fischer Galerie nun anhand einer Ausstellung CUBE VENICE (so der Titel des Werks) der Öffentlichkeit zugänglich.

Schneiders Projektvorschlag für die diesjährige Biennale besteht darin, einen ca. 15 m großen schwarzen, mit einem Tuch umhüllten, nicht begehbaren Kubus auf dem zentralen Ort in Venedig, dem San Marco, zu platzieren. Der schwarze Kubus ist als abstrakte Form ein wesentliches Element in der Kunstgeschichte der westlichen Moderne und steht in einem offensichtlichen Kontrast zu der geschichtsträchtigen Architektur des San Marco. Darüber hinaus erinnert die reduzierte, monumentale Form von CUBE VENICE an die der Kaaba, des zentralen Herzstücks des islamischen Glaubens in Mekka. In Material, Masse und Funktion verschieden, ist CUBE VENICE nicht eine bloße Reproduktion der Kaaba, setzt jedoch auf die gleiche archaische Form und die ihr innewohnende spirituelle Kraft -- und wirft damit die Frage auf nach den Gemeinsamkeiten der Menschen jenseits aller religiöser, kultureller und politischer Verschiedenheit. „My hope is that this reduced cube, with its spectacular radiant emissions, might remind us of the cultural elements that we have in common“, äußerte sich der Künstler über sein geplantes Projekt.

Die Ausstellung umfasst Fotografien, Skulpturen und Objekte, ein Modell, einen Film sowie diverse Dokumentationsmaterialien.

Pressetext

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Stephen Kaltenbach: Time Capsules and other works

Gregor Schneider: Cube Venice 2005