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Dichterstauffer ruft Hans Krüsi. Dies ist die Konstellation der Ausstellung „STAUFFER AN KRÜSI ANTWORTEN“. Begonnen hatte alles im Café Blumenstein in Frauenfeld bei einem Gespräch des Museumsleiters mit Michael Stauffer über Kunst und Literatur und deren Funktionen in der Gesellschaft. Während des freien Spekulierens über den Sinn kulturellen Agierens zeigte sich ein gemeinsames Interesse an der Arbeit des Aussenseiterkünstlers Hans Krüsi. Dieser lebte bis 1995 in Zürich und St.Gallen und hinterliess bei seinem Tode dem Kunstmuseum Thurgau seinen gesamten Nachlass.

Die Erbschaft von Hans Krüsi erwies sich als riesiges Konglomerat an Materialien, das vom sorgfältig gerahmten Bild - dem verkaufsfertigen Kunstwerk - bis zum zerfallenden Bastelstück oder den vergessen vor sich hin rottenden Esswaren jede Variation von Objekten enthielt. Auch was die Ausdrucksinstrumente anbelangte, kannte Krüsi kaum Grenzen. Er nutzte neben Farben auf Papier oder Karton auch gerne seine Polaroidkamera, den Fotokopierer oder das Tonbandgerät, um seine Alltagserfahrungen zu fassen und zu gestalten. Sein Schaffen war grenzenlos und ausufernd, so dass der Nachlass auch nach jahrelanger Ordnungsarbeit noch immer ein unergründliches Potential für Entdeckungen unbekannter Werke bildet. Dichterstauffer, gebannt durch die Erzählung vom ungehobenen Schatz im Museumskeller, begab sich ins Depot, wo er Hunderte von Werken des Künstlers betrachtete, während Tagen in Schachteln abgelegten Blätter durchwühlte, Stapel von Polaroidfotografien sichtete. Manche Fundstücke, etwa Krüsis Textkritzeleien, liess er kopieren. Solches Material bildete zusammen mit Erinnerungen an Gesehenes und Erzähltes sowie frei fantasierten Vorstellung, wie denn das Leben eines Hans Krüsi gewesen sein könnte, die Grundlage für eigenes kreatives Tun. So entstanden die Texte und Improvisationsanleitungen, die als Vorlagen für Aufnahmen mit den Schauspielerinnen Vanessa Stern, Mirjam Hoffman und Christian Ahlers im Museumsdepot dienten. Dieses Rohmaterial wurde in einem weiteren Schritt am Computer zu drei Hörspielen verarbeitet.

Die Hörspiele öffnen neue Sichten auf den Künstler Hans Krüsi, auf seine Person, sein Schaffen, aber auch auf die vielfältigen Probleme der Nachlassverwalter bei der Suche nach dem richtigen Umgang mit diesem unüberschaubaren Werk. Der Massstab für Stauffers Darstellungen bildet dabei nicht kunsthistorische Richtigkeit. Der Dichter erkennt in Krüsi vielmehr einen Wahlverwandten, dessen Strategien er gerne aufnimmt, variiert, kopiert, mit seinen eigenen vermischt und sie dadurch auch mal eigenwillig mit neuem Leben füllt. Stauffer nimmt Krüsi als gleichgesinntes Gegenüber Ernst und begreift dessen Schaffen als ein mögliches Modell für die Entfaltung einer ausufernden Kreativität, zu der eben gerade auch die Freiheit der Interpretation gehört.

Die Hörspiele orientieren sich wesentlich an der Auseinandersetzung mit den Fragen „Wer war Hans Krüsi?“ „Was macht Hans Krüsi als Künstler aus?“. Die Erkenntnisse aus dieser Befragung nutzte Dichterstauffer zusammen mit dem Museumsleiter für die Entwicklung einer Ausstellung von Werken des Künstlers im Museum. In einem Raum werden „Hauptwerke“ von Hans Krüsi in einer übersteigert edlen Präsentation zelebriert. Das Wilde und Freie der Kunstwerke wird durch ihre Inszenierung in einer gesteigerter Aura gleichermassen hervorgehoben und hinterfragt. Ein zweiter Ausstellungsbereich widmet sich den Kleinskulpturen von Hans Krüsi, die für einmal als Architekturmodelle interpretiert werden. Zusammen mit dem Bühnenbildner Reto Wick beweist Dichterstauffer die architektonische Zuverlässigkeit des Aussenseiterarchitekten Hans Krüsi. Ausstellung und Hörspiele öffnen so neue Interpretationswege zu Hans Krüsi und lassen den bekannten Künstler auf erfrischende Art und Weise anders erleben. Als Teil der Ausstellung erscheint im Verlag Menschenversand unter dem Titel „STAUFFER AN KRÜSI ANTWORTEN“ eine CD-Edition mit den drei Hörspielen. Zu erwerben im Kunstmuseum Thurgau oder im Fachhandel (ISBN 978-3-905825-05-3)

Biografische Angaben Michael Stauffer. Geboren am 20. Juli 1972 um 14.55 Uhr in Winterthur, im Kanton Zürich. In Frauenfeld, im Kanton Thurgau, besuchte er: Spielgruppe, Kindergarten, Volksschule, Gymnasium, Blockflötenunterricht, Schönschreibkurse, Jugendriege, Jugendmusikkorps. In Bern und Lausanne besuchte er die Universität und studierte Deutsch, Französisch und Bildnerisches Gestalten. Er schloss diese Studien mit dem Lehramt für diese drei Fächer ab. Danach hat er an einer Berufsschule Coiffeusen, Polymechanikern und Bäcker/Konditoren in einem Teilpensum Allgemeinbildung und Sprache vermittelt. Seit 1999 ist er ausschliesslich künstlerisch tätig. Er macht: Prosa, Hörspiele, Lyrik, Theaterstücke, Performances, Kunst, singt, improvisiert, macht Konzepte und Konzerte, und feilt weiter am Staufferwerk. www.dichterstauffer.ch

Hans Krüsi. Geboren am 15. April 1920 in Zürich als erstes Kind der Emma Krüsi. Mit zwei Jahren wurde er in seiner Heimatgemeinde Speicher AR zu Pflegeeltern gebracht, im Alter von zehn Jahren kam er ins Waisenhaus der Gemeinde. Mangelnde Schulbildung und eine schlechte Konstitution liessen seinen Wunsch eine Gärtnerlehre zu absolvieren, unerfüllt bleiben. 1948 machte sich Hans Krüsi selbstständig und betrieb als Einmannunternehmer Blumenverkauf auf der Strasse. Während über dreissig Jahren reiste er fünf bis sechs Mal in der Woche nach Zürich an die Bahnhofstrasse, wo er seine im Grosshandel eingekauften oder selbstgepflückten Blumen anbot. 1975/76 begann Krüsi, sich bildnerisch zu betätigen und erweiterte sein Verkaufsangebot am Strassenrand mit Postkarten, Fotografien und kleinen Bildformaten. Bald erzielte er damit bessere Umsätze als mit den Blumen. 1980 wurde die auf zeitgenössische Kunst spezialisierte Galerie Buchmann auf ihn aufmerksam und stellte ihn aus. Presse und Medien reagierten, Berichte im Magazin des Tages-Anzeigers und in der Schweizer Illustrierten stellten den Aussenseiter-Künstler ins Rampenlicht und machten ihn zu einer bekannten Persönlichkeit. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen folgten. Sein ausufernder Nachlass wird seit 1995 im Kunstmuseum Thurgau aufbewahrt.

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STAUFFER AN KRÜSI ANTWORTEN. Ein Zugriff
Michael Stauffer, Hans Krüsi