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Auch alltäglich werden diese Orte von Fotografie besetzt. Fotografie macht dort Werbung, wird in Kombination mit Zahlen zum Sonderangebot, wird mit Worten und imperativen Texten zu Slogans aufgeladen. Die beteiligten KünstlerInnen wurden eingeladen, das Augenmerk ihrer Arbeit gerade dieser Kombinatorik von Fotografie und Text zu widmen und der konsumorientierten Wort-Bild-Welt 'künstlerische Verhältnisse' entgegenzusetzen, sie in den alltäglichen Werberaum zu schmuggeln, ihre Kunst für das Medium Großplakat in der Innenstadt zu veröffentlichen.

Thomas Haubner entwickelte seine Arbeit für die Plakatwand gegenüber einer der Dortmunder Tageszeitungen. Ausgehend von diesem Standort beschäftigt er sich mit Journalismus, Bildberichterstattung, Fakt und Fiktion. Wie in vielen seiner Arbeiten mit Fotografie, geht es um das Verhältnis von "Original" zu "Fälschung", von Ereignis zu Bildern und Worten, die dieses Ereignis beschreiben und im Beschreiben zwangsläufig immer auch verändern, fälschen, neu erfinden. Die Arbeit entsteht kurzfristig vor Ausstellungsbeginn, um nachrichtenaktuelle Themen und Motive einarbeiten zu können.

Stephan Köperl & Sylvia Winkler führen seit Beginn ihrer Zusammenarbeit 1997 eine Serie fotografisch dokumentierter Textperfomances in verschiedenen Ländern fort. Sätze des jeweiligen Sprachraumes werden durch die Inszenierung scheinbar unspektakulärer Situationen im öffentlichen Raum verborgen. Für "Stadtmitte, fixiert" legten Köperl & Winkler sich im Stuttgarter Stadtraum in Schaukästen, aus denen sie dann die Dortmunder Kreuzung Silberstraße / Ecke Martinstraße beobachten. Während einer Performance wurde zusätzliches Vokabular auf dem plakatierten Bildmotiv angebracht.

www.winkler-koeperl.net

Wolfgang Spanier greift in seinem künstlerischen Plakat am Kaufhof die in der Werbung beliebte direkte Ansprache des Publikums auf. Er nennt eine Telefonnummer und eine Emailadresse zur Kontaktaufnahme und fragt: "Hätten Sie das auch gekonnt?" Diese scheinbar einfache Frage führt in der Kombination mit dem Bildmotiv von drei jungen Mädchen zu immer neuen Fragen: Was hätte man können sollen? Da zu dritt rumsitzen? Mit den Dreien ins Tropenhaus gehen? Das Bild oder Video machen? Und warum überhaupt? Hintersinnig schafft Spanier ein Netz aus Bezügen, die zu keinerlei Auflösungen führen und thematisiert so sinnfällig in alltäglichen Werbestrategien enthaltene Tricks, läßt zugleich unterschwellig Vorbehalte gegenüber moderner Kunst aufscheinen. "Das hätte ich auch gekonnt!" - leicht gesagt und oft bemerkt, wenn man über Kunst redet.

Marina Thies vom Institut für Paradiesforschung (ipfo) orientiert sich ebenfalls an Werbestrategien. Ihre Großfläche - ein Hochstandort in der Hövelstraße - wirbt für das 1997 von Christina Dilger und Marina Thies gegründete Institut für Paradiesforschung (ipfo), das es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegenwärtige Paradiesvorstellungen zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem Teilprojekt des Instituts geht es um die Auseinandersetzung mit der Frage, wie denn das eigene Idealgesicht aussieht: "Was würden Sie an Ihrem Gesicht ändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?" Der Ausgangspunkt der Arbeit ist ein gleichmäßig ausgeleuchtetes, scharfes Foto eines Gesichtes (in diesem Falle das der Künstlerin), das digital so lange bearbeitet wurde, bis es dem gewünschten Gesicht entsprach.

Organisation und Idee: An Seebach und Harald Busch

Projekt im Rahmen des Monats der Fotografie im Ruhrgebiet 2001 Special zur Ersten Dortmunder Museumsnacht

Pressetext

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Stadtmitte, fixiert
Fotoarbeiten für Großplakatflächen in der Dortmunder Innenstadt
24 Std täglich
Organisation und Idee: An Seebach und Harald Busch

mit Thomas Haubner, Stephan Köperl & Sylvia Winkler, Wolfgang Spanier, Marina Thies