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Die Fotografische Sammlung im Museum Folkwang, Essen, präsentiert vom 20. Mai bis 30. Juli 2006 die Ausstellung „Speaking with Hands“ aus der Privatsammlung Henry M. Buhls, organisiert vom Guggenheim Museum, New York. Zentrales Motiv der New Yorker Sammlung ist die menschliche Hand, die Fotografen seit den Anfängen des Mediums als wichtige Quelle visueller Inspiration dient, ob als konkrete Darstellung in der Portraitfotografie, oder als Element der Gestik in der berichtenden oder konzeptuellen Fotografie.

Die Ausstellung im Museum Folkwang vereint 160 Fotografien aus der Zeit von 1850 bis 2003 von 150 international herausragenden Fotografen, wie u.a. Richard Avedon, John Baldessari, Hans Bellmer, Julia Margaret Cameron, Robert Capa, Maurizio Cattelan, Peter Hujar, André Kertész, Gustav Klutsis, Annie Leibovitz, El Lissitzky, László Moholy-Nagy, Eadweard Muybridge, Nadar, Shirin Neshat, Gabriel Orozco, Irving Penn und Sigmar Polke.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in englischer Sprache mit deutscher Texteinlage. 264 Seiten, davon 96 Tafelbilder.

Nach der im Januar erfolgreich beendeten Ausstellung über die fotografische Darstellung des Tieres ist die zentrale Frühjahrsausstellung der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwang erneut einer speziellen Thematik gewidmet. Das Phänomen der menschlichen Hand in der Fotografie wird in einer umfassenden motivgeschichtlichen Ausstellung nachgegangen, die vom Guggenheim Museum, New York, organisiert wurde.

Die Ausstellung macht deutlich, dass die mühelose Fähigkeit der Fotografie, das Fragment, das Detail und die flüchtigen Momente festzuhalten, von den ersten Anfängen des Mediums an die Darstellung der Hand gefördert hat. In der Ausstellung sind die Arbeiten in verschiedene historische Kategorien wie auch in thematische Sektionen gruppiert.

Alle Exponate stammen aus der umfangreichen Privatsammlung des New Yorker Sammlers Henry M. Buhl. Henry M. Buhl wurde durch den Kauf von Alfred Stieglitz' ikonischer Fotografie von Georgia O'Keeffes Händen zu dem Gedanken einer Sammlung inspiriert. Dieser erste Ankauf, Hands with Thimble (1920), ist das Kernstück einer Sektion, die dem "Portrait" gewidmet ist und in der u. a. Bilder von Edward Steichen, Berenice Abbott, Dorothea Lange, Edward Weston, Annie Leibowitz, Robert Mapplethorpe zu finden sind. Viele dieser "Portraits" ganzer Personen entstanden in der Absicht, nur durch die Hände etwas über die Berühmtheit, den Beruf, das Geschlecht, das Alter, oder die ethnische Zugehörigkeit des/der Portraitierten zu enthüllen.

Ein Teil der Ausstellung ist der Gestik gewidmet, entweder als Körpersprache des täglichen Lebens, in der verstärkten Rhetorik politischer Reden oder als theatralische Konventionen wie sie u.a. in der Pantomime auftritt. Zu sehen sind z.B. Arbeiten der Fotojournalisten Robert Capa und Elliott Erwitt sowie des Künstlers Robert Rauschenberg.

Daneben gilt die Aufmerksamkeit Arbeiten aus den 1920er bis 1950er Jahren, als Hände häufig in fragmentierter oder fetischisierter Form in Fotogrammen und Fotomontagen von Künstlern wie Herbert Bayer, André Kertész, El Lissitzky oder László Moholy-Nagy auftauchten. Viele dieser Arbeiten wurden im Kontext, oder unter dem Einfluss künstlerischer Bewegungen der Avantgarde, des Konstruktivismus, Surrealismus und des Bauhaus geschaffen.

Ein weiterer Teil der Ausstellung ist den letzten fünfundzwanzig Jahren gewidmet. Die meisten zeitgenössischen Arbeiten sind konzeptionell ausgerichtet und unterscheiden sich von früheren Fotografien durch ihr Großformat und den Einsatz von Farbe. Eine Reihe von Arbeiten dokumentiert beispielhaft den Zeitraum der 1970er Jahre, als viele Konzeptkünstler die Fotografie einsetzten. Dabei wurde die Hand häufig als Maßeinheit und als Mittel benutzt, mit dem der Künstler sich in Beziehung zur Entstehung seines Werks setzte. Andere, später entstandene Fotos, sind Reflexionen der Lust am Risiko und am Grotesken, als Künstler begannen, Performancegesten in die Darstellung des Körpers (in der Regel ihres eigenen) zu integrieren. Die Werke der 1980er Jahre belegen das Interesse an der visuellen Darstellung von Sprache. Diese Arbeiten, die sich Mediendarstellungen von Handgesten aneignen, oder fotografische Bilder und Texte nebeneinander stellen, bilden den Auftakt zu konzeptionell ausgerichteten Arbeiten der 1990er Jahre, z. B. von Barbara Kruger, Gregory Crewdson, Nan Goldin, Andreas Gursky, Sarah Charlesworth, Paul McCarthy, Vik Muniz, Bruce Nauman, Jenny Saville und Glen Luchford, Shirin Neshat und Gabriel Orozco.

SPEAKING WITH HANDS wurde kuratiert von Jennifer Blessing, Projektkuratorin, Solomon R. Guggenheim Museum. Die Ausstellung wird von einem Buch in englischer Sprache begleitet, dem ein deutschsprachiger Textauszug beigelegt ist.

Die Station dieser Schau in Essen entstand aus dem gemeinsamen Interesse des Museum Folkwang und FSB, Brakel. FSB hat nicht nur die finanzielle Realisierung der Ausstellung ermöglicht, sondern im Laufe ihrer 125-jährigen Firmengeschichte immer wieder die kulturelle und philosophische Auseinandersetzung mit der Hand gesucht. Für FSB macht insofern das Aufzeigen der kommunikativen Bedeutung der fotografisch dokumentierten Hand den besonderen Wert der Ausstellung aus.

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