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In der Gruppenausstellung Shining zeigen wir Positionen von sechs KünstlerInnen, die mit ihren Werken Stimmungen in einer Ambivalenz zwischen Wahrnehmung und Betrachtung inszenieren.

In PauleHammers Werk korrelieren Bild und Wort, Abstraktion und Comic mit Öl, Latex und Stoff-Fetzen, mit Teppichgrund und Bauschaum, mit Alufolien und Knetmasse, mit Papieren und grundierter Leinwand...Häufig arbeitet der Künstler mit seriellen Bildfolgen, stellt sie aus größeren Papierarbeiten oder kleinen quadratischen Ölbildern immer wieder neu zusammen. Dabei treten Malerei, Zeichnung und Objekte miteinander in Beziehung, tauschen ihre Funktionen, begegnen und attackieren sich, bilden einen Kunstraum, der sich ständig weitet und hinausgreift in die wirkliche Welt, aus der der Künstler seine Anregungen bezieht. Wie ein Magier bewegt sich Paule Hammer in diesem Raum, hantiert mit Versatzstücken aus der Wirklichkeit, holt sie in die Kunst, sie zu drehen und zu wenden, neu zu befragen. In der Ausstellung wird das neue Installationswerk „Auto“ gezeigt, eine 1:1 Replik eines Rennwagens gebaut aus Fundstücken in unterschiedlichen Materialien.

Izima Kaorus Landscapes with a Corpse kennzeichnen sich durch ihr High-End Styling, perfektem Make-Up, klassisch schönen Gesichtern und Körpern sowie vor allem eine sorgfältige Inszenierung und Choreographie unzweifelhaft als Modephotografie. Kaorus Figuren präsentieren sich kaum als Entsagende, vom Leben abgewandte, dennoch gibt Izima Kaoru zu bedenken, dass ihnen das Vortäuschen des Todes dabei helfe, diesen zu akzeptieren. In Landscapes with a corpse wird die Auflösung der Figuren durch den Einsatz verschiedener Blickwinkel erreicht, Panorama- oder Luftaufnahmen wechseln mit Close Ups. Jede Gruppe von Fotografien kann aber auch in umgekehrter Reihenfolge gelesen werden. Lenkt man den Blick vom Körper weg, tut sich eine Alltagswelt von Apartmentgebäuden (in denen vermutlich das Leben weitergeht) auf, von Telegrafenmasten und Stromleitungen, öffentlichen Parks und Hinterhöfen, in denen der Leichnam selbst kaum zu bemerken ist.

Johannes Rochhausen, geboren 1981, studiert seit 2003 an der HGB in Leipzig, seit 2005 bei Prof. Neo Rauch. Rochhausen malt Interieurs, die sein Atelier aus verschiedenen Blickwinkeln zeigen, manchmal mit Portraits mit Personen aus seinem Bekanntenkreis. Er verwendet Eitempera und Ölfarben in einer reduzierten Farbskala aus hauptsächlich mit braun/weissen Tönen. Die Farben werden mehrschichtig aufgetragen, die anfängliche Bildkomposition reduziert Rochhausen bis zum Ende der Schichtung. Seine Interieurs vermitteln das Gefühl vergangener Präsenz. In der Ausstellung werden Interieurs und Portraits gezeigt, u.a. seine Arbeitswand mit Sofa und Ateliertür.

Paul Winstanley malt nach von ihm photographierten und gefilmten Photographien und Video-stills Aufenthaltszimmer, Lobbys, Verhörzimmer, T.V. rooms, Flure von öffentlichen Einrichtungen, Lounges, etc. Diese Bilder sind Interieurs, Räume ohne Menschen aber mit der Präsenz menschlicher Existenz und menschlicher Dramen. Es sind Details von Räumen in denen wir sitzen, uns aufhalten, warten, die wir benutzen. Die Bilder stellen reale Plätze dar, die aber durch die jeweiligen Vorstellungen der Betrachter wie Urbilder unserer persönlichen und kollektiven Erinnerungen wirken. Für den Betrachter ist es eine Einladung sich als Subjekt in diesen Bildern zu sehen. Die neueren Arbeiten binden perspektivisch erstmals Natur ein. So auch das grossformatige Gemälde „Arcadia“, das einen Jäger vor einem entlaubten Wald zeigt, im Hintergrund ist eine Hochhaus Silhouette angedeutet.

Philipp Lachenmanns Photographien des San Andreas Fault Project sind entlang dieses Bruches entstanden. Die kalifornische San Andreas Fault ist eine tektonische Spalte, die entsteht, weil die Pazifische Platte an der amerikanischen Kontinental Platte vorbei treibt. Bei den Aufnahmen wurde eine Großbildkamera in Abständen möglichst exakt auf die vorab in Zusammenarbeit mit Geologen und vor Ort mit Rangern ermittelte "Fault-Line" positioniert und dort dann ein Photo entlang der "imaginären Trennung" gemacht. In manchen Aufnahmen ist die Spalte bzw. ihre Anwesenheit deutlicher sichtbar, in manchen weniger. Immer jedoch steht die Kamera geographisch genau auf der ober-/unterirdisch verlaufenden Bruchstelle.

Juliana Ortiz, geboren 1976, legte ihr Malereidiplom 2004 an der HGB Leipzig bei Professor Gille ab. Verbindendes Element ihrer oftmals witzigen, handwerklich verblüffenden Malerei ist die Auseinandersetzung mit eigener Erinnerung, mit Abschiednehmen und Rückkehr; alltägliche Erlebnisse bestimmen dabei den künstlerischen Prozess immer wieder neu. Sie zeigt, dass sie frei genug ist, Grenzen zu überschreiten, zu probieren, groß und klein zu arbeiten, ausschnittartig, Materialien mischend, künstlerische Zugriffe variierend. So stehen neben kleinen „Musterbildern" Porträts, Interieurs und Figuren-Szenen. Die Bilder von Juliana Ortiz umschreiben Erinnerungen und deren Wahrnehmung sehr genau: opulent und mit guten Gefühlen versehen, bruchstückhaft, ja detailartig, als großes Bild oder nur als das Aufscheinen eines Momentes.

Pressetext

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Shining

mit Paule Hammer, Juliana Ortiz, Johannes Rochhausen, Izima Kaoru, Paul Winstanley, Philipp Lachenmann