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Sophia Pompéry's Videoarbeiten, Installationen und Objekte bewegen sich zwischen Wahrnehmungserweiterung und Vanitas. Sie zeigen Motive, die eigentlich nicht sichtbar sind, für ein paar Momente ist es dem Betrachter möglich, sich an zwei Orten gleichzeitig zu befinden, der Zeit ein Schnippchen zu schlagen und an einem transitiven Prozess teilzunehmen.

In der Arbeit „still water“ verwendet die Künstlerin das Motiv der Spiegelung, die es möglich macht, Dinge zu sehen, die sich außerhalb des Wahrnehmungshorizonts befinden. Botschaften aus einer anderen Dimension reichen ins Sichtfeld herein und stellen den Betrachter vor die Frage, was wirklich zu sehen ist. Die Videoarbeit zeigt eine dunkle Tischplatte, mit verschiedenen Gegenständen.

Diese Darstellungsweise erinnert sehr an klassische Stillleben, der Betrachter kann sich ganz der ruhigen, strukturierten Komposition hingeben. Doch dieses Stillleben wird transformiert, der Bildraum gerät in Bewegung. Eine Hand trägt mit einem Pinsel Wasser auf die Tischfläche auf. Durch die Verkürzung der Kameraperspektive wirkt das Wasser wie ein Rechteck inmitten des ebenfalls rechteckigen Bildausschnittes; wie ein gerahmtes zweites Bild. In der Spiegelung des Wassers sieht man ein Fenster. Darin hängt ein Glaskolben, in dem sich wiederum alles spiegelt. Das Sehen wird potenziert, gleich zweifach entsteht ein Bild, das sich außerhalb des Tisches befindet, welches sich zugleich ständig verändert. Erst das Schrumpfen, das Verdunsten des Wassers entzieht den Blick auf das Draußen. In der temporären wie ikonographischen Lücke zwischen zwei Momenten erhält „still water“ seine Faszination – doch das Überschreiten der Bildgrenzen ist der Vergänglichkeit verhaftet.

Spiegelung und Momentaufnahme finden sich auch in der Videoarbeit „kawala play“. Zu sehen ist eine wachsende Seifenblase, die beim Spielen einer Flöte – einer ägyptischen Kawala – entsteht. Spannend ist die Beziehung zwischen Ton und der Entstehung einer schlichten Seifenblase, die selbst wieder zur Projektionsfläche wird und den umgebenden Raum sichtbar werden lässt – natürlich nur solange, bis die Blase platzt.

„Still“ – noch; gerade eben entsteht eine Welt, die ein paar Momente später schon nicht mehr zu sehen ist und gerade durch ihre völlige Gegenwärtigkeit besticht. Die Realität wird reflektiert, verkehrt sich, steht Kopf. Zeit und Raum, Sichtbarwerden von Raum und Bewegung in der Zeit sind klare Motive, die sich durch Pompérys Arbeiten ziehen. Sie faszinieren durch ihre Einmaligkeit und durch die Möglichkeit, dem Betrachter eine individuelle Moment-Aufnahme zu ermöglichen. Sophia Pompérys Videoarbeiten und Installationen überraschen den Betrachter, werfen immer neue Fragen auf und manifestieren die Brüchigkeit der Wahrnehmung. Um es mit dem Titel einer weiteren gezeigten Arbeit zu formulieren: „Don’t worry, I will find you a new problem.“

(Madeleine Potganski)

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Sophia Pompery
Still