press release only in german

Die Sonderausstellung präsentiert mit rund 100 Exponaten von Künstlern des 20. Jahrhunderts die Vielfalt und Geschichte des variablen Kunstwerks. Das transformable »Spielobjekt«, das in der Kunstgeschichte auch als »Variations-« oder »Partizipations-objekt« bezeichnet wurde, erlebte seinen Höhepunkt Ende der 1960er-Jahre vor allem in der konkret-konstruktiven und kinetischen Kunst. Ziel der Künstler ist, den Betrachter auf unterschiedliche Weise beim Entstehungs- und Transformationsprozess ihrer Kunstobjekte direkt miteinzubeziehen. Der Betrachter verändert die beweglich angelegten Kompositionen von Bildern, Reliefs und Skulpturen und wählt dadurch eine ihm genehme Konstellation. Das Publikum wird so zum direkten Akteur zwischen Künstler und Kunstwerk. Im Museum Tinguely bietet sich die einmalige Gelegenheit, viele der Werke im Rahmen von über 300 interaktiven, öffentlichen Führungen in ihrer Variabilität direkt zu erleben.

Pioniere des Spielobjekts In einem einführenden Kapitel zum transformierbaren Kunstobjekt werden Skulpturen aus den 1930er- und 1940er-Jahren vorgestellt, die das »Spielobjekt«, wie es in den 1960er-Jahren immer mehr in Mode kam, vorwegnahmen. Gezeigt werden bewegliche Arbeiten aus Holz und Metall der argentinischen Künstlergruppe Madí von Gyula Kosice und Carmelo Arden Quin sowie die ganz offensichtlich an ein Spielbrett gemahnende Skulptur Game des Briten William Turnbull. Neben frühen Arbeiten von Hugo Weber und Hans Erni zeigt auch die Skulptur Mobile von Le Corbusier, vornehmlich als Architekt bekannt, dass auch Schweizer Künstler in der Domäne des veränderlichen Kunstwerks innovativ waren.

Konkret-konstruktive Play Art Der Fokus der Ausstellung liegt auf den 1950er- bis 1970er- Jahren, in denen sich vor allem konkret-konstruktive Künstler auf unterschiedlichste Art mit der Thematik einer direkten Beteiligung des Betrachters auseinandersetzten. Sie entwickelten eine breite Palette an Techniken und nutzten verschiedene Materialien. Gezeigt werden beispielsweise frühe, bewegliche Reliefs von Karl Gerstner, Werke von Dieter Roth, Spielobjekte von Gerhard von Graevenitz, ein grosses Kugelbild von Paul Talman, der Große Drehflügel Serie E und die Vierkantrohre Serie DW von Charlotte Posenenske. Dieter Roth begann bereits in den frühen 1960er-Jahren damit, die strengen Ordnungsregeln der konstruktiven Kunst zu durchbrechen. So lassen sich im Dreh-Rasterbild durch Rotationsbewegungen visuelle Interferenzen wie in der Op-Art erzeugen. Im Gummibandbild wird der Bildträger mit orthogonal verlaufenden Nagelreihen zum Spielfeld: Der Benutzer, der durch Verspannen der Gummibänder an den Nägeln eine unendliche Vielfalt an Mustern und Formen bilden kann, wird zum Künstler und Kollaborateur einer Kunst für alle. Auch südamerikanische Künstler wie Carlos Cruz-Diez oder Mary Vieira, die transformierbare Skulpturen aus Holz oder Metall schufen, erklärten ihre partizipative Kunst sozialpolitisch. Italienische Künstler der Mailänder gruppo T, darunter Gianni Colombo, Gabriele Devecchi und Grazia Varisco, setzten sich intensiv mit den Themen Raum, Zeit und Bewegung auseinander. Auf Variscos Reliefs lassen sich magnetische Elemente und Bänder versetzen. Bei Colombos Superficie in variazione entstehen durch Hebel auf der Kunstfelloberfläche unterschiedliche Strukturen.

only in german

Spielobjekte - Die Kunst der Möglichkeiten

künstler:
Gianni Colombo, Le Corbusier, Gabriele Devecchi, Carlos Cruz-Diez, Hans Erni, Karl Gerstner, Gerhard von Graevenitz, Gyula Kosice, Hugo Weber, Dieter Roth, Paul Talman, Charlotte Posenenske, Dieter Roth, Carmelo Arden Quin, William Turnbull, Grazia Varisco, Mary Vieira ...