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Nach der Ausstellung Sprengels Picasso im vergangenen Jahr zeigt das Sprengel Museum Hannover im Sommer 2005 einen zweiten Schwerpunkt seiner hochkarätigen Sammlung: das Werk Marc Chagalls (1887-1985). Die Ausstellung umfasst mehr als 300 Werke: Neben Gemälden und Zeichnungen auf Papier wird dem einzigartigen Stellenwert der Grafik im Œuvre des Künstlers mit der Präsentation der bedeutendsten grafischen Zyklen, die der Künstler geschaffen hat, und zahlreichen Einzelblättern Rechnung getragen. Die Ausstellung illustriert die künstlerische Entwicklung Chagalls von seinem Frühwerk bis zu seinem Tod.

Das Sprengel Museum Hannover besitzt mit weit mehr als 400 schwarzweißen und farbigen Blättern von Marc Chagall eine der umfangreichsten Sammlungen des druckgrafischen Werks des russisch-französischen Malers. Mit wenigen Ausnahmen stammen alle Arbeiten aus der Sammlung von Dr. Bernhard Sprengel, der 1949 mit dem Erwerb seiner ersten Grafik von Chagall den Anfang für einen der wichtigsten Schwerpunkte seiner Sammlung setzte. Das grafische Werk Chagalls zeichnet sich durch seine technische Virtuosität und seine ganz eigenen Bilderwelten aus. Diese zweifellos populärste Form seiner Kunst ist durch Spontaneität und Poesie geprägt. Viele von Chagalls großen Grafikzyklen entstanden oft auf der Grundlage von Erzählungen oder auch dem Alten Testament. Die persönlichen Interpretationen der jeweiligen Einzelblätter zeigen, dass Chagalls Werke immer mehr als nur Illustrationen zum Text sind.

Zu den frühen Werken, die in der Ausstellung zu sehen sind, zählen etwa das Gemälde Der Stall von 1917, aber auch Chagalls erste Grafikfolge Mein Leben, die er 1922 in Berlin schuf. Diese Blätter befassen sich mit Chagalls Kindheit, seiner Familie, der Begegnung mit seiner späteren Frau Bella und seiner weißrussischen Heimatstadt Witebsk. Gemeinsam mit seinen Illustrationen zu Nicolai Gogols Roman Die toten Seelen sind diese frühen Grafiken von einer tiefen Sehnsucht nach Russland geprägt, das er 1922 endgültig verlassen hatte.

Die spätere Hinwendung zu religiösen Themen war für Chagall auch eine Verbindung seiner jüdischen Herkunft mit dem Christentum: Die Ausstellung des Sprengel Museum Hannover zeigt Radierungen zum Alten Testament (1931-39 und 1952-56) sowie die Zyklen Die Bibel (1956) und Exodus (1966). In dem berühmten farbenprächtigen Bilderzyklus Arabische Nächte (1948) – Illustrationen zu Tausendundeine Nacht – kommt besonders Chagalls Beschäftigung mit elementaren Themen wie Liebe, Trennung und Tod zum Ausdruck. Diese Bildwelten sind vom Zauber des Traumes und der Hoffnung geprägt und zeigen Chagalls Begabung im Umgang mit Farbe.

Pressetext

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Sprengels Chagall
Marc Chagall
Kuratoren: Norbert Nobis, Anna Müller-Härlin