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Sonja Alhäuser (Erdgeschoss)

Schon zu Beginn des Jahres haben wir Arbeiten von Sonja Alhäuser in der Gruppenausstellung “Nicht mit Steinen werfen” gezeigt. In der Einzelausstellung “Mitten ins Herz” präsentiert sie nun eine Wandarbeit, in Form eines Seifenfrescos sowie eine Installation und Zeichnungen.

“Die Kunst von Sonja Alhäuser ist ein durch und durch sinnliches Unternehmen und zielt geradewegs mitten ins Herz. Die visuelle Rhetorik ihrer Zeichnungen und der Malerei mit unkonventionellen Materialien (wie Schokolade oder Seife) ist geprägt von der Spannung zwischen der sinnlichen Opulenz und einem nicht abzubildenden System gedanklicher Ordnungsbezüge.

Der visuelle Ertrag dürfte jedoch sicherlich eher noch durch den praktischen, als den gedanklichen Nachvollzug der Vorgänge gesteigert werden, handelt es sich doch vornehmlich um Ereignisbilder mit narrativen Komponenten.

Der einzige Blickpunkt wird durch das Angebot einer Vielzahl ersetzt. Dies fordert der Wahrnehmung labyrinthische Wege ab und macht die Verwandlung, das Werden und Vergehen zum eigentlichen Grundmotiv der Bilder.

Die Intensität des Werkes von Sonja Alhäuser wurzelt auf vereinnahmende Weise im Prozess des eigenen Erlebens und der Transformation des Subjektiven.

In ihrer ersten Einzelausstellung in der Galerie Anita Beckers findet der Besucher, die Besucherin einen Schießstand vor und kann sich in der Kunst des Wasser-Pistolenschiessens üben. Als Ziel steht ihnen ein neun Meter langes Wandbild mit einem facettenreichen Reigen zwischenmenschlicher Beziehungskonstellationen zur Verfügung, dessen Grundierung aus einer Seifenschicht besteht.

Doch nicht nur die diversen Beziehungen gehen dabei möglicherweise zu Bruch wahrscheinlich waren sie sowieso nicht mehr zu retten - auch das Tafelbild wird einer Alterung im Zeitraffertempo unterworfen und entwickelt in kürze eine altmeisterlich erscheinende Patina. Die auratisch verklärte Kunst reibt sich an ihrem Verfallsdatum, die Autonomie gerät in das Visier ihrer gesellschaftlichen Relevanz und die Konfrontation Betrachter / Werk wird aufgelöst in der tatsächlichen Partizipation des Rezipienten am künstlerischen Prozess.

Ihre Bilder legen davon auf hintergründige bis humorvolle Weise Zeugnis ab. Aus einer vorbehaltlos kreativen Wahrnehmung erscheint der charmant wie akribisch erzeugte Kreislauf des Lebens in all seinen ereignishaften Segmenten als ein unablässiger Prozess, in dem lustvolle Heiterkeit und elementares Wissen von der existentiellen Vielfalt der Welt miteinander verschmelzen.” (Harald Uhr)

Patrycja German (Videospace)

Patrycja German hat in diesem Jahr ihr Studium als Meisterschülerin bei Ernst Caramelle an der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe abgeschlossen.

In ihrer ersten Einzelausstellung werden in unserem Videospace verschiedene Videoarbeiten der letzten zwei Jahre gezeigt, wie beispielsweise ”Aoux” (siehe Einladungskartenmotiv), ”Barszcz”, ”Du und keine andere”, ”Früherbst”, ”Warum ich keine Ballerina wurde” u.a.

“Meine Arbeiten sind Skizzen, nichts Großes, keine Geheimnisse, keine Belehrungen. Sie sind Selbstbeobachtung, eine Reflexion auf das eigene Ich; Notate aus dem persönlichen, privaten Bereich, ohne erzählerischen Fluss. Ich bin auf der Suche nach Bildern, die Einsichten in die Realität des Menschen erlangen lassen: Trauer, Lebenskraft, Eros, Elend. Dabei glaube ich an die subversive Kraft des Fragens, auf störrische, unablässige Weise, als wäre in der Tat eine zufriedenstellende Antwort möglich. Tatsächlich ist es immer eine Gratwanderung: die Frage ist, wie weit muss ich gehen, um eine Sache von mir selbst zu abstrahieren, um sie auf Allgemeingültigkeit zu überprüfen?

Was passiert, wenn man an der Stelle weitermacht, an der etwas auf gewöhnlicher Weise beendet wird, wenn man darüber hinausgeht, wo man sonst immer aufhört ? Was passiert, wenn man trotz des vorprogrammierten Scheiterns sich der Situation, der tiefsitzenden Angst vor dem Versagen stellt ? Werden wir bedrängt oder überwältigt von den seelischen Zuständen unseres Gegenübers?

Ich beobachte die Obszönität des öffentlichen Bekenntnisdrangs auf der einen Seite und gleichzeitig eine große Scheu vor dem Offenlegen der Gedanken und Gefühle auf der anderen Seite.

Mein Körper ist nicht, wie er bei einer Schauspielerin oder Tänzerin sein sollte: passiv reagierend, als ob er im Moment der Kreation nicht existierte, sondern bietet viele Widerstände, führt mich an meine Grenzen.

Ich beschränke mich bewußt auf die elementare Wirkung einfachster Bewegungsabläufe und konzentriere mich auf eine Idee, verzichte auf illustrierende, unterhaltsame Elemente und missachte somit die Erwartung des Publikums im Hinblick auf dramaturgische und spektakuläre Momente. Rhythmische Übungen, endlose Wiederholungen, einfachste Handlungen- sie sind wie Muster oder Rituale alter Kulturen, sie versetzen Performer und Publikum zusammen in einen anderen Geisteszustand, weg vom Alltagsbewußtsein. Das ermöglicht dem Betrachter, Zusammenhänge zu erspüren, das nicht ganz Greifbare hinter dem bloßen Klischee einer Figur. Selbstdarstellung als Ausgangspunkt wird nach und nach aufgelöst. Mein Ziel ist es, die Gegensätze zu entschärfen, bis es keinen Unterschied zwischen Abstraktion und Figuration gibt und Posen und Poesie zusammenfallen. Und ein Zustand ohne Absicht erreicht ist.” (Patrycja German)

Die Künstlerinnen werden beim Eröffnungsabend anwesend sein.

Pressetext

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Sonja Alhäuser “Mitten ins Herz”

Patrycja German “Liebe Sex Karriere Glück”