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Statement #01 | Edith Payer — Über Dinge
Vortragsperformance, 28. Juni 2018
14 Uhr, Diskurs #01: Die Sache mit dem Zeug
15 Uhr, Diskurs #02: Fragmentierte Wirklichkeiten
16 Uhr, Diskurs #03: Deuten und Bedeuten

Kultur konstituiert sich nicht nur durch Dinge, die gesammelt und gepflegt, aufbewahrt und in Museen der Öffentlichkeit auf Podesten und unter Glasstürzen präsentiert werden. Kultur konstituiert sich auch in der Gegenbewegung: im Wegwerfen, im besitzlos vagierenden Unrat, im Müll, den wir tagtäglich erzeugen und dem wir kaum Aufmerksamkeit schenken. Archive und Museen sind ähnlich wie Mülldeponien Schlüsselworte einer Erzeugungskultur, die auf dem Umgang mit Gegenständen unterschiedlichster Formen basiert. Diese Orte expandieren mit Wohlstand und steigendem Konsumverhalten sowie mit der Beschleunigung der industriellen Massenproduktion und ihren sich stetig wandelnden wissenschaftlichen, technologischen und soziokulturellen Voraussetzungen.

In ihrem künstlerischen Schaffen verhandelt Edith Payer das systematische Akkumulieren von Dingen, deren Repräsentationsgeschichte und die Rolle von Gegenständen als Bestandteil der materiellen Kultur. Als Grundlage dafür dient ihr eine Sammlung von Fundstücken, die sie kontinuierlich seit knapp einem Jahrzehnt anlegt und die aktuell aus rund 5.000 Einzelstücken besteht. Die Künstlerin sammelt von Menschen produzierte Gegenstände, die ihr etwa durch ihr Erscheinungsbild, ihren Verfallszustand, ihre besondere Materialität oder ihre nicht mehr erkennbare Funktion auffallen und führt sie mit Holzstücken, Pflanzenresten, Tierkadavern, Knochen und andere Elementen aus der Natur zusammen. In ihre Sammlung gehen nicht nur Gegenstände, sondern vor allem Fragmente von Gegenständen ein, die die Künstlerin findet, ohne sie jemals gesucht zu haben – Bruchstücke des Alltags, dort aufgelesen, wo sie in der Vorstellung von einer strukturierten Welt nicht hingehören.

Im Kunstraum Lakeside präsentiert Edith Payer mit Über Dinge Auszüge aus ihrer umfangreichen Fundstücksammlung. Die vielschichtige Anordnung der Gegenstände erfolgt in mehreren Stationen: Zu Gruppen und weiteren Untergruppen arrangierte Dinge werden zu immer neuen Denkeinheiten kombiniert. Diese Ding-Konglomerate macht Payer innerhalb der Gesamtordnung an geografischen, materiellen, thematischen und anderen Kriterien fest, um diese Fixierung schließlich wieder aufzulösen und neue Bedeutungsbündel zu generieren. So entsteht ein von der Künstlerin arrangiertes Narrativ, das als Grundlage für mehrere aufeinanderfolgende „Diskursen“ dient. Anhand der ausgestellten Objekte erläutert Edith Payer Themen wie die Beziehung des Menschen zu seiner Außenwelt und den Stand der sogenannten „Dingforschung“. Des Weiteren werden mit dem Publikum grundlegende Ideen wie die Klassifizierung, Kategorisierung und Vereinheitlichung von Sammlungsgegenständen als künstlerische Methode der Abstraktion sowie Mehrdeutigkeiten im Gefüge der Bedeutungsproduktion diskutiert.

Edith Payer (* 1975 in Österreich) lebt und arbeitet in Wien.
www.edithpayer.com