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Überall ist Klang - SOUND//BYTES macht aufmerksam auf Un-Gehörtes.

Die kommende Ausstellung im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst benutzt den Begriff des Soundbytes, um sich mit der künstlerischen Erforschung neuer Klangmaterialien sowie mit elektroakustischen Konzepten und Installationen zu beschäftigen, die bewusst Tonfragmente und digitale Technologien als Basis der klanglichen Gestaltung verwenden.

Die ausgewählten künstlerischen Werke sind konsequente Untersuchungen unterschiedlicher Klangmaterialien, -qualitäten und -parameter. Dabei geht es weniger darum, ungehörte Klänge oder neue musikalische Strukturen zu erfinden, vielmehr werden vorhandene Materialen verwendet, hinterfragt, umgeformt, überlagert, umgenutzt und in einen ungewohnten Kontext gestellt. Installationen, Performances, Präsentationen, akustische Spaziergänge und Interventionen in der Stadt Oldenburg bieten dem Besucher vielfältige Möglichkeiten, die Beiläufigkeit von Schall, Geräuschen, Rhythmen, Frequenzen und elektromagnetischen Feldern zu hinterfragen und alltägliche Situationen akustisch neu zu entdecken.

Das Soundbyte steht für die kleinste digitale, audiolinguistische Einheit und dient als Grundlage für Strategien des Sampling, der Transformation und der Re-Kontextualisierung. Neue Dimensionen des akustischen Raumes werden durch digitale Kommunikationsmedien erschlossen und eröffnen ungewöhnliche Hörerfahrungen. Impulse bekommt die Kunst gegenwärtig durch die Einbindung neuer Medien der mobilen Kommunikation. Sie begegnen uns alltäglich: mobile Telefonie, Internet, Wireless LAN und GPS. Im Gegensatz zur Situation im Konzert erlebt der Zuhörer durch Mobilität und Interaktivität neue, sich überlagernde, elektroakustische Klang- und Datenräume, die durch digitale Apparaturen und Techniken geschaffen werden.

Jens Brand (D) In seiner Installation und seinem Vortrag am 8. März 2007 stellt uns Jens Brand seine neueste Version aus der Serie des „G-Players“ vor, der im Prinzip wie ein regulärer Compactdisc- oder Schallplattenspieler funktioniert, mit dem man allerdings nicht die Rillen einer Schallplatte, sondern per Satelliten die Oberfläche der Erde virtuell abtasten kann. Diese Information wird in Sound umgesetzt. „G-Turns“ ist das Online-Projekt, das in Oldenburg am 2. März 2007 seine Premiere feiern wird. Zur Eröffnung der Ausstellung wird man die Möglichkeit haben, Strecken der Erdoberfläche, die man gerne hören möchte, auszuwählen und die Klänge kostenlos unter www.g-turns.com herunter zu laden.

Carl Michael von Hausswolff (S) Für Carl Michael von Hausswolff, der an der Schnittstelle von bildender Kunst, experimenteller elektronischer Musik und Performance arbeitet, sind feine Interferenzen im Stromnetz oder Störungen, die sich auf dem Wege der technischen Kommunikation ereignen, formbares Ausgangsmaterial für seine akustischen und visuellen Umsetzungen. In seinen Installationen RADAR und SPIRICOM und in dem Konzert „Circulating over Square Waters“ am 2. März 2007 wird er diese zu Gehör bringen.

Yunchul Kim (KR/D) Yunchul Kim macht für den Besucher die unzähligen Codes eines Datenstroms in Echtzeit seh- und hörbar. ASCII Zeichen und Töne formen einen eigenen Organismus in Wellenformen, der die Aktivitäten des Servers spiegelt und somit für uns wahrnehmbar wird.

Thomas Köner (D) In seiner Videotriologie „Péripheriques“ verzaubert Thomas Köner den Betrachter durch sich überlagernde Soundscapes und Bilder urbaner Straßenszenen aus drei globalen Metropolen. In der Ausstellung wird der erste Teil "Harar (annicca)" zu sehen sein, bei dem Bild und Tonüberlagerungen miteinander korrespondieren und Originaltöne vom gefilmten Ort sich mit imaginierten Klängen mischen.

Christina Kubisch (D) Christina Kubisch lädt die Besucher von SOUND//BYTES ein, die elektromagnetischen Felder der Stadt Oldenburg mit einem speziellen Kopfhörer akustisch zu entdecken. Auf einem Plan wurden von ihr besonders typische oder besondere Klangorte der Innenstadt von Oldenburg markiert. Der Spaziergänger erlebt eine individuelle Klanglandschaft - hervorgerufen durch z.B. Sicherheitssysteme, elektrische Einrichtungen oder mobile elektronische Geräte - die er aufnehmen und auf DVD gebrannt mit nach Hause nehmen kann.

Akitsugu Maebayashi (J) Auch Akitsugu Maebayashi überlagert zeitlich und räumlich Wahrnehmungsebenen, indem er das Echo eines Metronoms, das er bei einem Spaziergang durch Oldenburg binaural aufzeichnet, mit dem Live-Geräusch des Metronoms in der Ausstellung konfrontiert und überlappen lässt. Binaurale Aufnahmen sind „Stereo“-Aufnahmen mit besonderer Aufnahmetechnik, die mit Kopfhörern die beste Möglichkeit bieten, einen räumlichen Höreindruck realitätsnah zu reproduzieren.

Kaffe Matthews (GB) Kaffe Matthews ermöglicht, im Gegensatz zum mobilen Zuhören (Podcasting) oder der starren Sitzhaltung in einer exklusiven Konzertsituation, eine andere Form des Hörens: Liegt der Besucher im „Sonic Bed“, werden Klangqualitäten von experimenteller elektronischer Musik durch den ganzen Körper fühlbar.

micromusic (CH) Die Schweizer Gruppe micromusic hat mit ihrer Internet-Plattform und ihren Performances viele Freunde aus dem Bereich der Computerspielszene gefunden, denn sie komponieren mit Gameboys oder alten Atari-Konsolen. Die Erschaffer dieser Low-tech-Music-Community, carl (Gino Esposto), wanga (Paco Manzanares) und bacon (Michael Burkhardt), jammen sich in ihrem Konzert am 16. März 2007 mit Gameboys, Mini-Samplern und Laptops durch micromusic-, aktuelles Pop- und found-footage-Material und haben so schon manches Ohr in Extase und Tanzbein in Schwingung gebracht. Nach mehr als 2 Jahren Pause sind die 3 Freunde nun zum ersten Mal wieder live zu erleben - in Oldenburg im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst.

Annina Rüst (CH) Die Stipendiatin des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst im Jahr 2006, Annina Rüst, entwickelt ein Sound-Remixing System, bei dem in Räumen und öffentlichen Orten mit WLAN der Computer als Klanginstrument benutzt werden kann. Sie benutzt VoIP-Software, um ihre Interventionen im Stadtraum durchzuführen. Der Spaziergang durch die Stadt oder die PC-Arbeit in öffentlichen Räumen entwickelt sich zu einem akustischen Erlebnis, das zum vorherrschenden Bestandteil eines Gesamtszenarios aus Umgebung, Situation und körperlicher Aktion wird. Der performative Charakter dieser künstlerischen Aktionen verweist dabei auf eine zentrale Kategorie der elektroakustischen Kunst: das Flüchtige und Ephemere, die in Verbindung mit Begriffen wie Präsenz, Vergegenwärtigung und Konzentration für ein medienkritisches Bewusstsein von zentraler Bedeutung sind.

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SOUND//BYTES_elektronische und digitale Klangwelten
Kuratorinnen: Sabine Himmelsbach, Katrin Werner

mit Jens Brand, Carl Michael von Hausswolff, Yunchul Kim, Thomas Köner, Christina Kubisch, Akitsugu Maebayashi, Kaffe Matthews, micromusic , Annina Rüst