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Die Ausstellung von Sophie Gogl wird bis zum 27.06.20 verlängert.

Sophie Gogl 'Ich war's nicht'

22.02.2020 - 27.06.2020

Lange Zeit war es das alleinige Privileg der Malerei, Bilder zu erzeugen. Heute muss sie mit einer Vielzahl anderer Medien um diese Form der Weltwahrnehmung und Realitätserzeugung konkurrieren. Nie war es einfacher und damit gleichzeitig schwerer ein Bild herzustellen als heute. Die Tiroler Künstlerin Sophie Gogl findet ihre Vorlagen meist im Netz, wobei sie sich häufiger auf Motive aus den Medien, Filmen oder der Werbung, auf Piktogramme und Memes als auf historische Malerei bezieht. Es geht ihr weniger um die Motive selbst als um die Mechanismen ihres Auftauchens und Verschwindens im Datenstrom. Ihre Malweise ist ebenso virtuos in der Anpassungsfähigkeit, mit der sie jede Form und jeden Stil aufnehmen kann, wie laissez faire mit Interesse an Trash. Die Ökonomie ihrer Bilder beinhaltet sowohl Identifikation mit ihren Arbeiten, als auch Distanzierung. Sie investiert nur so viel, wie es braucht, das Bild gut aussehen zu lassen, als wäre die Malerei ein neues Outfit für einen großen Auftritt, eine Kollektion, die man auch wieder ablegen kann. Die flüchtige Machart und Auflösungserscheinungen, die der Kunst heute attestiert werden, sind kein Qualitätsverlust, sondern die ausgeprägte Fähigkeit, sich auf andere Formen und Bilder hin zu öffnen, diese quasi in sich aufzunehmen und durch sich hindurch fließen zu lassen. Wechselnde Oberflächen geben den prekären, durchs Netz vagabundierenden Bildern einen provisorischen Ort, der weniger von dem individuellen Wollen der einzelnen Künstlerin bzw. des einzelnen Künstlers durchdrungen ist, als vielmehr von vielen Subjektivitäten meist anonymer Bildproduzenten.

„Ich war's nicht“. „Fecit“ oder „pinxit“ hieß es früher: „er (sehr viel seltener sie) hat es gemacht oder gemalt“. Bei welcher Wendung fühlt sich dieses Ich ertappt, das immer noch laut und deutlich „ich“ sagen kann? Die neuen Arbeiten Sophie Gogls für Schwaz speisen sich nicht direkt aus dem Netz, aber sie sind trotzdem von der rasanten Beschleunigung betroffen und der damit einhergehenden Fragmentierung der Systeme der Kunst. Der Kunstkritiker Pablo Larios spricht in Bezug auf das gegenwärtige Kunstschaffen von „touch-and-go-Eklektizismus“. Sophie Gogl lädt ihre Bilder einerseits psychologisch auf, pusht ihre Intensität. Andererseits verwendet sie einfachste Materialien aus Billigläden und weist, wenn man dem Titel glauben schenken darf, die Autorschaft zurück. Sie zündelt und löscht und sie benennt die Amplituden zwischen Energie und Ermattung mit der Direktheit eines Popsongs. In der Galerie zeigt sie Arbeiten mit eigenem Text, von dem man sich nicht sicher kann, ob er nicht doch aus einer oder mehreren anderen Quellen stammt. Sie präsentiert ihre neuen Serien in Tupperware und auf großen gerahmten Holztafeln. Beides gleichsam Container für Inhalte, sowie Hinweis auf das historische, transportable Tafelbild, von dem aus die Bilder in Bewegung geraten sind. Die Künstlerin schenkt ihren Arbeiten die größtmögliche Aufmerksamkeit, aber sie läßt sie auch wieder gehen, entlässt sie in den unablässigen Flow der Daten, der jede Regung unweigerlich in kommerziell verwertbare Informationen umwandelt. Nicht eskapistisch, sondern illusionslos vermessen ihre Arbeiten das Weiße Rauschen zwischen Bildern und Malerei, um zu sehen, an welchen fein abgestimmten Reglern sich noch drehen ließe.